Auf dem ersten medienpolitischen IFA-Panel stand das Thema HDTV im Mittelpunkt. Die Teilnehmer kamen zu dem Schluss, dass HDTV ein wirksamer Motor für den Trend zur Digitalisierung im CE-Segment ist.
Die Vorarbeit durch die Industrie ist geleistet, attraktive und technisch ausgereifte HDTV-Geräte sind auf dem Markt, 19 Millionen Kunden verfügen in Deutschland bereits über ein HD-fähiges TV-Gerät. Bis zum Jahresende werden bei den Stückzahlen für Flat-TV’s mit integriertem HDTV-Tuner sowie HDTV-Set-Top-Boxen hohe Steigerungsraten erwartet. Künftig werden 17 Sender HDTV verbreiten, aktuell empfangen bereits 70 Prozent via Satellit digital. Die deutschen Kabelnetzbetreiber meldeten im Jahr 2008 ein Plus von mehr als 40 Prozent bei der digitalen Nutzung und eine Verstärkung des positiven Trends durch HDTV ist zu erwarten. Insgesamt also optimale Voraussetzungen um die noch vorhandenen Nutzer analoger Technik zum vollständigen digitalen Umstieg zu bewegen. Während des 5. Forums »medienpolitik@ifa« wurde deshalb insbesondere die Frage diskutiert, ob die Abschaltung der analogen Satellitenübertragung im Frühjahr 2012 medienpolitisch durchsetzbar ist.
Dr. Rainer Hecker (Aufsichtsratsvorsitzender gfu) stellte in seiner Begrüßung heraus, dass aus Industriesicht Medienpolitik den gleichen Stellenwert wie Forschung, Entwicklung oder Marketing hat und daher mit großer Priorität behandelt wird.
Kurt Beck (Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz, Vorsitzender der Rundfunkkommission der Länder, SPD) bestätigte das Ziel der konzertierten analogen Abschaltung als technologiepolitisch richtigen Schritt, mahnte aber auch die rechtzeitige Vorbereitung und die Gewährleistung der Grundversorgung an. Auch Dr. Hans Hege (Medienanstalt Berlin-Brandenburg, Berlin) zeigte sich optimistisch, dass sich alle Beteiligten auf das angestrebte Terminziel Frühjahr 2012 einigen werden. Hierin stimmten alle auf dem Podium versammelten Teilnehmer überein: Eine Entscheidung scheint sich abzuzeichnen.
Dr. Andreas Bereczky (ZDF) stellte dar, für die Bereitstellung weiterer HD-Sender sei eine zügige analog Abschaltung notwendig um die freiwerdenden Mittel nach der Beendigung der analog/digtal Simultanübertragung entsprechend zu investieren. Für Jürgen Doetz (VPRT) ist die Botschaft an den Endverbraucher wichtig, dass HD+ ein frei wählbares Zusatzangebot für High-Definition-Content darstellt, also auch künftig alle digitalen Sendungen der privaten Sender frei empfangbar sind. Bertram Bittel (SWR) erläuterte, dass der sukzessive Ausbau der HDTV-Ausstrahlung bei den ARD-Landesprogrammen durch eine hohe Verbreitung der HD-Empfänger positiv beeinflusst und so früher mit der Ausstrahlung begonnen werden kann.
Hans-Joachim Kamp (Philips/ZVEI) verwies auf die immer wieder erfolgte Evolution der Geräte, insbesondere bei der Schnittstellentechnik und die Bereitschaft der Endverbraucher mit ihrer Geräteauswahl sich schon sehr früh auf HD festgelegt zu haben. Es müsse aber auch klar sein, dass jetzt in entsprechende Schulungsmaßnahmen für Handel und Handwerk investiert werden sollte.
Thomas Braun (ANGA Verband Deutscher Kabelnetzbetreiber) stellte klar, dass die Kabelnetze zu 100 Prozent digitalisiert sind und jährlich ca. 750 Millionen Euro für deren Ausbau investiert werden. Als Erfolgsfaktor seien im Kabel einfache Lösungen notwendig. Der Zuschauer benötigt echtes plug & play, wie er das beim Kabel seit Jahrzehnten gewohnt ist. Ferdinand Kayser (SES Astra) sieht die Digitalisierung des Sat-Empfangs auf der Zielgeraden und bestätugte, dass die ab Oktober zur Verfügung stehenden HD+ Receiver durchaus auch in der Lage seien, die öffentlich rechtlichen Sender ohne Smart-Card empfangen zu können. Auf einen weiteren Verbreitungsweg für HDTV wies Dr. Iris Henseler-Unger (Bundesnetzagentur) hin. Mit IPTV sei ein weiterer moderner Wegbereiter für HDTV verfügbar und gleichzeitig der Beweis dafür vorhanden, dass der Zuschauer auch bereit ist für Mehrwert entsprechend zu bezahlen.
Moderator Prof. Dr. Ulrich Reimers, (lfN, TU Braunschweig) stellte abschließend fest, dass HDTV durchaus als Motor für die Digitalisierung wirkt und so die Abschaltung der analogen Übertragungswege, zunächst via Satellit, im Frühjahr 2012 als gesetzt zu sehen sei. Als eine der Aufgaben in naher Zukunft stufte er die HDTV-Übertragung via DVB-T ein.