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Aufgegeilt

Woanders als beabsichtigt, landeten in den ersten Wochen von Dells Weblog »One2One« Kunden, die auf gut Glück einfach die Adresse one2one.com in die Browserzeile eingetippt hatten.

Autor:Redaktion connect-professional • 31.8.2006 • ca. 1:35 Min

Statt Hardware und günstigen Direktangeboten wurden einem da »Hot Live Babes Ready To Please You« versprochen. Dell hatte es wohl versäumt, sorgfältiges Domain- Clearing zu betreiben und teilte sich den Weblog-Namen nun mit einer Sex-Webseite – so zumindest das Urteil der Branchenbeobachter.

Doch wie Computer Reseller News nun exklusiv enthüllt, war der Auftritt Dells als Anbieter von Online-Sex-Inhalten von langer Hand geplant. Eine kühne Behauptung? Keineswegs, die Beweise finden sich für jedermann zugänglich in dem Weblog. Man klicke nur einmal auf »Die Geschichte hinter One2One«. »1984 baute Michael Dell in seinem Schlafzimmer einen direkt auf die Bedürfnisse eines Kunden zugeschnittenen Computer – die Geburt von Dells Direktvertriebsmodell«. Andere legendäre IT- Unternehmen begannen ihren Aufstieg in einer Garage, nicht so Dell. Von Anfang an legte der Computerhersteller eine ausgeprägte Schlafzimmer-Fixierung an den Tag.

»Menschen aus Fleisch und Blut sind hier und wir hören Euch zu«, heißt es dann im ersten Weblog-Eintrag. Unschuldige Gemüter mögen darunter ein Bekenntnis zu mehr Transparenz und Kundenfreundlichkeit verstehen. Dem Eingeweihten ist jedoch klar, dass es sich hier nur um das verklausulierte Angebot von Telefonsex-Services handeln kann. Und tatsächlich: Bereits einige Tage später meldet Dell: »Unser Telefonsystem … Wir kriegen das hin«. 30.000 Call-Center- Mitarbeiter (lies: Mitarbeiterinnen) stünden bereit, um die Wünsche der Kunden zu befriedigen. Kompliment an Dell: Der Weltmarktführer geht auch sein neues Marktsegment mit vollem Einsatz an!

Doch bald steigt die libidinöse Aufladung so steil an, dass es zum Kurzschluss kommt. In dem Weblog ist nun von »brennenden Laptops « und »Explosionen« die Rede. Dell bleibt in dieser Situation nichts anderes übrig, als die Notbremse zu ziehen. Der Weblog wird vom ungestümen »One2 One« in das wesentlich unverfänglichere »Direct2Dell« umbenannt und auch bei den Themen wird mehr als einen Gang zurückgeschaltet. Die Blogschreiber berichten nun von »Dells kleinstem Notebook«, Verzögerungen bei der Auslieferung neuer Produkte und Rückrufaktionen für allzu heiße Laptop-Akkus.

Und Firmengründer Michael Dell? Der hat sich bereits wieder in sein Schlafzimmer zurückgezogen, das Licht gedimmt, eine Barry-White-CD aufgelegt und begonnen, über den neuesten Vorstoß in aufregende Wachstumsbranchen zu sinnieren. Latex- Laptops, hochempfindliche Joysticks oder ultraheiße Netzteile – bei Dell weiß man nie…