Lancom 1823 VoIP – Neben Daten von kabelgebundenen und drahtlosen Netzen verarbeitet der vollintegrierte Router jetzt auch Voice-Informationen in mehreren Netzwerken.
Die Liste der Funktionen, welche der 1823 VoIP nicht unterstützt, fällt deutlich kürzer aus als die Aufzählung, welche sein Können beschreibt. Zunächst ist das zigarrenschachtel-große Lancom-Gerät ein IP-Router für Daten. Es verfügt über zwei LAN-Schnittstellen, welche der Benutzer als interne, externe oder DMZ-Interfaces deklarieren kann. Ein zusäzliches WAN-Interface integriert ein ADSL-2+-Modem, welches mit allen gängigen ADSL-Standards bis hin zu den aktuellen 16000-MBit/s-Anschlüssen kooperiert. Der WLAN-Teil arbeitet nach 802.1a, b oder g mit allen genormten Verschlüsselungen. Dabei kann der Router selbst sogar als Radius-Server fungieren oder WPA-Logins an andere Radius-Server weiterleiten.
Diese Brandschutzmauer arbeitet mit allen gängigen Schutzmaßnahmen von Port-Security über Stateful-Inspection bis hin zur Intrusion-Detection. Qos-Regeln sorgen für die Priorisierung zeitkritischer Protokolle. Ein VPN-Modul erlaubt in der Grundausstattung fünf parallele IP-Sec-Tunnel. Ein zusätzlicher Software-Key erweitert das VPN-Feature auf 25 VPN-Tunnel. Neben einfachen Routing-Diensten beherrscht der 1823 höhere IP-Dienste wie DHCP, DNS, NTP und integriert einen »DynDNS«-Client. Der USB-Port des Routers steuert einen Drucker, welchen die Anwender über LRP oder Raw-IP aus dem Netzwerk ansprechen.
Telefonie mit und ohne IP
Neben den Datenports verfügt der 1823 VoIP über zwei ISDN- und zwei Analog-Anschlüsse. Die ISDN-Ports lassen sich als interne oder externe Busse konfigurieren. Kleine DIP-Switches schalten dabei die Funktion um und damit auch die Stromversorgung ein oder aus. Eine fehlerhafte Konfiguration kann zu Schäden am Router führen. Die logische Schnittstellenkonfiguration legt externe ISDN- und SIP-Nummern und Verbindungen fest. Analoge und ISDN-Telefone erscheinen im Geräte-Setup als Telefonbenutzer. Zudem kann der Administrator SIP-Telefone im LAN oder WLAN als Endgeräte hinzufügen.
Ein Lancom-eigener Callmanager übernimmt das Routing zwischen internen und externen Anschlüssen. Dabei kann der Anwender eigene Wahlcodes definieren. Eine führende 99 beispielsweise lässt sich als Kommando benutzen, um den ausgehenden Ruf über SIP statt ISDN zu schalten. Mit der aktuellen Firmware stellt der 1823 noch keine TK-Analgenfunktionen bereit. Lancom hat für die Cebit das Lcos-Release 7 angekündigt, welches die fehlenden TK-Features nachliefern wird.
Network Computing setzt den Lancom 1823 VoIP im Außenlabor Glonn ein. Hier arbeitet bislang ein Modell 1821 mit einer permanenten VPN-Verbindung zum Labor Poing. Das Konfigurationstool »Lanconfig« erlaubt nun, die Einstellungen des alten 1821 als Skript zu extrahieren. Das enthält unter anderem alle Schlüssel, Routingtabellen und Zugangspasswörter. Dieses Skript lässt sich auf den fabrikneuen 1823 übertragen. So dauert es nur wenige Minuten, den 1821 gegen den 1823 auszutauschen, und alle Funktionen arbeiten zunächst wie bisher. Für die Telefonie steht neben dem externen ISDN-Bus auch ein SIP-Testaccount von Sipgate zur Verfügung. Die Grundkonfiguration des externen ISDN-Busses, des Sipgate-Zugangs und der internen ISDN-, Analog, und SIP-Nebenstellen geht schnell von der Hand. Wie bei vielen Setup-Vorgängen, helfen hier simple Wizards von Lanconfig.
Komplizierter wird es beim Call-Router. Wer sich mit IP-Routing auskennt, muss erst einmal umdenken, um ein Telefonie-Regelwerk zu erstellen. Nach ersten Fehlversuchen funktionieren das Call-Table, und alle Telefone, egal, ob SIP oder ISDN, können untereinander oder mit der Außenwelt telefonieren. Auch ein X-Lite-Softphone mit VPN-Anbindung im Labor Poing funktioniert verzögerungsfrei und in hoher Sprachqualität.
Fazit:
Der Lancom 1823 VoIP eignet sich sehr gut für kleine und mittelgroße Netzwerke als zentraler Router, VPN-Gateway und künftig auch Telefonanlage. Dabei lassen sich bestehende Telefone weiterbenutzen und mit neuen SIP-Telefonen parallel betreiben. Die Funktionsvielfalt ist bereits jetzt so hoch, dass ein IT-Profi mehrtägige Seminare bei Lancom buchen müsste, um alle Features perfekt zu beherrschen.
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