Mobilkommunikation im Jenseits

Amerikaner nehmen ihr Handy mit ins Grab

22. Dezember 2008, 15:14 Uhr | Bernd Reder
Amerikanische Bestattungsfirmenwie Hollywood Forever gebenauf Wunsch ihren "Kunden" Handys,iPods und Spielekonsolen mitauf den letzten Weg.

Etwas skurril mutet eine Modewelle in den Vereinigten Staaten an: Immer mehr Mobilfunknutzer wollen auch im Jenseits nicht auf ihr Handy oder andere lieb gewonnene elektronische »Gadgets« verzichten. Sie nehmen die guten Stücke mit ins Grab.

Vermutlich werden sich Archäologen kommender Tage über merkwürdige Dinge wundern, die sie in den Gräbern aus der Zeit des beginnenden 21. Jahrhunderts finden: Handtellergroße Gebilde mit Resten einer Tastatur und einem Miniaturbildschirm oder kleine portable Rechner mit verwitterten Aufschriften wie »Xbox« oder »Playstation«.

Denn wie das US-Nachrichtenportal Newsvine berichtet, kehren immer mehr Amerikaner zu einer uralten Sitte zurück: Sie nehmen ihre Lieblings-High-Tech-Spielzeuge mit ins Grab – vom Mobiltelefon über den MP3-Player bis hin zur Spielekonsole.

»Es scheint, als ob jeder, der unter 40 Jahren alt ist, sein Handy mit ins Grab nehmen will«, erklärt Noelle Potvin, Serviceberaterin beim in Hollywood ansässigen Bestattungsunternehmen Hollywood Forever. Blackberry-Smartphones, Game Boys und iPods seien nur einige der Beispiele für die gewünschten Grabbeigaben.

Handy ist Teil der Persönlichkeit

Die Gründe hierfür seien vielseitig: »Viele Leute glauben, dass ein Handy die Persönlichkeit seines Besitzers widerspiegelt und deshalb einen wichtigen Teil des Vermächtnisses des Verstorbenen darstellt«, so Potvin.

»Grabbeigaben sind bereits seit der Steinzeit ein wesentlicher Teil der Bestattungskultur des Menschen. Meistens handelt es sich dabei um wichtige Gegenstände aus dem Leben des Verstorbenen, die ihm entweder im Jenseits von Nutzen sein sollen oder von Angehörigen als eine Art Gruß auf den letzten Weg mitgegeben werden«, fasst Rolf-Peter Lange, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Bestattungsunternehmen (VDB) zusammen. Dass technische Geräte wie Handys heute mit ins Grab genommen werden, sei als Zeichen der Zeit zu verstehen.

Der VDB-Vorsitzende schließt nicht aus, dass es auch hierzulande bereits derartige Grabbeigaben gegeben hat. Allerdings ist es nicht bei jeder Form der Bestattung möglich, technische Spielzeuge mit auf die letzte Reise zu nehmen: »Während es etwa im Rahmen einer klassischen Erdbestattung in der Regel kein allzu großes Problem ist, dem Verstorbenen eine solche Grabbeigabe mitzugeben, ist das bei einer Feuerbestattung nicht möglich«, so der Bestattungsfachmann.

Probleme bei Feuerbestattung

Wird eine Leiche eingeäschert, müssen zuvor Metalle oder bestimmte Textilien entfernt werden, etwa Herzschrittmacher. Auch Handys oder andere elektronische Geräte dürfen nicht mit ins Krematorium, weil sie den Ofen beschädigen könnten oder gefährliche Emissionen entstehen.

Dann bleiben für den Hardcore-Gadget-Fan nur zwei Optionen: das klassische Grab auf dem Friedhof oder die Seebestattung. Auf dem Weg zu den Fischen könnte er Handy und iPod mitnehmen, wasserdicht verpackt in einem separaten Behälter.


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