Bechtle enttäuscht den Wettbewerb

26. Juli 2007, 5:25 Uhr | Martin Fryba
Bechtle-Chef Klenk täte dem Wettbewerb einen Gefallen, wenn er an seiner Strategie rütteln würde

Interner Wettbewerb, kaum zu steuernde Vielzahl von Tochterfirmen, wenig bis keine zentralen Strategieimpulse: So sieht mancher Wettbewerber den Systemhausriesen Bechtle und wartet darauf, dass es bei den Schwaben ordentlich kracht. Das hat es auch gelegentlich, aber nicht so, wie es die Konkurrenz erhofft hatte.

Es ist ja nicht so, dass bei großen Systemhäusern alles rund läuft. Ralf Klenk weiß das nur zu gut. Der Gründer und Vorstandsvorsitzende der Bechtle AG kennt die Sorgen hinlänglich, die man sich über Bechtle macht. Es sind nicht die seinen. Die überlässt er gelassen den Wettbewerbern, die darauf warten, wann dem Vorstand in Neckarsulm die Kontrolle über das Systemhausimperium entgleitet. Da erzählt ein Vertriebsleiter eines konkurrierenden Systemhauses genüsslich die Geschichte, wie sich zwei Bechtle-Gesellschaften um ein und denselben Auftrag beim Kunden »regelrecht zerfleischt haben«. Freilich: Nur wer übertreibt, erzählt anschaulich.

Klenk will gar nicht in Abrede stellen, dass ein solcher interner Wettbewerb »in Einzelfällen« vorkommen kann. »Das bleibt nicht aus, zumal wenn man mit Akquisitionen wächst«. Klenk hätte viel zu tun, wenn er nach jeder Übernahme die Claims des Vertriebs bis hin zur letzten Postleitzahl immer wieder neu stecken müsste. Binnenwettbewerb, das ist bisweilen der Preis, wenn man inzwischen mehr als 50 Tochtergesellschaften führt, eine nahezu geschlossene Abdeckung in Deutschland erreicht und alle GmbHs mit Geschäftsführern ausgestattet hat, die Umsatz- und mehr noch Ergebnisverantwortung tragen. Ein Preis, der sich aber auszahlt, wie an der jüngst gemeldeten Umsatz- und Gewinnsteigerungen zu sehen ist (CRN berichtete ). »Wir haben klare Spielregeln. Unsere Geschäftsführer gehen sehr professionell miteinander um«, beteuert Klenk.

Dass ein Konglomerat aus Systemhäusern, viele davon zugekauft, schwer zu steuern ist, haben viele Firmen in den letzten Jahren vorbildlich demonstriert. Viele existieren heute nicht mehr und jene, die es im wesentlich kleineren Maßstab wie Bechtle gibt, kämpfen nicht um Kunden, sondern mit sich selbst. Davon ist Bechtle weit entfernt. Wenn es ein Management gibt, das Kontrolle und Überwachung seiner Töchtergesellschaften beherrscht, dann ist das Bechtle. Genauer: Klenk und sein Vorgänger, der heutige Aufsichtsrats-Chef und Großaktionär Gerhard Schick. Vor dem zu Bett gehen noch ein Blick auf die Tagesabschlüsse der Einzelgesellschaften werfen, das tun sich wohl nur inhabergeführte Vorstände, wie es einst Schick war, an.


  1. Bechtle enttäuscht den Wettbewerb
  2. Der "andere" Betriebsübergang von IBM zu Bechtle

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+