3GSM World Congress Barcelona: Spanisches Handy-Feuerwerk. Wenige Wochen vor der Cebit haben die Handy-Hersteller auf dem 3GSM World Congress in Barcelona schon zahlreiche Produktneuheiten vorgestellt, die in den kommenden Monaten auf den Markt kommen sollen. Neu sind HSDPA-Modelle, die den noch immer enttäuschenden UMTS-Absatz stimulieren sollen.
Dass die Mobilfunk-Branche wieder boomt, zeigten allein die Teilnehmerzahlen auf der spanischen Messeveranstaltung: Mit 962 Ausstellern verzeichneten die Veranstalter einen üppigen Zuwachs von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Gastgeber zählten an den vier Messetagen rund 50.000 Besucher. Im Mittelpunkt der Messe standen die Themen UMTS und deren Variante HSDPA, Konkurrenz durch VoIP, MP3-Phones und Smartphones.
Besonders bei der Datenübertragung macht die Branche jetzt richtig Druck: Die Mehrzahl der kommenden Handymodelle ist geeignet, Musik und Fernsehen auf dem Handy zu empfangen. Die Handy-Hersteller und Mobilfunk-Carrier hoffen, mit diesen Multimedia-Applikationen doch noch ihre Investitionen in UMTS ? weltweit rund 100 Milliarden Euro ? in bare Münze umsetzen zu können.
Ob der UMTS-Erfolg trotz starker Konkurrenz durch günstige VoIP-Lösungen und WLAN-Angebote gelingen wird? Zumindest nach Einschätzung des Weltmarktführers Nokia soll der Markt deutlich wachsen: Nach den Analysen der Finnen werden dieses Jahr hundert Millionen UMTS-Geräte verkauft werden. Damit wäre dann immerhin jedes zehnte Mobiltelefon für die neuen, mobilen Angebote gerüstet ? was freilich nicht gleichbedeutend mit der Nutzung neuer Angebote ist. Derzeit dümpelt der Marktanteil der 3G-Modelle nach Branchenschätzungen bei mageren drei Prozent.
Parallel arbeiten Hersteller und Carrier am Ausbau neuer Dienste. So startet beispielsweise Vodafone einen Radio-Dienst. Der schwedische Netzwerkausrüster Ericsson kooperiert mit der Online-Musikplattform Napster, um Carriern künftig eine Vermarktungs-Plattform für MP3-Musik anbieten zu können. Und die beiden Handy-Hersteller Nokia und Sony Ericsson wollen bei Standards für den mobilen Fernsehempfang über DVB-H zusammenarbeiten. Um Filme und andere Angebote ruckelfrei und flott übertragen zu können, müssen die Netzbetreiber jetzt allerdings schon die maximalen Datenraten in ihren teuren, aber technisch bereits angestaubten UMTS-Netzen erhöhen. Normales UMTS schafft derzeit eine maximale Datenrate von 384 Kilobit pro Sekunde; derzeit wird nachgerüstet auf die UMTS-Variante HSDPA, die ? im ersten Schritt ? Übertragungsgeschwindigkeiten zwischen 1,8 und 3,6 Megabit pro Sekunde ermöglichen wird. Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen über die UMTS-Netze Downloads mit bis zu 20 MBit/s möglich sein.
Erste Handy-Modelle mit HSDPA-Technik waren in Barcelona bereits zu sehen: Benq-Siemens zeigte das Klapphandy »EF91« nach HSDPA-Standard bis 1,8 MBit/s für Downloads und 384 KBit/s für Uploads. Das Gerät beinhaltet eine 3,2-Megapixel Kamera mit LED-Blitz und wiegt etwa 100 Gramm. Ein Micro-SD-Schlitz ermöglicht die Erweiterung des 32-Megabyte-Speichers. Die Akkulaufzeit ist bislang ebenso wenig bekannt wie der Listenpreis, allerdings soll das schnelle Telefon in Deutschland spätestens zur Fußballweltmeisterschaft verfügbar sein. Vertriebspartner sind unter anderem T-Mobile und Vodafone.
Auch Samsung präsentierte mit dem »SGH-Z560« ein HSDPA-Handy, das Download-Raten von bis zu 1,8 MBit/s ermöglicht. Das Telefon besitzt eine Zwei-Megapixel-Kamera mit Autofokus, Außentasten für die Bedienung des Musikplayers, eine interne Speicherkapazität von 30 Megabyte und zusätzlich einen Micro-SD-Einschub. Das Modell soll im zweiten Quartal in Europa erhältlich sein, eine Preisangabe machte der Hersteller noch nicht.
