Google Glass steht schon länger in Hinblick auf die Datensicherheit in der Kritik. Jetzt kommt noch das hohe Suchtpotenzial hinzu.
In den USA kam es jüngst zu einem ersten Fall von Google Glass-Sucht. Wie US-Mediziner berichten, trug ein 31-jähriger Soldat der US-Marine die Datenbrille über mehr als zwei Monate hinweg bis zu 18 Stunden am Tag. Nur zum Duschen und Schlafen soll er sie abgenommen haben. Aber selbst während der Nachtruhe ließ ihn das Gadget nicht los. Wie die Ärzte im Fachmagazin »Addictive Behaviours« berichten, soll der Patient den Traum wie durch ein kleines graues Fenster wahrgenommen haben. Also auf die Art und Weise, wie der Blick durch Google Glass ist.
Allerdings scheint bei dem Marine ein gewisses Suchtpotenzial vorhanden zu sein. Er soll schon zuvor unter Alkoholproblemen, Depressionen und Beziehungsproblemen gelitten haben. Erst im September des vergangenen Jahres durchlief er laut den Ärzten ein Suchtprogramm gegen die Alkoholabhängigkeit.
Google Glass hatte ihm hingegen am Anfang geholfen. Seine Vorgesetzten erlaubten die Brille, da sie ihn bei der Arbeit unterstützte. Zusätzlich hatte sie einen positiven Effekt auf sein Sozialleben. Er soll ohne Google Glass weniger selbstbewusst gewesen sein, entwickelte aber schnell ein »heftiges Verlangen« nach dem Gadget, das der Abhängigkeit nach Drogen gleichkam. In der Klinik stellten die Ärzte dann fest, dass sein Kurzzeitgedächtnis schlecht war, der Mann Augenkontakt vermied und er Schwierigkeiten hatte, klare Gedanken zu fassen. Außerdem soll er sich immer wieder an die Schläfe getippt haben, jene Stelle, an der sich die Steuerung von Google Glass befindet. Gegenüber den Medizinern beklagte sich der Patient, dass der »Entzug« von dem Gadget schwieriger sei, als der von Alkohol.
Die Ärzte stellten bei dem Mann »Internetabhängigkeit« fest, auch wenn es sich dabei noch nicht um ein offizielles Krankheitsbild handelt. »Unseres Wissens ist dies der erste Fall von Internetabhängigkeit mit einer problematischen Nutzung von Google Glass«, schreiben die Mediziner. Weiterhin wiesen sie darauf hin, dass die »exzessive Nutzung« neuer Technik die Gefahr »physiologischer und emotionaler Störungen« birgt.