Aus eins mach zwei: AMD trennt Chipfertigung ab
Der Prozessorhersteller Advanced Micro Devices wird das Unternehmen in zwei unabhängige Firmen aufteilen. Die Chipfertigung mit insgesamt 3000 Beschäftigten soll in ein eigenes Unternehmen ausgelagert werden. Betroffen sind auch die AMD-Werke in Dresden.


Wie bereits mehrfach berichtet (siehe »Verwandte Artikel« unten), kursieren bereits seit einigen Monaten Gerüchte darüber, dass sich AMD von seiner Chip-Fabrikation trennen wolle. Der Grund: die äußerst angespannte finanzielle Lage, die sich durch Fehler bei der Produktentwicklung und den Kauf des Grafik-Chip-Spezialisten ATI noch verschärfte.
Heute will der Konzern nach Informationen des Wirtschaftsinformationsdienste Bloomberg und des Wall Street Journal (WSJ) offiziell die Gründung eines Joint-Ventures mit einer Investmentfirma aus Abu Dhabi bekanntgeben. Das Gemeinschaftsunternehmen mit dem Namen Foundry Co. wird für AMD und andere Kunden Halbleiter herstellen.
AMD selbst wird damit zu einem reinen Chip-Design-Haus ohne eigene Fertigung. Advanced Technology Investment, eine Beteiligungsfirma aus Abu Dhabi, wird sich laut WSJ an Foundry Co. mit einem Betrag zwischen 3,6 und maximal 6 Milliarden Dollar beteiligen. Bloomberg zufolge werden weitere 1,4 Milliarden Dollar von Firmen aus Abu Dhabi für den Betrieb der Chip-Fabrikation bereit gestellt.
Schulden von AMD an Foundry Co. weitergegeben
AMD wiederum wird Foundry Co. als »Startkapital« an die 1,2 Milliarden Dollar seiner Schulden mit auf den Weg geben. Das neue Unternehmen übernimmt unter anderen AMDs Halbleiterwerke in Dresden. Noch offen ist, ob Foundry zudem eine Chip-Fabrik im US-Bundesstaat New York errichten wird, wie das AMD plante.
Foundry Co. wird nach derzeitigem Stand an die 3000 Mitarbeiter haben. Man darf darauf gespannt sein, ob die neuen Eigentümer den Ausbau der Fertigung in den Werken in Dresden vorantreiben. Aus Geldmangel hatte AMD dieses Projekt zuletzt auf Eis gelegt.
Für AMD ist der Verkauf der Halbleiterfertigung die letzte Chance, sich aus der Krise zu manövrieren. Doch dieser Schritt birgt auch Gefahren. Intel beispielsweise gelang es gerade dank seines Know-hows im Bereich Chipfertigung, den zeitweiligen Rückstand auf AMD wettzumachen und den Konkurrenten in Bedrängnis zu bringen.
Während Intel bereits seit Monaten 45-Nanometer-Prozessoren anbietet und an Nachfolgetechniken arbeitet, wird AMD erst Ende des Jahres mit vergleichbaren Modellen herauskommen. Sollte Foundry Co. künftig nicht in der Lage sein, Intel auf technischem Gebiet Paroli zu bieten, würde das für AMD den Untergang bedeuten.
Und das wäre für alle Hersteller von Servern und Desktop-Systemen schlichtweg eine Katastrophe. Denn eine Intel ohne ernst zu nehmenden Konkurrenten würde mit Sicherheit kräftig an der Preisschraube drehen.