Die Arbeit in der IT-Abteilung ist in den letzten Jahren immer vielseitiger geworden – und war noch nie so spannend, findet Siemens-CIO Hanna Hennig.
Die Digitalisierung nimmt Einfluss auf die gesamte unternehmerische Wertschöpfungskette und konfrontiert IT-Abteilungen mit gänzlich neuen Herausforderungen: Sie sollen Digitale Transformation und Business Innovation vorantreiben und Business Operation optimieren. Sie sollen dafür Best-in-Class-Technologie bereitstellen und Sicherheit „overall“ gewährleisten – und auch ihr bisheriges Tagesgeschäft weiter erledigen. Es klingt herausfordernd, macht jedoch auch die IT-Arbeit so spannend und vielseitig wie nie.
Mit diesen Entwicklungen und dem hohen Tempo im technischen Fortschritt muss sich die IT auf mehreren Ebenen auseinandersetzen: So ist sie vermehrt auch auf strategischer Ebene involviert. Bislang war ihr Job, Arbeitsplätze technisch funktionstüchtig zu halten und Kommunikation zu ermöglichen. Diese „Office-IT“ betraf Endgeräte, Systeme, Software, Netzwerke, Schnittstellen und Speichersysteme et cetera.
Nun kommen die „Business-Modell-IT“ sowie die „Produkt- und Produktions-IT“ dazu: Mit den Business Units entwickelt die IT digital gestützte Produkte und Geschäftsmodelle. Das macht ein tiefes Verständnis vom Geschäft sowie von Märkten und Trends erforderlich. Ziel ist, die Transformation mit und in den Business Units zu beschleunigen und eine Kultur des technologischen Wandels zu etablieren. Dazu muss die IT die neuen Technologien grundlegend verstehen und ihren Wert für das Zukunftsgeschäft und die unternehmerische Digitalisierung identifizieren.
In der Fertigung wird das Thema IT/OT-Konvergenz relevant. Wo IT- und OT-Netzwerke konvergieren, ist die IT tief in Produktionsprozesse und in das Maschinen- und Anlagen-Management eingebunden. Cloud, KI, Data Analytics, Machine Learning, IIoT, Edge und Edge Computing eröffnen in der Digital Factory viele neue Wissens- und Tätigkeitsfelder.
In struktureller Hinsicht gilt es, die neuen Technologien naht- und reibungslos in Bestandssysteme zu integrieren. Wo ERPs und CRMs in die Cloud wandern, braucht es Services rund um die neue virtuelle Architektur. Mit den flexiblen Arbeitsmodellen von New Work und verstärkt durch die Corona-Pandemie kommt noch eine Facette dazu: die Bereitstellung digitaler Arbeitsplätze, damit für alle Mitarbeiter flexibles, sicheres Arbeiten im Büro und im Homeoffice möglich ist.
Auch auf informeller Ebene erweitert sich das Feld: Es gilt, die Mitarbeiter in der Transformation mitzunehmen, sie zu informieren und für die neuen Systeme und Lösungen zu qualifizieren. Ticketing, Intranet-Angebote, digitale Lernpfade, Self-Services und vieles mehr erweitern das Spektrum. Und mit den wachsenden Zuständigkeiten für die IT wird auch erforderlich, Wissen zur Selbsthilfe zu etablieren. So werden Mitarbeiter befähigt, kleinere Maintenance- sowie App- und Automatisierungsprojekte selbst auf- und umzusetzen. Mithilfe von Low Code und Citizen-Developer-Konzepten, geeigneten Trainings und passgenauem IT-Support können sie so digitale Lösungen für ihren Bereich selbst erstellen und die Prozessoptimierung aktiv forcieren.
Selbst im personellen Bereich heißt es, sich neu auszurichten. Denn für unterschiedlichste Anforderungen braucht es unterschiedlich qualifizierte Kräfte – und auch die IT steht hier im harten globalen Wettbewerb. Um Talente zu gewinnen und erfolgreich zu binden, empfiehlt sich vielleicht sogar, eine eigene IT Employer Brand-Strategie zu entwickeln und entsprechend am Personalmarkt zu agieren.
In ihren Multirollen als digitaler Transformator, Tech Enabler, Wissensvermittler und Service Provider sind die IT-Abteilungen vielseitig gefragt. Während sie weiterhin das „Old IT Business“ stemmen, implementieren sie schon das „New IT Business“ mit innovativen Konzepten und agilen Prozessen.
Auf CxO-Level sind sie eine wichtige strategische Instanz und werden für das Business zum Technologieerklärer, Impulsgeber, Visionär und Partner auf Augenhöhe. Auf Kunden- und Partner-Level sind sie wiederum Ansprechpartner für neue gemeinsam genutzte Systeme, Technologien und Dienste. Und auf Mitarbeiter-Level gewährleisten sie, dass IT/Technik stets einfach nutzbar bleibt und Mitarbeiter inspiriert und auch befähigt sind, den digitalen Aufbruch aktiv mitzugestalten.