Durch die Übernahme der DSL-Sparte von Freenet hält die United Internet-Tochter 1&1 auf einen Schlag Einzug in über 1.000 Mobilcom-Debitel-Shops. Mindestens bis 2014 wollen die beiden Provider vertrieblich kooperieren.
Es war eine schwere Geburt: Zwar stand spätestens seit der Übernahme von Debitel durch Freenet fest, dass der Mobilfunk im Fokus steht und – auch wegen des Schuldenstandes – das DSLGeschäft veräußert werden soll. Doch mit dem Zusammenbruch der Finanzmärkte gestaltete sich die Käufersuche weit mühseliger, als ursprünglich gedacht. Das lag nicht zuletzt auch an der ursprünglich kursierenden Summe, die Freenet für seine Breitbandkunden kassieren wollte: 500 Millionen Euro lautete die Vorstellung.
Im Zuge der langwierigen Käufersuche ging der Preis immer weiter in den Keller: Mit 123 Millionen Euro, die United Internet demnächst an die Freenet Breitband GmbH überweisen soll, erhalten die Montabaurer jetzt quasi ein Schnäppchenangebot. Zumal die tatsächliche Summe noch davon abhängt, wie viele DSL-Kunden am Jahresende wirklich noch bei der Stange sind: Der Kaufpreis wird zum überwiegenden Teil erst nach Abschluss der für das Jahresende geplanten, technischen Kundenmigration fällig. Sind bis dahin Kunden abgesprungen, fließt folglich weniger Geld von Rheinland- Pfalz nach Hamburg. United Internet geht derzeit davon aus, dass etwa 700.000 DSL-Verträge an 1&1 übergehen werden.
Im Zuge der Übernahme haben Freenet und 1&1 zudem vereinbart, bis mindestens 2014 vertrieblich zusammenzuarbeiten. Konkret wird »Freenet DSL« im Spätsommer vom Markt genommen, die Produkte von 1&1 werden dann durch entsprechende Marketingmaßnahmen in den rund 1.000 Mobilcom-Debitel- Shops priorisiert angeboten. Für 1&1 ein gelungener Coup, denn im Vergleich zur Konkurrenz war die Marke im stationären Handel bislang unterrepräsentiert.
Wenn am Jahresende der technische Umbau vollzogen ist, liegt es dann bei 1&1, die »geerbten« Freenet-Kunden als eigene Bestandskunden zu halten. Das soll unter anderem durch eine Service- Initiative geschehen, die 1&1 bereits gestartet hat und weiter ausbauen will. Derzeit diskutiert das Unternehmen zudem ein neues Partnerprogramm: Auch der Fachhandel soll mehr Unterstützung erhalten, um seinerseits wechselwillige Kunden zu akquirieren oder unzufriedene Bestandskunden besser unterstützen zu können. »Man hat erkannt, dass Service und Support ganz wichtige Faktoren sind, um Kunden nicht nur kurzfristig zu gewinnen, sondern dauerhaft zu halten«, heißt es dazu aus 1&1- Unternehmenskreisen.