Ex-Maxdata-Chef Thomas Stiegler hat die Höhen, viel mehr aber die Tiefen eines der letzten großen PC-Fertiger am Standort Deutschland, Maxdata AG, erlebt und durchlitten. Wer Krisen der Vergangenheit zu reflektieren vermag, kann Firmen im Umbruch besser in eine erfolgreiche Zukunft begleiten. Thomas Stiegler tut beides und trifft - wie sollte es in diesen Krisenzeiten auch anders sein - offenbar auf rege Nachfrage.
Das Positive an einem Jahre dauernden Krisenjob zu sehen, eine Insolvenz rückwirkend als bereichernde Erfahrung für die Zukunft durchlebt zu haben, für eine solche Sichtweise fände Thomas Stiegler in den USA, im Unternehmerland schlechthin, Verständnis und Respekt. »In Deutschland ist das nicht so«, sagt der ehemalige Sprecher des Maxdata-Vorstands. Vielleicht ist es ein Wesenszug der Deutschen und eine Vorliebe ihrer Medien, Manager immer wieder am Scheitern des Unternehmens zu messen, das sie geführt hatten.
Stiegler, 1999 zu Maxdata gekommen und 2001 zum Vorstand des ehemals börsennotierten und 2008 in die Insolvenz geschlitterten Unternehmens Maxdata AG bestellt worden, hat die guten Zeiten eines deutschen PC- und Monitor-Herstellers noch miterlebt, auch wenn sich kurz nach seinem Eintritt bei Maxdata die Hochphase der »Made in Germany«-Fertiger zu Ende neigte. In den letzten zweieinhalb Jahren bis zur Insolvenz im Juni 2008 hatte Stiegler dann mehr öffentliche Aufmerksamkeit genossen als ihm lieb sein konnte. Man vergisst leicht: für strukturelle Defizite, für Versäumnisse in der Produktentwicklung, im Vertrieb sowie für Fehleinschätzungen und Fehlentscheidung in einem hart umkämpften Markt kann man in den wenigsten Fällen eine einzelne Person verantwortlich machen, auch wenn die Meinungsbildung heute - schnell und komplexitätsreduziert - nach dem Muster der Personalisierung gemacht wird.
Was aber nicht heißen soll, dass die Leistungsfähigkeit eines einzelnen Managers wenig bis nichts zählt. In seinem neuen Job unter Thomas Stiegler Consulting muss sich der 53. jährige Diplomvolkswirt an schnellen Ergebnissen messen lassen. Mittelständische Unternehmen in Umbruchphasen begleiten, Strategien erarbeiten und deren Umsetzung sicherstellen, Innovationsprozesse unterstützen, Marktstellung und Produktivität analysieren, also das klassische Geschäft der Beratungsbranche, diese Aufgaben füllen Stiegler seit Juli 2009 aus. Bei einem mittelständischen Handelskonzern endet gerade ein Interims-Management, kleinere Projekte schließen sich an, so bei einem Start-up aus der Komponentenbranche. Es sind immer wieder die gleichen Fragen, die Stiegler zu genüge aus der Praxis kennt. »Der Reiz der Aufgaben liegt darin, dass ich mit vielen Branchen zu tun habe, die im Wandel sind«, sagt Stiegler. Er schätze die Arbeit, weil sie »sehr schnell positive Beiträge schafft«. Solche Weichenstellungen sind offenbar gefragt, auch wenn die Wirtschaftskrise kein Halt vor der Beraterzunft macht. »Ein Leisetreten hat es nicht gegeben. Ich kann nicht über mangelnde Aufträge klagen«.
Klagen kann Stiegler höchstens darüber, dass er mit Blick auf den schönen Tegernsee, an den der Exil-Bayer mit seiner Frau nach dem letzten Arbeitstag Ende Juni 2009 in Würselen zurückkehrt ist, nicht viel mehr Zeit für sein Hobby hat: Lesen. Und auch das hat viel mit seinem alten und erst recht neuen Job zu tun. Literatur über Management, den Einfluss von Wirtschaft auf gesellschaftliche Entwicklungen und natürlich Bücher über Erfolgsstrategien wie das von Jeff Jarvis über den kometenhaften Aufstieg der bekanntesten Internetfirma der Welt. »Was würde Google tun«, heißt der Titel. Auf keinen Fall PCs, Server, Notebooks oder Monitore »Made in Germany« herstellen.