20 Franchisenehmer von PC-Spezialist wechseln zu EP: Krieg der Kooperationen

21. April 2005, 0:00 Uhr |

20 Franchisenehmer von PC-Spezialist wechseln zu EP: Krieg der Kooperationen. Electronic Partner soll den Franchisenehmern von PC-Spezialist unseriöse Angebote gemacht haben. Von Rechtsbruch und Verleitung zum Vertragsbruch ist die Rede. Darum flatterte bei EP eine einstweilige Verfügung auf Unterlassung ins Haus. Zahlreiche Händler beschwerten sich bei CRN über die Praktiken bei PC-Spezialist.

20 Franchisenehmer von PC-Spezialist wechseln zu EP: Krieg der Kooperationen

Hintergrund der Auseinandersetzung zwischen PC-Spezialist und Electronic Partner (EP) ist die außerordentliche Kündigung von 20 Franchisenehmern des Bielefelder Konzerns, die Vorstand Frank Roebers im April erhielt (CRN berichtete bereits am 13. April ausführlich online). Eine Überraschung dürfte es nicht gewesen sein, denn den Kündigungen ging ein Rechtsstreit im Dezember vergangenen Jahres zwischen dem Franchiseverband und 24 Mitgliedern voraus, die sich in der Interessengemeinschaft der Franchisenehmer der PC-Spezialist Franchise AG zusammengeschlossen hatten. Sie warfen dem Verband unter anderem vor, Einnahmen nicht wie vorgesehen verwendet zu haben, speziell Lieferanten-Boni und Werbekostenzuschüsse. Karl Biegel aus Trier, einer der abtrünnigen Franchisepartner, moniert gegenüber CRN außerdem die überfällige Reform des Franchisesystems, vor allem die fehlende Ausrichtung auf IT und Konvergenz.

Laut Roebers habe der Franchiseverband die Beschwerden ernst genommen und unter anderem am 1. April mit einem neuen Gebührenmodell reagiert. Die Interessengemeinschaft sei jedoch gar nicht an einem konstruktiven Dialog interessiert gewesen, sondern nur daran, so viele Franchisenehmer wie möglich aufzuhetzen und zum Austritt aus dem Franchisesystem zu bewegen. Biegel kontert: »Wir sind zu einem Schlichtungsgespräch geladen worden, die Zentrale wollte nicht mehr mit uns zusammenarbeiten.« Roebers zufolge gebe es sichere Hinweise, dass alle austrittswilligen Franchisenehmer zu EP wechseln. Weiter beklagt er, dass seine Partner mit finanziellen Zusagen gezielt abgeworben wurden. EP-Außendienstmitarbeiter hätten 2004 jeden Franchisenehmer teilweise mehrfach besucht und dabei unter anderem behauptet, das Franchisesystem sei überteuert, die Franchiseverträge sittenwidrig. CRN liegen mehrere eidesstattliche Erklärungen vor, in denen PC-Spezialist-Mitglieder tatsächlich Abwerbversuche seitens EP bestätigen. In zwei Fällen sollen sie zugesagt haben, bei einem Vertragsschluss mit EP die Abwicklung mit PC- Spezialist und die jeweilige Restlaufzeit des Franchisevertrages zu übernehmen. Außerdem wurde die Übernahme der Auflösungskosten und die Finanzierung einer neuen Außenwerbung versprochen. EP soll den Franchisenehmern außerdem Prämien zugesagt haben, wenn sie weitere Kollegen zum Wechsel bewegen würden. »Ich habe Herrn Haubrich von EP vor einem halben Jahr schriftlich über die Vorwürfe informiert und bis heute keine Reaktion erhalten«, berichtet Roebers im Gespräch mit CRN.

Da kann EP-Geschäftsführer Oliver Haubrich nur kontern: »Die Vorwürfe stimmen einfach nicht, Beweise müssen auf den Tisch. Jedenfalls hat Herr Roebers mir gegenüber nie etwas zu den Anschuldigungen gesagt.« Im Übrigen wolle sich Haubrich in der Öffentlichkeit nicht weiter zu dem Fall äußern. Biegel erklärte, dass »wir aus eigenen Stücken zu EP gegangen sind. Da waren weder Geld noch sonstige Vorteile im Spiel.« Er fühlte sich schon sei drei Jahren ? ebenso wie viele der anderen Abtrünnigen ? von der Zentrale nicht mehr gut betreut.

Dies bestätigten auch die zahlreichen Online-Kommentare, die CRN auf die Vorabmeldung am Mittwoch vergangener Woche erhielt (siehe unten). Massive Kritik wurde unter anderem an den Werbemaßnahmen, beispielsweise den fehlerhaften Flyern, geübt. Ebenso monierten die CRN-Leser zu viele No-Name-Produkte, Lieferschwierigkeiten und zu teure Produkte. Ein immer wieder kritisierter Punkt sind auch die Zehn-Jahres-Verträge, aus denen austrittswillige Händler nur sehr schwer herauskommen könnten ? wenn überhaupt.

Roebers will Schadenersatz

Den Weggang der Mitglieder will der Franchiseverband mit allen Mitteln verhindern. »Die Kündigungen sind unwirksam«, so Roebers. »Bis zur gerichtlichen Klärung betrachten wir die Verträge weiter als wirksam geschlossen.« Sollte eine Weiterführung nicht sinnvoll sein, werde PC-Spezialist aber auf jeden Fall Schadenersatz geltend machen. »Wenn EP wirklich zugesagt hat, alle Kosten zu übernehmen, dann sollen sie auch bezahlen.« Auch gegen die Rechtsbrüche von EP will PC-Spezialist gerichtlich vorgehen.

Laut Roebers habe sich die Stimmung bei den Franchisenehmern deutlich verbessert. Vorher hätte ein »Klima der Angst« geherrscht, weil verbandstreue Mitglieder »systematisch fertig gemacht wurden«. Es gebe auch keine Hinweise auf weitere Austrittspläne. Dem kann sich Biegel nicht anschließen. Er sehe für das Franchisesystem schwarze Wolken aufziehen, wenn sich nichts Wesentliches ändert.

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Hitzige Diskussionen bei www.www.connect-channel.de

Unsere Vorabmeldung »PC-Spezialist wirft EP Abwerben von Franchisenehmern vor« vom 13.04 sorgte für hitzige Diskussionen unter www.www.connect-channel.de. Wir drucken einige Beiträge in Auszügen ab.


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