Eine echte Navigation für öffentliche Verkehrsmittel soll bald viele Autofahrer zum Umstieg auf S-Bahn, Bus und Tram bewegen. Dazu entwickeln Fraunhofer-Forscher entwickeln jetzt eine Applikation fürs Handy, die den Fahrgast durch den öffentlichen Nahverkehr lotsen soll.
Die Software der Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik ITWM in Kaiserslautern simuliert eine virtuelle Stadt und ein virtuelles Verkehrsunternehmen inklusive aller Fahrplandaten. »Mit der Software können wir einen Livebetrieb nachempfinden. Auch Situationen, wie beispielsweise Störungen, die nur sporadisch auftreten, lassen sich so testen«, sagt Dr. Michael Schröder vom ITWM.
Die Navigationsapplikation für Handys und Smartphones soll ab 2012 in europäischen Städten durch das Verkehrslabyrinth von Bahn, Bus und Tram führen. »Der Nutzer muss lediglich unsere SMART-WAY-App auf dem Handy starten und die gewünschte Zieladresse eingeben. Daraufhin navigiert die App den Fahrgast zur nächsten Haltestelle und informiert ihn, ob und wo er umsteigen muss und mit welchem Verkehrsmittel er ans Ziel gelangt«, sagt Andreas Küster, Projektkoordinator und Wissenschaftler am IVI. Dabei bietet die Anwendung mehrere optionale Verbindungen an. Die berechneten Routen werden inklusive aller Haltestellen, Umsteigepunkte, Verkehrsmittel, Richtungen, Abfahr- und Ankunftszeiten in einer Kartenansicht eingeblendet. Der Nutzer kann die Fahrt jederzeit unterbrechen, das Verkehrsmittel wechseln oder das Reiseziel ändern. Die App erkennt dabei stets die aktuelle Position des Fahrgasts, reagiert in Echtzeit und berechnet sofort eine neue Route. Das gilt übrigens auch für Staus, Verfrühungen oder Verspätungen – bei Störungen auf der Strecke schlägt die App alternative Strecken vor. Praktisch: Ein Vibrationssignal kündigt das Ziel ebenso an wie verpasste Stationen.
Erkannt wird die Position des Fahrgastes nicht nur durch Unterstützunh von GPS und zukünftig Galileo, sondern auch durch Ortungsmöglichkeiten der Verkehrsbetriebe, die die Fahrzeuglokalisierung gewährleisten. Ergänzt wird die Ortung durch Inertialsensorik: Die Sensoren registrieren, ob ein Fahrzeug beschleunigt oder bremst. So lassen sich Rückschlüsse ziehen, ob es fährt oder an einer Haltestelle steht. Sämtliche Verbindungsinformationen, Fahrplanauskünfte und Störungsmeldungen werden von den Verkehrsbetrieben in Echtzeit geliefert und von der App eingelesen«, erklärt Küster. Ein Prototyp von SMART-WAY ist bereits fertiggestellt. Ab 2012 soll die Anwendung in der finalen Version vorliegen und europaweit angeboten werden können. Im September 2011 starten die ersten Feldtests in Dresden und Turin in Kooperation mit den ortsansässigen Verkehrsbetrieben. Die App wurde für Android-Smartphones entwickelt, ob es auch Versionen für andere mobile Plattformen geben wird, steht derzeit noch nicht fest.