Vom Prestigeprojekt zum Rohrkrepierer?

Google Glass überfordert die Öffentlichkeit

18. November 2014, 11:15 Uhr | Stefan Adelmann
Nicht jeder freut sich so sehr über Google Glass wie diese Nutzerin
© Google

Googles Vorzeigegadget Glass verliert immer mehr interne und externe Entwickler. Vielleicht war die Welt doch noch nicht bereit für das gewagte Projekt.

Google Glass kommt nicht mehr in diesem Jahr auf den Markt. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Damit verpasst das Unternehmen schon den zweiten angepeilten Termin, sollte die Datenbrille doch schon 2013 erscheinen. Jetzt wird hinter vorgehaltener Hand von 2015 gesprochen – Google wolle das Produkt aber erst auf den Markt bringen, wenn es auch tatsächlich fertig sei.

Das sind zwar eherne Ziele, die für ausgereifte Technik sprechen, diese sorgen aber viel mehr für schwindendes Interesse an dem vormals gehypten Prestigeprojekt. Allem voran streichen App-Entwickler die Segel, die teils schon seit Jahren an entsprechenden Anwendungen für die Datenbrille tüfteln. Laut der Nachrichtenagentur haben mittlerweile neun externe Entwickler ihre Arbeit eingestellt und sollen nicht mehr daran glauben, dass sich Google Glass auf dem Massenmarkt durchsetzt.

Aber auch Googles eigene Reihen dünnen sich aus. Neben dem leitenden Entwickler Babak Parviz verließ auch der Techniker Adrian Wong das Team. Ein offizieller Release-Termin wird nicht genannt und die Marketing-Aufwendungen scheinen ebenfalls abgenommen zu haben.

Letztendlich könnten auch die öffentlichen Reaktionen ihren Teil dazu beigetragen haben, dass Google Glass Rückschläge hinnehmen muss. Immer wieder hatten Träger der Datenbrille in Bars oder Kinos Probleme, wurden teilweise der Orte verwiesen, mussten Glass abnehmen oder wurden sogar körperlich angegriffen. So sehr die Technikwelt doch an dem innovativen Projekt Gefallen gefunden hatte, so groß scheint noch der Widerstand in der Öffentlichkeit.

Dennoch soll Google mit einem großen Team weiter an der Brille arbeiten, eine Einstellung scheint nicht im Gespräch. Letztendlich stellt sich jetzt aber die Frage, wann Glass tatsächlich auf den Markt kommt und wie hoch ihr Nutzwert ist, wenn die entsprechenden Apps nicht vorhanden sind. Letztendlich könnte es Google wie anderen Unternehmen ergehen, die mit neuartigen Produkten zu früh an die Öffentlichkeit gingen.


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