HP fand in diversen britischen Filmagenturen Partner, die bereit waren, die Kosten der Filmemacher zu tragen. Das Unternehmen gründete auch ein Beratungsgremium, das bei der Auswahl unter den Bewerbern half und fand Mentoren, die den Auserwählten bei der Umsetzung ihrer Ideen halfen. Mit dem Bristoler Medienzentrum Watershed und dem dort stattfindenden Animations-Filmfestival gab es schließlich einen Ort, wo die Kreativen ihre Produkte oder Zwischenresultate im April präsentieren konnten.
Die Hardware, auf der die Rendering-Services noch bis Juni laufen, befindet sich dabei nicht etwa in Bristol, sondern in Palo Alto (Kalifornien). Die Kreativen nutzen als Basis ihre heimischen Rechner plus eine Internet-Verbindung, die etwa einem breitbandigen DSL-Anschluss entspricht.
Spannend wird es bei der Ressourcenverteilung. HP setzt dafür auf eine eigens entwickelte Auktionssoftware. Allerdings zahlen die Künstler nicht mit echtem Geld, sondern bekamen Spielgeld zugewiesen, das sie nun im Lauf ihrer Arbeit aufbrauchen können. »Das System funktioniert ein bisschen wie E-bay«, sagt Toft. Jeder kann jederzeit seinen Kontostand einsehen und für bestimmte Zeiträume und Ressourcen bieten. Dabei entwickelt sich der Preis wie im richtigen Leben entsprechend der Nachfrage. Zeiträume lassen sich auch im Voraus reservieren, vorausgesetzt man hat die nötigen finanziellen Ressourcen.
Die Daten werden zum Rendern über das Internet ins Datenzentrum geladen und dann in den über das Auktionssystem angemieteten Zeiten automatisch bearbeitet.
HP testet derzeit verschiedene Auktionsmechanismen. Das Unternehmen will feststellen, welche Modelle die Ressourcen optimal verteilen und gleichzeitig realistische Geschäftsmodelle für den Anlagenbetreiber eröffnen.
Als Rendering-Software diente Maya von Alias. Maya gibt es in Varianten für die Medienindustrie und für Industriedesigner, die damit zum Beispiel Automobile oder Flugzeuge in ihre dreidimensionale Form bringen.
Die Mediensoftware ist weitaus weniger anspruchsvoll als das Produkt für die Fertigungsindustrie - schließlich geht es hier lediglich um Ästhetik, nicht um Funktionsfähigkeit auch unter widrigen Bedingungen. Die Maya-Software für Medienschaffende kostet deshalb auch nur rund 2000 Dollar, ist also durchaus finanzierbar.
Das Problem ist die Hardware: Das Rendering eines einzigen Frames, also Bildes auf einem Film, dauert rund eine Stunde. Die Zahl der verfügbaren Rechner entscheidet damit direkt über den Fertigstellungstermin einer dreidimensionalen Produktion, denn die Ressource Rechenpower ist derzeit durch nichts ersetzbar. Das genau macht den Charme des HP-Versuchs aus. »Wir wollten Leuten eine Chance geben, die sonst keinen Zugang zu diesen Produktionsmitteln haben«, sagt Toft.
Wie sich freilich der Auktionsmechanismus bei echter Konkurrenz um die Ressourcen auswirken würde, bleibt offen. Wahrscheinlich ist, dass wie eh und je die Großen profitieren und die Kleinen an den Rand drängen würden, wenn man in der Real World um die IT-Power feilschen würde - einfach deshalb, weil sie mehr zahlen und deshalb die Preise nach oben treiben könnten. Zu diesem heiklen Thema wollte sich HP allerdings nicht äußern, dafür sei es schlicht zu früh. »Wir sind nicht sicher, ob wir diesen Dienst wirklich auf dem Markt anbieten werden«, bremst Toft allzu große Hoffnungen. »Wir wollten zunächst Erfahrungen mit der Technologie und den Marktalgorithmen machen.«
Die Erfahrungen der zwölf ausgewählten Filmteams waren, so scheint es, durchweg positiv. Das bewiesen die zwölf Filme oder Filmausschnitte, die während des Filmfestivals vorgeführt werden. Abgesehen von den überaus fantasievollen Ideen, welche die Filmemacher präsentierten, überzeugte auch die professionelle Handhabung der 3D-Techniken. Das reichte bis hin zu experimentellen Verfahren. So entwickelte Supernatural Studios, eine Neugründung, eine Software, die Melodien und Klänge verwendet, um dreidimensionale Bilder zu manipulieren oder gar erst zu erzeugen.
Die Möglichkeiten der 3D-Animation scheinen jedenfalls nahezu unbegrenzt. Vielleicht bietet ja ein Utility-Ansatz den vielen Kreativen ohne Geld demnächst auch außerhalb von Feldversuchen die Chance, aufwändigere Produktionstechniken zu nutzen. Denn die sind dafür unverzichtbar.