Schluss mit dem Ladgerät-Verhau

Europäische Union: Im nächsten Jahr einheitliche Ladegeräte für Handys

29. Juni 2009, 14:33 Uhr | Bernd Reder
Gerätschaften wie diese will die EU in Europa überflüssig machen. Ab 2010 gibt es einen einheitlichen Stecker für Ladegeräte von Mobiltelefonen.

Ab dem kommenden Jahr sollen in Europa Handys auf den Markt kommen, die sich mit jedem Akku-Ladegerät »vertragen«, auch solchen von Konkurrenten. Die führenden Mobiltelefon-Hersteller kommen damit einer Regelung der Europäischen Kommission zuvor.

E-Mails an die Kollegen à la »Wer kann mir schnell ein Ladegerät für ein Nokia E71 leihen?« sollen künftig der Vergangenheit angehören. Denn ab 2010 wollen die Hersteller von Mobiltelefonen und ICs für mobile Geräte mit einem Ärgernis sondergleichen im Bereich Mobiltelefonie aufräumen: inkompatiblen Ladegeräten.

Zehn Hersteller haben sich gegenüber der EU-Kommission in einem Memorandum of Understanding dazu verpflichtet, den Wildwuchs bei Steckern für die Stromversorgungen zu beenden. Im nächsten Jahr sollen sich Mobilgeräte einheitlich über eine Mini-USB-Schnittstelle an Ladegeräte andocken lassen.

Dann kann der Nutzer Komponenten unterschiedlicher Hersteller verwenden, etwa ein LG-Smartphone mit einem Netzgerät von Nokia aufladen. Das Memorandum haben zehn Firmen unterzeichnet: Apple, LG, Motorola, NEC, Nokia, der Chip-Hersteller Qualcomm, Research In Motion, Samsung, Sony-Ericsson und der Halbleiter-Spezialist Texas Instruments. Der taiwanesische Hersteller HTC fehlt dagegen (noch) auf der Liste.

EU drohte mit Regelung

Die zehn Firmen kommen damit einer Regelung der Europäischen Kommission zuvor. Diese hatte gedroht, die Anbieter notfalls dazu zu zwingen, eine einheitliche Schnittstelle in ihre Geräte zu integrieren.

Die Argumentation der EU: Nutzer unterschiedlicher Mobiltelefone benötigen künftig nur noch ein Ladegerät. Das entlaste die Umwelt und bedeute für die Besitzer solcher Geräte eine deutliche Erleichterung, auch in finanzieller Hinsicht.

Derzeit gibt es laut EU mehr als 30 unterschiedliche Typen von Ladegeräten. Durch das Entsorgen alter Systeme entstünden pro Jahr mehrere Tausend Tonnen Elektronikschrott. Der Standard soll die Zahl der Ladegeräte, die jährlich hergestellt werden, halbieren.

Allerdings gibt es eine Einschränkung: Nur Mobiltelefone, die für den Datenaustausch via USB ausgelegt sind, werden die Schnittstelle aufweisen. Das sind mittlerweile im EU-Raum allerdings die meisten Geräte. Mobiltelefone, die »nur« für das Telefonieren ausgelegt sind, kommen vorzugsweise in Entwicklungsländern zum Einsatz.

Ebenfalls von der Regelung ausgenommen sind spezielle Handys, etwa solche, die der Benutzer wie eine Uhr am Handgelenk trägt. Auch für sie wird kein Micro-USB-Interface vorgeschrieben.


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+