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Talfahrt der bayerischen Wirtschaft - wenigstens - gebremst

Bayerns Wirtschaft: Lage so schlecht wie nie zuvor

Historische Dimensionen beim Auftragsloch, Finanzierungsprobleme, drohender Anstieg der Arbeitslosigkeit und sogar robuste Sektoren sind im Abwärtsstrudel. Der Konjunkturbericht der IHK Bayern liest sich wie Mühlhiasls düstere Prophezeiungen.

Autor:Martin Fryba • 4.6.2009 • ca. 1:10 Min

Bayerns IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Driessen: Bayerns Wirtschaft steckt in einer tiefen Rezession.
Inhalt
  1. Bayerns Wirtschaft: Lage so schlecht wie nie zuvor
  2. Wenn überhaupt: nur zarter Silberstreifen am Horizont

Bei der Präsentation des aktuellen Konjunkturberichts für Bayern muss sich IHK-Hauptgeschäftsführer Bayern, Peter Driessen, wie der Mühlhiasl gefühlt haben. Der bayerische Nostradamus Mühlhiasl – so will es die mündliche Überlieferung - soll vor 200 Jahren Klimawandel, Krieg, Sittenverfall und eigentlich den Untergang der Welt vorausgesagt haben. Ganz soweit wollte Driessen dann doch nicht gehen, aber dramatischer hätte er die Lage der Wirtschaft im größten Flächenstaat der Republik nicht zeichnen können.

»Die bayerische Wirtschaft hat in den vergangenen Monaten einen wahren Absturz erlebt«, fasste Driessen das Fazit einer unter 3.200 Unternehmen durchgeführten Umfrage in seinem ersten Satz zusammen. Der Aufschwung sei noch nicht in Sicht, lediglich der Absturz scheine gebremst, so das einzig positive Statement, wenn man in der tiefen Krise überhaupt ein optimistisches Fragment finden kann.

»Die Auftragsbücher sind nahezu leer«, berichtet Driessen. Vor allem die Investitionsgüterindustrie mit ihrem hohen Exportanteil bekommt die Weltwirtschaftskrise, verbunden mit dem wieder erstarkten Euro, drastisch zu spüren. Sie erlebte »einen noch nie da gewesenen Fall«, sagt Driessen und führt fort, dass das Auftragsloch »mittlerweile historische Dimensionen angenommen hat«. Bei drei Viertel der bayerischen Industrieunternehmen seien die Aufträge aus dem In- und Ausland eingebrochen. Ähnlich gehe es Herstellern von Ge- und Verbrauchsgütern.

Bei bayerischen Großhändlern sei die Geschäftserwartung abgestürzt. Und selbst der Dienstleistungssektor, der sich zu Jahresbeginn noch gegen die Rezession einigermaßen erfolgreich stemmen konnte, sei »vom Abwärtsstrudel erfasst«, berichtet Driessen. Besonders betroffen sind nun auch Zeitarbeitsfirmen und IT-Dienstleister. Während noch zu Jahresbeginn rund 30 Prozent der Firmen des Dienstleistungsgewerbes von Umsatzeinbußen sprachen, ist es nun schon jede zweite Firma, die sinkende Erlöse verzeichnet.