Berlin (dpa) - Nur Bahnchef Rüdiger Grube kam an diesem Montagmorgen gehetzt zur Autoshow. Als er die Berlin-Zentrale der Deutschen Telekom kurz nach halb Neun betrat, wusste er scheinbar nicht, dass die Hauptrednerin Bundeskanzlerin Angela Merkel noch...
…nicht an Bord war. Sie und andere Gäste trudelten an diesem regnerischen Morgen erst nach und nach ein: zuerst Daimler-Chef Dieter Zetsche - natürlich im Elektro-Smart - gefolgt von BMW- Vorstandschef Norbert Reithofer im Elektro-Mini.
Überstrahlt wurde dieser Auftritt nur von Siemens-Chef Peter Löscher, der sich in einem batteriebetriebenen Oldtimer auf trockener Rückbank von seinem im Regen fahrenden «Kutscher» nur langsam vor den Telekom-Eingang nach vorne schob. Der Münchner Konzern präsentierte damit zum ersten Mal den detailgetreuen Nachbau der «Elektrischen Viktoria» - eines historischen Elektroautos, das ab 1905 vor allem als Berliner Hoteltaxi bekanntgeworden war. Etwas dahinter hielt schließlich der Bus, dem eine gut gelaunte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie etliche andere hohe Gäste aus der Auto-, Energie- und Technologie-Industrie sowie Wissenschaft und Forschung entstiegen.
Auch dieser wasserstoffgetriebene Daimler-Bus kündigte an, dass an diesem Tag die neue «Nationale Plattform Elektromobilität» auf der Tagesordnung stand. Mit seinem Oldtimer und einer Reichweite von 80 Kilometern konnte Löscher nicht deutlicher werden: Heute, da Regierung und Industrie das Elektroauto der Zukunft «made in Germany» propagieren, braucht man wieder die Batterietechnologie, die das Land hochgebracht hatte, in den 90er Jahren aber wegen unzureichender Kapazitäten fallengelassen wurde. Sie aber dürfte mit der Speicher- Technologie zum wichtigsten Schrittmacher für das E-Mobil werden.
Es sei schade, dass die Elektrochemie die Batterie damals fallen gelassen habe, betonte auch Merkel etwas später in ihrer Rede. Hätte sie nicht soviel zu tun, würde sie gerne in ihren alten Beruf als Diplomphysikerin zurückkehren, räumte sie schließlich ein. Sie zeichnete eine «spannende Zeit» für die kommenden Jahre. Wie IG- Metall-Chef Bertholt Huber beschwor sie neue alte Berufsbilder, die sich jetzt mit neuem Technologie-Schub scheinbar auftun, die Deutschland eine führende Stellung einbringen solle. Die 750 000 Beschäftigten in der Automobilindustrie sollten diese Entwicklung nicht als Bedrohung ansehen. Vielmehr sollten die Arbeitnehmer, die das deutsche Auto zu einem Spitzenprodukt gemacht hätten, gemeinsam den Weg mit ihren Unternehmen gehen.
Agil sei sie gewesen, die Angela Merkel, meinte ihr Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). Sie habe bei der gut zweistündigen Diskussion mit etwa 30 Spitzenvertretern der deutschen Wirtschaft «das Heft in der Hand» gehabt. Kaufhilfen für Elektroautos habe niemand verlangt, so der Minister. Dabei hatte es zuvor doch anderslautende Stimmen aus den Vorstandsetagen einzelner Autobauer gegeben.
Auch Ramsauers Wirtschafts-Kollege Rainer Brüderle (FDP) legte sich gegen jede «Subventionitis» ins Zeug. Ein Blick auf die noch hohen Kosten des Elektroautos spricht allerdings eine andere Sprache. Es gebe Expertenuntersuchungen, wonach solche Fahrzeuge im Jahr 2020 zwischen 5000 und 8000 Euro teurer seien als konventionelle Autos mit Verbrennungsmotor. Ob die Autofahrer den Preisunterschied zum Beispiel wegen komfortablen Fahrens dann akzeptieren oder ob nicht doch Kaufhilfen gemäß der abgelaufenen Abwrackprämie von 2500 Euro beim Kauf neuer Wagen nötig werden, dürfte weiter diskutiert werden.
Darüber sei jetzt aber mit keinem Wort in den Beratungen diskutiert worden, berichtete Ramsauer. Wohl aber über die Forschungsförderung. Über sie soll frühestens im Herbst erneut geredet werden, wie die beschlossene gemeinsame Erklärung verheißt. Nach mehr als vier Stunden waren Sitzung und Vortrag vor 400 geladenen Gästen erst einmal vorbei. Da standen übrigens fast nur noch schwarze Karossen und PS-starke Boliden vor der Tür. Die elektrisch betriebenen Mini und Smart waren entschwunden. In einem halben Jahr sollen erste Ergebnisse von sieben Arbeitsgruppen vorliegen.
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