Abgeschafft
Die Internationale Funkausstellung, kurz IFA, ist weit mehr als das Treffen von ein paar fehlgeleiteten, Dauerpubertierenden, die sich spät abends vom Dachboden aus mit einem selbstgebauten Funkgerät zwischen Piepsen, Zwitschern und Rauschen über Meere und Kontinente hinweg austauschen.
»Terminator 7-13 ruft Teddybär 04, Terminator 7-13 ruft Teddybär 04«
»Teddybär 04, hier, kannst Du mich hören, Termitentor 7-13?«
»Teddybär 04, Du Depp, es heißt Terminator, nicht Termitentor. Over und Aus«.
Nein, die IFA ist viel mehr, sie hat uns schon viele tolle Dinge beschert: Farbfernsehen, Fernsehen überhaupt, und dieses Jahr soll die Messe »ganz im Zeichen der Fachbesucher stehen«. Im Gegensatz zu Normalsterblichen, die sich dann um noch behaglich im Bett räkeln, sollen sie bereits ab acht Uhr die Messehallen stürmen. Dort erwartet sie dann ein mit Insider-Informationen gefülltes »Fachbesucher-Package«. Für das leibliche wird ebenfalls gesorgt: Die Messe spendiert ein kostenloses Frühstück. Je nach angegebenem Umsatz im Selbstauskunftsbogen reicht das Reseller-Breakfast von einer trockenen Schrippe bis zum randvoll gefüllten Tablett mit Kaviarhäppchen und Magnum-Pulle.
Fachbesucher, denen es trotz der gebotenen kulinarischen und produkttechnischen Vielfalt auf der Messe zu langweilig wird, erhalten über eine Internet-Lounge kostenlosen Internet-Zugang. Und wer aus eigenem Antrieb überhaupt nichts mit sich anzufangen weiß, kann sich im Rahmen von thematisch abgestimmten Führungen über die wichtigsten IFA-Trends informieren lassen: Etwa Heimvernetzung. Im Separee werden Mikrowellen-Geräte mit 30 Terabyte-NAS-Speicher für Rezepte gezeigt, mit denen sich weltweit Online-Videokonfernzen in maximaler HD-Auflösung durchführen lassen. Zum Abschluss der Präsentation können Bestellungen über signifikante Stückzahlen der ab 2012 lieferbaren Prototypen ausgefüllt werden. Heizdecken gibt es kostenlos dazu.
Trotz des enormen Aufwands haben sich allerdings bisher nur eine Handvoll Händler für das exklusive VIP-Programm angemeldet. Der Grund ist ein kümmerliches, kleines Zelt: In ihm zeigt Intel am Rande des Messegeländes den Mini-Entertainment-PC der neuesten Generation. Das Gerät mit dem Codenamen »Tijuana« macht jedes der rund 300.000 auf der IFA präsentierten Stand-Alone-Geräte und damit dann auch die Funkausstellung als solche überflüssig.
Der von der Messe Berlin stolz verkündete jährliche IFA-Turnus dürfte daher nun wohl doch ein singuläres Ereignis bleiben.