Aktionärsschützer schießen scharf gegen Siemens

10. Januar 2007, 9:53 Uhr | Martin Fryba

Benq Mobile-Desaster und Korruptionsaffäre: Die Siemens-Spitze muss sich auf der bevorstehenden Hauptversammlung warm anziehen. Zahlreiche Aktionäre stellen Gegenanträge zur Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat. Zumindest in einem Punkt gibt ihnen die Konzernverwaltung Recht.

Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger SdK wird auf der Hauptversammlung von Siemens am 25. Januar Gegenanträge zu den Vorschlägen der Verwaltung einbringen. Unter anderem fordern die Aktionärsschützer die Vertagung der Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat wegen der Korruptionsaffäre sowie die Offenlegung der Untersuchungsberichte. Die SdK geht aber noch einen Schritt weiter: Der ehemalige Konzernchef Heinrich von Pierer soll sein derzeitiges Amt als Vorsitzender des Aufsichtsrats ruhen lassen, bis die Korruptionsfälle endgültig ausgeklärt ist. Schließlich habe es während seiner Zeit als Konzernchef immer wieder Bestechungsvorwürfe gegeben, so die SdK. Zudem will die SdK erreichen, dass die Wirtschaftsprüfer von KPMG nicht mehr als Abschlussprüfer eingesetzt werden sollen. Die Prüfer hätten in den vergangenen Jahren das bestehende Risikofrüherkennungs- und Überwachungssystem stets als ausreichend testiert, das eigentlich auch Unterschlagungen und Korruptionshandlungen identifizieren sollte.

Auch der Verein von Belegschaftsaktionären in der Siemens AG aus München legt einen Gegenantrag zur Entlastung des Vorstands vor und stellt den Antrag, das Gremium nicht zu entlasten. Vor allem die Benq Mobile-Pleite lasten diese Aktionäre namentlich Siemenschef Klaus Kleinfeld, Zentralvorstand Rudi Lamprecht sowie dem mittlerweile aus dem Konzern ausgeschiedenen Zentralvorstand Thomas Ganswindt an.

Letzterer wurde als bislang einziges Mitglied des Zentralvorstands wegen der Korruptionsaffäre in Haft genommen. Nach umfangreichen Aussagen ist der Manager noch vor Weihnachten aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Wegen der laufenden Ermittlungen der Staatsanwälte muss die Siemens-Verwaltung, wenn auch zähneknirschend, den kritischen Aktionären nun in einem Punkt entgegen kommen: Sie wird der Hauptversammlung vorschlagen, die Entlastung von Ganswindt zu vertagen.


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