Arcor drängt mit Tochter Isis ins Projektgeschäft

25. November 2004, 0:00 Uhr |

Arcor drängt mit Tochter Isis ins Projektgeschäft. Der Regio-Carrier Isis positioniert sich zunehmend als bundesweiter Lösungsanbieter. In Abstimmung mit dem Mutterkonzern Arcor haben die Düsseldorfer bereits mehrere Großprojekte realisiert.

Arcor drängt mit Tochter Isis ins Projektgeschäft

Die pünktlich zum zehnjährigen Bestehen präsentierten Geschäftszahlen dürfte auch Arcor-Chef Harald Stöber erfreut zur Kenntnis genommen haben: Mit einem 22-prozentigen Wachstum im Vergleich zum Vorjahr hat der rheinische Regio-Carrier Isis im Geschäftsjahr 2003/2004 den Sprung von 83,1 auf 101,6 Millionen Euro Umsatz geschafft und ist gleichzeitig deutlich in die Gewinnzone vorgestoßen. Während Citynetzbetreiber wie die Telecom Italia-Tochter Hansenet auf eine bundesweite Expansion im Consumerbereich setzen, will Isis das verdiente Geld gezielt in den Ausbau des Lösungsgeschäfts im Geschäftskundensegment investieren.

Das stärkste Wachstum erzielte der Netzbetreiber zuletzt zwar mit DSL-Kunden, deren Zahl sich innerhalb eines Jahres auf 36.000 verdreifachte. Das traditionelle Geschäft mit Telefon- und Internetanschlüssen überlässt der Carrier jedoch zunehmend der Muttergesellschaft Arcor. Isis betreut die eigenen Kunden im Regierungsbezirk Düsseldorf jedoch nach wie vor selbst und tritt darüber hinaus als Netzbetreiber für derzeit rund 140.000 Anschlüsse auf. Das Hauptaugenmerk der Düsseldorfer liegt aber zunehmend im beratungsintensiven, doch lukrativen Businesskundengeschäft. Hier konnte der Netzbetreiber seine Position als lokaler Marktführer im öffentlichen Bereich weiter ausbauen: Neben elf Stadtverwaltungen sind mittlerweile rund 60 Krankenhäuser der Region von der Telekom zum Regionalanbieter gewechselt. Im Medizinbereich vermarktet Isis seit etwa drei Jahren Spezial-Lösungen wie etwa die »Digitale Visite«, die digitale Langzeitarchivierung von Röntgenbildern. Neuerdings gehört auch das Patienten-Entertainment, unter anderem mit Internet und Video-on-Demand am Krankenbett, zum Angebot.

Um das Geschäft mit Lösungen für die öffentliche Hand, sowie für Mittelstands- und Großkunden voran zu treiben, wurde im Frühjahr die Abteilung »Business Development« gegründet. »Wir betrachten uns als Think-Tank des Unternehmens«, erläutert Michael Thum, der die siebzehnköpfige Abteilung leitet. Zur neuen Abteilung gehören Mitarbeiter aus dem Produktmarketing, Ingenieure und Consultants. »Unser Team registriert ganz schnell und genau, wo bei unseren Kunden neuer Bedarf erwächst oder wo der Schuh drückt«, erläutert Thum. Auf diese Weise könne Isis in kurzer Zeit neue Produkte oder Serviceleistungen vermarkten. Ziel der Business-Abteilung ist es, der Klientel ganzheitliche Lösungen anzubieten, die über den Telefon- oder DSL-Anschluss weit hinausgehen. »Wir positionieren uns hier ganz klar als Systemintegrator«, verdeutlicht Thum die Strategie.

Erste Großaufträge konnten die Rheinländer ? in enger Kooperation mit Arcor ? bereits an Land ziehen: So hat Isis die 1.600 Kilometer langen, landesweiten Glasfaserverbindungen des Westdeutschen Rundfunks modernisiert. Künftig ist dadurch die Übermittlung von Aufnahmematerial mit 270 Mbit/s in Studioqualität möglich. »Bei der Vergabe dieses Auftrags spielte unsere Erfahrung als Netzbetreiber eine entscheidende Rolle«, ergänzt Thum. In Stuttgart stieg das Unternehmen zum Technologiepartner des Projekts »Mobil City« auf. Die Schwaben wollen im Vorfeld der Fußball-WM 2006 an zentralen Plätzen und Straßenbahn-Haltestellen Hotspots einrichten.

Im WLAN-Geschäft kann Isis ohnehin schon mit zahlreichen Referenzen aufwarten: Aktuell betreibt der Carrier bundesweit rund hundert Hotspots in der Gastronomie und in Einkaufszentren ? und ist damit in die Top 10 der deutschen WLAN-Betreiber aufgestiegen. Weit über den WLAN-Aufbau hinaus geht hingegen ein Auftrag des Sana-Klinikums in Remscheid: Isis soll die Klinik in Sachen Netzwerk und Kommunikation zum »fortschrittlichsten Krankenhaus Europas« aufrüsten. Sämtliche bislang getrennt voneinander genutzten Hausverbindungen werden dort künftig einheitlich via IP über ein einziges lokales Netzwerk geführt. Die drahtlose digitale Visite wird genauso realisiert wie ein umfangreiches Patienten-Entertainment-System samt WLAN-Verbindung am Bett.

Partner gesucht

Bei den meisten gewonnenen Projekten agiert Isis als Generalunternehmer. Dabei kooperiert die Firma meist mit Partnerunternehmen. Dazu zählten in der Vergangenheit oft Spezialisten aus den Bereichen Medizintechnik und Archivierung, aber immer wieder auch aus dem ITK-Systemhausbereich. »Interessenten können direkt Kontakt mit uns aufnehmen«, unterstreicht Thum. Zudem könnten sich Systemhäuser auch dann an Isis wenden, wenn interessante Projekte nicht alleine zu bewältigen sind und deshalb ein Partner benötigt werde.

Wie weit der gedeihende Business-Development-Bereich bereits zum Umsatzzuwachs beiträgt, lässt sich nach einem halben Jahr noch nicht genau beziffern. Auf die Frage, ob sich Isis mit dem neuen Bereich auf dem Weg zum T-Systems-Gegenstück von Arcor befinde, reagiert Thum denn auch zurückhaltend: »Wir sollten die Kirche im Dorf lassen.« Fest steht allerdings, dass der Lokalnetzbetreiber T-Com und T-Systems auf regionaler Ebene zahlreiche, gewinnbringende Geschäftskunden abgejagt hat. Auf nationaler Ebene will man Synergien im Arcor-Konzern nutzen. »Für große Projekte ist es sehr vorteilhaft, dass wir mit Arcor einen bundesweiten Netzbetreiber im Rücken haben«, betont Thum.

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Kommentar

Während sich Arcor den eins-tigen Konkurrenten O-tel-o einfach einverleibte, dürfte Firmenchef Stöber am eigenständigen Wachstum des Business-Pflänzchens Isis durchaus gelegen sein. Spätestens dann, wenn die Über-Mutter Vodafone mit dem schon oft ins Gespräch gebrachten Verkauf ihrer Festnetztochter ernst macht, wird es mehr denn je auf profitable Bereiche ankommen.

Für etablierte Systemintegratoren wächst mit Isis zweifelsohne ein neuer, ernst zu nehmender Wettbewerber mit Netz und doppeltem Boden heran.

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INFO

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Kaistraße 6, D-40221 Düsseldorf
Tel. 0211 85-27609, Fax 0211 85-27610
www.isis.de


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