Sony Ericsson kündigte das neue Topmodell seiner Walkman-Reihe an. Beim »W950i« handelt es sich um das fünfte Modell der Serie. Das Gerät nutzt sowohl UMTS- als auch Triband-GSM/GPRS-Frequenzen und ist mit einem üppigen, internen Flash-Speicher von vier Gigabyte ausgestattet. Musikstücke spielt das Handy unter anderem in den Formaten MP3, AAC und WAV. Sonys hauseigenes Atrac3-Format kennt das »W950i« nicht. Ungewöhnlich in dieser Produktkategorie: Eine Kamera fehlt. Der Akku sorgt laut Hersteller für rund zehn Stunden Musikwiedergabe, 2,5 Stunden Sprechzeit bei UMTS oder 7,5 Stunden Sprechzeit im GSM-Netz, das Gewicht des Unterhaltungs-Smartphones beträgt 112 Gramm. Lieferbar soll das Gerät im dritten Quartal sein, der Preis soll etwa 700 Euro ohne Vertrag betragen.
Nokia zeigte in Barcelona das UMA-Handy (Unlicensed Mobile Access) »6136«. Telefonate lassen sich damit sowohl über WLAN-Hotspots als auch über GSM-Netze führen. Ein automatisches Handover zwischen WLAN und GSM-Netz soll möglich sein. Ansonsten ist das Handy mit einer einfachen 1,3-Megapixel-Kamera, einer wechselbaren Micro-SD-Card, einem UKW-Radio und einem MP3-fähigen-Audioplayer ausgerüstet. Die PC-Synchronisation erfolgt über ein USB-Kabel oder per Infrarot; Bluetooth fehlt.
Außerdem stellte Nokia das etwas einfacher ausgestattete Klapphandy »6131« und das preiswertere Kompakthandy »6070« vor. Alle Handys sollen im zweiten Quartal zu kaufen sein, das UMA-Handy allerdings zunächst nur beim Netzbetreiber Orange, der nicht in Deutschland und Österreich tätig ist. Das Multimedia-Handy »6131« soll ohne Vertrag etwa 320 Euro kosten, das »6070« knapp 160 Euro.
Siemens-Benq präsentierte neben dem HSDPA-Spitzenmodell das »S81«, ein schlankes UMTS-Gerät mit 1,3-Megapixel-Kamera, LED-Blitz und zusätzlicher VGA-Kamera für Video-Telefonie. Das Organizer- und Multimedia-Handy wiegt 99 Gramm. Das ebenfalls neue »E51« verbirgt seine Ziffern-Tastatur hinter einer Klappe. Außen sind nur wenige Knöpfe angebracht, die vor allem zum Steuern der Musikwiedergabe gedacht sind. Das 95-Gramm-Gerät spielt Musikdateien in den Formaten MP3, WMA, AAC und AAC+ ab; die DRM-Standards OMA 1.0 und Microsoft DRM 10.0 werden unterstützt. UKW-Radio kann gehört und aufgenommen werden. Integriert ist zudem eine 1,3-Megapixel-Kamera. Beide Benq-Siemens-Modelle sollen im zweiten Quartal erhältlich sein.
Microsoft stellte in der katalanischen Hauptstadt das neue Betriebssystem »Windows Mobile 5« vor. Ähnlich wie bei Blackberry verfügen damit ausgestattete Handys über eine Push-Funktion für E-Mails. Handys mit der Microsoft-Variante sollen dabei besonders einfach in eine bestehende Outlook- und Exchange-Infrastruktur eingebunden werden können.
Ausgestattet mit dem neuen Microsoft-OS sind beispielsweise die ebenfalls neu vorgestellten »iPAQ«-Modelle von Hewlett-Packard: Die Smartphones »hw6915« und »hw6910« sind für Business-Anwender konzipiert und verfügen über zahlreiche Funkschnittstellen wie Bluetooth und WLAN. Der Speicher ist mit insgesamt 192 Megabyte ? zusammengesetzt aus 128 Megabyte Flash-Speicher und 64 Megabyte SD-RAM ? nach wie vor spartanisch. Allerdings lässt sich der Flash-Speicher mittels Mini-SD-Karten erweitern. Ein echtes Ausstattungs-Highlight ist hingegen der GPS-Empfänger. Passend zur GPS-Schnittstelle liegt außerdem die Navigationssoftware »Tom Tom Navigator« bei. Die Verfügbarkeit und Preise stehen noch nicht fest.
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