Insolvenz der Sahl Computer AG

»Ich habe bis zum Schluss gekämpft«

26. August 2014, 12:48 Uhr | Martin Fryba
Alfred Sahl erhebt schwere Vorwürfe gegen Ex-Vorstände der Sahl Computer AG (Foto: Sahl AG)

Zahlungsausfälle zweier Großkunden, »Kampf« gegen zwei Ex-Vorstände und ein ruinöser Markt konnte das Systemhaus Sahl Computer schließlich nicht verkraften. Alfred Sahl verliert ein Unternehmen und seine 25 Mitarbeiter, nicht aber seine Leidenschaft als Unternehmer.

Die insolvente Sahl Computer AG hat schlechte Karten und kann wohl nicht mehr fortgeführt werden. Viele Mitarbeiter des 25-köpfigen Systemhauses in Augsburg seien schnell woanders untergekommen, betont Alfred Sahl im Gespräch mit CRN, noch bevor er dann auf die Gründe der Insolvenz zu sprechen kommt. Dass in dieser Situation zunächst die Zukunft der Mitarbeiter zur Sprache kommt, ist nicht überraschend. Alfred Sahl ist 72 Jahre alt, ein mittelständischer Unternehmer mit Leidenschaft, Verantwortung und freilich durchaus eigenen, eigenwilligen Vorstellungen, der hinter seinem Unternehmen und seinen Mitarbeitern auch in Krisenjahren stand. »Ich habe viel eigenes Geld investiert, doch letztlich konnten wir die Rückschläge in der Vergangenheit nicht bewältigen«, sagt Sahl.

Mit Rückschlägen meint der Unternehmer zwei Zahlungsausfälle von Großkunden, die jeweils hohe sechsstellige Forderungen schuldig blieben. Die Insolvenzen des damaligen Flugzeugbauers Grob Aerospace 2008 sowie 2012 die Pleite des Druckmaschinenherstellers MAN Roland in Augsburg rissen tiefe Löcher in die Bilanz bei Sahl. Zusätzlichen Druck bekam das Systemhaus im Handelsgeschäft zu spüren. »Amazon tut uns grausam weh«, beklagt sich Alfred Sahl über Geschäftskunden, die beim Etailer einkaufen und dem regionalen Dienstleister nur noch dann die Stange halten, wenn er bereit ist, 60 Tage Zahlungsziel einzuräumen. »Von einer Marge von einem Prozent bei einem 500 Euro teurem PC kann man nicht leben«.

Schwere Vorwürfe erhebt der Unternehmer aber gegen ehemalige Vorstände der Sahl Computer AG, die 2009 das Unternehmen verlassen und ein eigenes Systemhaus gegründet hatten. Es sind die Gründer eines ebenfalls in Augsburg ansässigen Systemhauses. Sahl spricht davon, dass die Vorstände »parallel an der Firmengründung gearbeitet sowie Techniker und Kunden mitgenommen hätten. »Ein unglaublicher Schnitt für das verbliebene Unternehmen. Ich habe versucht, das Beste daraus zu machen und bis zum Schluss gekämpft«, so Sahl im CRN-Gespräch.

Seit der Trennung habe man sich aber im Markt »bis aufs Messer bekämpft«. Vor allem bei Ausschreibungen der Öffentlichen Hand, habe Sahl Computer aufgrund ruinöser Preise des Wettbewerbs immer öfter den Kürzeren gezogen, so der Unternehmer. Mit der Insolvenz der Sahl Computer AG endet die Ära eines seit 26 Jahren bestehenden regionalen Systemhauses. Die des Unternehmers Alfred Sahl aber sicher nicht. An Ruhestand denkt der 72-Jährige noch lange nicht.


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