Vertrauliche Telefonate

Wenn das Smartphone den Personalausweis checkt

8. August 2011, 14:06 Uhr | Elke von Rekowski
So funktioniert die Universal Call Authentication (Grafik: U-CAN).

Bei Telefonaten mit Behörden, Banken oder Rechtsanwälten werden häufig vertrauliche Informationen ausgetauscht. Daher ist es wichtig, die Identität des jeweiligen Gegenübers sicher feststellen zu können. Eine Lösung für dieses Problem haben jetzt Wissenschaftler vorgestellt.

Die Informatiker der Hochschule Darmstadt haben mit der Universal Call Authentication (U-CAN) eine technische Lösung entwickelt, die der breiten Bevölkerung erstmals eine schnelle, sichere und kostengünstige Authentifizierung direkt am Telefon ermöglichen soll. Dazu soll die elektronische Identität (eID) des neuen Personalausweises zum Einsatz kommen.

Mit dem neuen Personalausweis und der steigenden Anzahl an Smartphones nutzen die Darmstädter Wissenschaftler eine bereits vorhandene technische Infrastruktur. Handy-Nutzer müssen lediglich die U-CAN-App aus dem Internet herunterladen. Um dann beispielsweise den Kontostand abzufragen, authentifiziert sich der Anwender bei seiner Bank, indem er die App startet und seinen Personalausweis ans Telefon hält. Anschließend wird die elektronische Identität geprüft und bestätigt. Die Bank authentifiziert sich wiederum über ein spezielles digitales Zertifikat. Rechtsanwälte oder Ärzte nutzen ihren Personalausweis zur Identifizierung.

Geht es nach den Wissenschaftlern, dann soll U-CAN ist aber auf Smartphones zum Einsatz kommen. Auch via Festnetz, Mobilfunk und bei direkten Telefonaten über das Internet (VoIP) sollen künftig sichere Telefonate über eine verschlüsselte Verbindung möglich sein. »Wir übertragen damit die bereits existierende Kommunikation mit Webseiten, für die ein spezielles Lesegerät nötig ist, auf die gesamte Telefonie«, sagt Andreas Plies, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Informatik der Hochschule Darmstadt. Potenzial versprechen sich die Forscher auch durch den Einsatz im gewerblichen Bereich. Unternehmen könnten hierdurch ihren telefonischen Geschäftsverkehr sicherer machen. »Die bisher existierenden Methoden zur Feststellung der Identität in der telefonischen Kommunikation sind in Bezug auf die Bestimmung der Identitäten der Gesprächsteilnehmer noch unzureichend«, so Projektleiter Prof. Dr. Michael Massoth. Es bestehe der Bedarf an einer zuverlässigen Lösung, insbesondere für jene Telefonate, in denen aufgrund des vertraulichen Gesprächsinhaltes oder gesetzlicher Vorgaben eine Authentifizierung der Gesprächspartner erforderlich sei.

Derzeit tüfteln die Forscher an einem Prototypen, der voraussichtlich im Herbst präsentiert werden kann. Die technischen Details des universellen Ansatzes sollen patentiert werden. Zudem sucht das Team nach Investoren, die U-CAN in den Markt bringen.


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