Abgesprungen. Schade, schade, schade. Erst sieben Monate nach dem Ableben des Bundestagsabgeordneten Jürgen W. Möllemann bekommt nun der Rheinturm in Düsseldorf einen eigenen W-LAN-Hotspot.
»Wir erweitern mit diesem Hotspot unser Serviceangebot für Privat- sowie Geschäftsleute«, erklärte anlässlich der Einweihung der Direktor des Rheinturmes mit dem passenden Namen Jochen Thurm. Gerade der Westfale und FDP-Politiker Möllemann, immerhin von 1998 bis April 2000 Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, hätte durch seine Erfahrung in eben dieser Position die sprunghaft gestiegenen Möglichkeiten der neuen Einrichtung zur Selbstdarstellung und Medienwirksamkeit sicher gleich richtig abgeschätzt: Nachdem während des Drehmenüs noch schnell E-Mails um den sich ebenfalls rasch drehenden Erdball geschickt wurden, hätte der Oberleutnant der Reserve und zugleich Präsident des Fallschirmclubs Münster anschließend, statt auf den Aufzug zu warten, ruck-zuck die Reißleine gezogen und wäre vom 172,5 Meter hohen Turm zum nächsten Termin in die pulsierende Düsseldorfer Innenstadt geschwebt.
Doch nicht nur der mehrfach gefallene Aufsteiger Möllemann hätte von den neuen Chancen profitiert, die der Hotspot-Betreiber Isis der Geschäftswelt bietet: »Isis öffnet erst durch dieses Angebot im Drehrestaurant ein Kommunikationsfenster nach außen«. Denn bisher sei wegen der massiven Bauweise des Turms für die Drehrestaurantbesucher der Handyempfang sehr schlecht gewesen - für Geschäftsleute und Politiker natürlich eine untragbare Situation. Aber auch weniger Erfolgreiche wollen kommunizieren: Würden nicht nur Kommunikationsfenster, sondern tatsächlich die Fenster des Rheinturmes geöffnet, hätte Turmdirektor Thurm bestimmt bald noch mehr zu tun - obwohl die letzten E-Mails aus dem Hotspot beim Auftreffen schon längst eingetroffen wären.
Schade, schade, schade. Ausgerechnet in Düsseldorf musste Isis sein innovatives Pilotprojekt starten. Dabei gäbe es doch in Berlin mit dem Fernsehturm am Alexanderplatz eine ähnliche attraktive Lokation. Dort könnten dann alle Abgeordneten jeglicher Couleur von den neuen Möglichkeiten profitieren und nicht nur die Subventionsgewinnler von der Ruhr: Der Hammelsprung im Parlament würde durch den Fallschirmsprung vom Fernsehturm ersetzt, die natürliche Auslese würde die Kompetenz der Volksvertreter steigern, und die »Sprunginterviews« in den Tagesthemen hätten bestimmt bald ähnliche Kultstatus wie die »Raab in Gefahr«-Beiträge auf Pro Sieben.