Im Exklusiv-Interview mit Computer Reseller News erklärt Florian Gerken, Senior Manager Components bei Ingram Micro, wie sich die verstärkte Nachfrage nach Note- und Netbooks auf den Komponentenmarkt auswirkt und in welchen Produktbereichen in den nächsten Monaten mit Engpässen zu rechnen ist.
CRN: Desktop-PCs werden zunehmend durch Notebooks und zu einem gewissen Grad auch durch Netbooks ersetzt. Welchen Einfluss hat diese Entwicklung auf den Komponentenmarkt?
Gerken: Der klassische Komponentenmarkt bedient hauptsächlich Desktop-Produkte. In diesem Segment ist zwar kein großartiges Wachstum zu verzeichnen – dennoch werden flexible, individuelle und zum Teil extrem leistungsstarke assemblierte PCs weiter sehr gut nachgefragt. Des weiteren führt das enorme Wachstum der Netbooks und Notebooks zu deutlich gestiegener Komponentennachfrage. Vor allem externe Festplatten und externe optische Laufwerke für Netbooks werden sehr stark nachgefragt und bieten gute Wachstumspotentiale.
CRN: Lohnt es sich für B-Brands trotz der Konkurrenz durch die großen Hersteller weiterhin PC-Systeme zu assemblieren?
Gerken: Die extreme Vielfalt und Individualität im Komponentenbereich bieten Fachhändlern die Möglichkeit, sich von A-Brands zu differenzieren und Kunden auch außergewöhnliche Wünsche zu erfüllen. Der Komponentenmarkt bietet darüber hinaus meist den schnellsten Zugang zu neuesten Technologien und Produkten – bevor diese mit zeitlichem Verzug in A-Brand Produkten Einzug halten.
CRN: Welche Produkte sind derzeit besonders gefragt?
Gerken: Besonders gefragt sind derzeit Intel Dualcore E5300, Core i5 750, DDR PC400 1GB, DDR2 PC800 1/2GB sowie DDR3 PC1333 1/2GB. Daneben werden interne wie externe Festplatten mit 2,5 Zoll und 500 GByte bzw. 3,5 Zoll und einem TByte sehr gut abverkauft.
CRN: Nachdem Intel mit dieser Idee schon einmal gescheitert ist, soll eine Standardisierung von Notebook-Komponenten nun auf europäischer Ebene durch den Gesetzgeber durchgesetzt werden. Begrüßen Sie die Initiative der Europäischen Kommission?
Gerken: Momentan ist es noch zu früh, um eine Aussage zu den Plänen zu treffen. Wir werden die Entwicklung aber sehr genau beobachten.
CRN: In welchen Komponenten-Segmenten sind im weiteren Jahresverlauf die heftigsten Engpässe zu erwarten?
Gerken: Gegenwärtig beobachten wir vor allem Engpässe bei Festplatten. Ansonsten sind zum aktuellen Zeitpunkt für den weiteren Jahresverlauf keine Engpässe von unserer Seite auszumachen.
CRN: Wie werden sich die Preise auf dem Speichermarkt in 2010 entwickeln?
Gerken: Zum Ende des letzten Jahres sind die Speicherpreise deutlich gestiegen. Dieser Trend wurde lediglich zum Jahresanfang kurz unterbrochen. Gegenwärtig steigen die Preise weiter. Wie sich die Preise in 2010 weiter entwickeln werden, ist derzeit nicht absehbar.
CRN: Worauf sollten Reseller beim derzeit besonders boomenden Zusatzgeschäft mit externen Consumer-Festplatten achten?
Gerken: Wir würden Resellern empfehlen, bevorzugt A-Brand Festplatten von erfahrenen, führenden Herstellern zu vertreiben, da diese bessere Qualität und somit einen besseren Schutz der zu sichernden Daten (z.B. Photos, wichtige Dokumente) bieten.
CRN: Der Festplattenhersteller Western Digital hat vor einiger Zeit einen Händlerbeirat gegründet. Zeigt sich hier möglicherweise ein neuer Trend, dass die Komponentenhersteller eine größere Nähe zum Channel suchen als bisher?
Gerken: Seit Jahren suchen Komponentenhersteller größere Nähe zum Channel, allerdings zumeist über Partnerprogramme. Die Initiative von Western Digital geht weit darüber hinaus und zeigt die starke Bedeutung des Fachhandels. Wir würden es begrüßen, wenn mehr Hersteller vergleichbare Wege gehen würden.