AMD kämpft gegen den Graumarkt und Intel: Der Channel ist geteilter Meinung über die unerwarteten, massiven Preissenkungen des Chipherstellers AMD. Offizielle Distributoren begrüßen den gelungenen Schlag gegen den Graumarkt, der sich zugleich gegen den Erzrivalen Intel richtet. Händler mit vollen Lagern beklagen dagegen die massive Abwertung ihrer Ware.
AMD kämpft zurzeit an zwei Fronten. Das Unternehmen liefert sich einen erbitterten Preiskrieg mit Branchenprimus Intel und will gleichzeitig den gefährlich wuchernden Graumarkt eindämmen. Normalerweise informiert der Chiphersteller seine offiziellen Distributoren quartalsweise über Preissenkungen bei seinen Produkten. Die völlig unerwarteten Preisstürze, die vor kurzem bei zahlreichen AMD-Boxed- CPUs vorgenommen wurden (CRN berichtete in Ausgabe 24), seien dagegen im Rahmen einer nur auf wenige Produkte bezogenen, zeitlich begrenzten Sonderaktion erfolgt, wie AMD-Sprecher Stephan Schwolow gegenüber CRN einräumt. Der Schaden für den Channel halte sich in Grenzen: »Preisdifferenzen, die sich aufgrund der Sonderaktion ergeben haben, werden über Abverkaufszahlen erfasst und gutgeschrieben. Sie sollen von den Distributoren an ihre Kunden weitergegeben werden.« Inwieweit die Distributoren die Rabatte tatsächlich an ihre Kunden weitergeben, bleibt diesen allerdings freigestellt.
Die Verärgerung über AMDs Nacht-und-Nebel-Aktion ist dementsprechend groß. Viele Händler sitzen nun auf ihrer massiv abgewerteten Ware. Es gibt jedoch auch eine ganze Reihe von Händlern, die Verständnis für AMDs Maßnahme haben und die Preissenkungen als Chance für ihr Geschäft sehen: Ein Händler, der namentlich nicht genannt werden möchte, meint, es bestehe keinerlei Anlass zum Jammern. Schließlich seien Preissenkungen in früheren Zeiten überhaupt nicht angekündigt worden: »Als Händler, der sich das Lager bis oben voll macht, geht man eben ein kaufmännisches Risiko ein.«
Sowohl Intel als auch AMD schreiben weltweit einheitliche Preise für ihre CPUs vor. In der Praxis gilt jedoch das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Gerade im Sommer, wenn das Geschäft traditionell nicht so gut läuft, verkaufen OEM-Hersteller ihre nicht verbaute Tray-Ware verstärkt auf dem Graumarkt. Offiziell ist dies vom Hersteller zwar untersagt, doch strafrechtlich verfolgt werden die OEMs wegen solcher Praktiken nicht. Mit seinen jüngsten Preissenkungen hat AMD das Preisniveau von Boxed- CPUs an die Tray-Ware angepasst. Dies ändert jedoch nichts daran, dass Tray-Ware grundsätzlich auch weiterhin billiger zu haben sein wird, als offiziell für den Retail bestimmte Prozessoren.