Agilisys heißt jetzt Infor Global Solutions : Aus vier mach eins. Der amerikanische ERP-Konzern Agilisys hat sich in Infor Global Solutions umbenannt und tritt an, sein buntes Sortiment an unterschiedlichen Lösungen schrittweise zu einem einzigen Produkt zusammenzuführen. Damit will Infor auch im Mittelstand zusammen mit Partnern punkten.
Microsoft hat vorgemacht, wie man es nicht machen sollte: Viel zu früh haben die Redmonder ihre »Alles in Einem«-ERP-Framework »Green« angekündigt und damit Kunden und Partner gleichermaßen irritiert. Nun kündigt Infor Global Solutions einen ähnlichen gewagten Schritt an: Der Hersteller will mit der »World Edition« eine einheitliche Lösung präsentieren, in die die Funktionalität aller Einzelprodukte einfließt. Doch mit der fertigen Lösung ist frühestens 2008 zu rechnen. Sorgen um ein Abflauen des Neukundengeschäfts, die vielleicht lieber auf das neue Produkt warten könnten, macht sich der frühere Brain-Geschäftsführer und jetzige Vorstand der Infor Business Solution, Wolfgang Kobek, allerdings nicht: »Im Grunde stehen alle großen Anbieter wie SAP und Microsoft am gleichen Punkt und sind auch nicht viel weiter als wir. Große Schwierigkeiten erwarten wir nicht.«
Im nächsten Schritt wird Infor Global Solutions ? der neue Name genießt in Europa größere Bekanntheit als der ursprüngliche, Agilisys ? seine Produkte »Infor.com« für die mittelständische Fertigungsindustrie, »Brain AS« für Branchen wie Bekleidung, Fertigung und Handel sowie »XPSS Automotive« für die Automobilbranche in Module wie ERP, Einkauf, Lager, Logistik, Finanzen und Vertriebsabwicklung aufspalten. Von den Lösungen sucht Infor den kleinsten gemeinsamen Nenner. Den Anfang will Infor mit den einzelnen Einkaufsmodulen machen und sie auf eine gemeinsame Plattform stellen. Als letzte Komponente wird sich Infor an das ERP-Thema wagen. Während der Umstellung sollen alle Lösungen in ihrer herkömmlichen Form bestehen bleiben, funktional weiterentwickelt und gewartet werden. Letztendlich sollen aus jedem Bereich standardisierte Kernmodule entstehen, die schließlich in der »World Edition« zusammengefügt werden sollen. Die Rechnungswesenlösungen von Varial werden bestehen bleiben und Schnittstellen zu allen Produkten bieten.
Als Basistechnologie für das angestrebte Angebot hat sich Infor für Java/J2EE entschieden, als gemeinsame Plattform ist Websphere geplant. Damit würde das Produkt in direkter Konkurrenz zu »Semiramis« von C.I.S. stehen. Die Lösung der Hannoveraner wurde während der vergangenen zwei Jahre komplett neu entwickelt, ist funktional allerdings noch nicht ausgereift, urteilen Experten.
Allerdings setzt C.I.S. hauptsächlich auf den indirekten Vertrieb, während Infor Business Solutions am Markt für sein Auftreten als Direktverkäufer bekannt ist. Der Hersteller selbst gibt zwar eine Zahl von 80 Partnern in Deutschland an, diese führen allerdings lediglich die Beratung und Teilimplementierungen gemeinsam mit Infor Business Solutions durch. Etwa 70 dieser Partner sind für die Infor-Produkte zuständig und bereits seit zehn Jahren als Berater für Infor-Kunden (BIKs) zertifiziert. Aus dem Partnerkanal von Brain sind etwa zwölf Partner verblieben, die sich auch weiterhin ausschließlich um Brain-Lösungen kümmern werden. Ein Zusammenwachsen der Vertriebskanäle ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht geplant.
Daneben gibt es weiterhin mit den Varial-Partnern einen bewährten indirekten Kanal, den Infor Business Solutions unangetastet lassen will. Auch aus OEM-Partnerschaften, die Varial mit anderen ERP-Herstellern wie Bäurer, Abas oder C.I.S. unterhält, verspricht sich Infor herauszuhalten.
Interessant ist das Partnergeschäft von Infor Business Solutions auch im Hinblick auf die Herstellerambitionen im Wachstumssegment Mittelstand. »Die Großkunden sind alle bereits besetzt, im Mittelstand hingegen bewegt sich noch einiges«, ist Kobek überzeugt.
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Der Konkurrenz der traditionellen Konzernanbieter wie SAP, Microsoft, Oracle oder IBM, die vom erwarteten Wachstum im Mittelstand profitieren wollen, plant Infor Global Systems mit einem modularen, nach Branchen aufgeteilten Angebot, geringen Einführungskosten sowie niedrigen TCO entgegenzutreten. Doch letztendlich ähneln diese Pläne den Ankündigungen der erwähnten Mitbewerber nahezu aufs Haar.
Letztlich wird es also auch im Fall Infor Business Solutions neben geeigneten Preisen und einem passenden Angebot darauf ankommen, ob Partner rekrutiert werden können, die die Ansprüche der Zielgruppe kennen und entsprechend agieren. Und ob der Hersteller eine klare Linie zwischen direktem und indirektem Vertrieb ziehen kann.
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