Mobile Verbindung lahmt

Europäer ohne 4G-Netzzugang

26. Juli 2013, 10:45 Uhr | Elke von Rekowski
Ärger im Urlaub: In vielen Orten in Europa gibt es keinen schnellen Zugang zum mobilen Internet (Jonas Glaubitz - Fotolia.com).

Böses Erwachen zur Ferienzeit: In vielen Urlaubsorten innerhalb der EU können die Gäste kaum damit rechnen, einen schnellen Zugang zum mobilen Internet zu erhalten, wie jetzt eine aktuelle Studie der EU-Kommission zeigt.

Demnach haben drei von vier EU-Bürgern keinen 4G-/LTE-Netzzugang an ihrem Wohnort, und auf dem Land gibt es praktisch überhaupt keinen Zugang zur Mobilfunktechnik der 4. Generation (4G). Zum Vergleich: In den USA können bereits über 90 Prozent der Bevölkerung moderne 4G-Netze nutzen.

Innerhalb Europas sind bislang nur Deutschland, Estland und Schweden beim 4G-Ausbau vorangekommen. Die drei Mitgliedstaaten Zypern, Irland, Malta hingegen haben überhaupt kein 4G-Netz. In anderen Ländern der EU existieren in ländlichen Gebieten praktisch überhaupt keine 4G-Netze. Insgesamt hat Europa kaum fünf Prozent der weltweiten 4G-Verbindungen und 4G-Nutzer vorzuweisen. »Das ist volkswirtschaftlich nicht vertretbar. Außerdem bedeutet es, dass Europäer in ländlichen Gebieten, aber auch Urlauber wie Bürger zweiter Klasse behandelt werden«, sagt Neelie Kroes, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission.

Die Zukunft für die mobile Datennutzung sieht Kroes in düsteren Farben: »Die Netze in der EU stehen am Rande des Zusammenbruchs. Der weltweite Mobilfunkverkehr wird voraussichtlich um 66 Prozent pro Jahr zunehmen. Internetfähige Mobiltelefone sind überall, und die Leute wollen damit auch Videos anschauen. Werden nicht bald mehr Funkfrequenzen zur Verfügung gestellt, dann werden die Netze zusammenbrechen.«

Die EU sei nicht schuld an diesen Missständen. Sie habe angesichts der explodierenden Nachfrage nach Datendiensten hat die EU riesige Frequenzbereiche verfügbar gemacht, um den Bedarf der drahtlosen breitbandigen Hochgeschwindigkeitsnetze zu decken. Allerdings erfolgt die eigentliche Zuteilung der Frequenzen auf nationaler Ebene. Und Probleme in den Mitgliedstaaten haben zu Verzögerungen bei den Verfahren und der Erteilung der Genehmigungen geführt. Außerdem steht den Mobilfunkbetreibern, nachdem sie sich die Nutzungsrechte in Frequenzversteigerungen gesichert haben, nur wenig Geld für den eigentlichen Netzausbau zur Verfügung. Auch angesichts der Fragmentierung in 28 nationale Märkte führt dies letztlich dazu, dass die Mobilfunkbetreiber gar keine reale Möglichkeit haben, eine EU-weite Mobilfunkstrategie zu verfolgen.

Die Leidtragenden seien die Nutzer und die EU gerate international in Rückstand. So haben Unternehmen in einem EU-Land mitunter 50 Mal höhere Kosten als in einem anderen EU-Land. Im Durchschnitt seien Frequenznutzungsrechte in der EU fast viermal so teuer wie in den USA. »Wenn ein Land die Unternehmen bei Frequenzversteigerungen zu sehr zur Kasse bittet, schadet es letztlich der eigenen Wirtschaft«, warnt die EU-Kommission. Denn die hohen Auktionspreise bedeuten, dass die Unternehmen die hohen, für den Netzausbau erforderlichen Investitionen von 27 Milliarden EUR dann nicht mehr aufbringen können. Zudem bremst der verzögerte Netzausbau auch die Wirtschaftstätigkeit und es entfallen Steuereinnahmen, die sonst aus solchen neuen Tätigkeiten in die Staatskassen fließen würden.


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