Bechtle selbstbewußt
Ein Umsatzplus im zweiten Quartal und ein in dieser Höhe überraschend hoher Gewinn hat Bechtle-Chef Ralf Klenk zum Anlass genommen, seine ansonsten stets vorsichtig kritische Haltung in Zukunftsvorhersagen wenigstens vorübergehend ein Stück weit abzulegen. Der Manager hat hierfür gute Gründe.

Es gibt wahrlich unangenehmere Gründe als diese, warum man als CEO eine Börsenpflichtmitteilung herausschicken muss: Die Geschäfte laufen beim Systemhaus Bechtle offenbar so gut, dass der Vorstandsvorsitzende Ralf Klenk diese relevante Information dem Kapitalmarkt nicht vorenthalten kann und will. Nach Durchsicht der vorläufigen Zahlen für das zweite Quartal hebt Klenk die Gewinnprognose für 2007 an: 55 Millionen Euro vor Steuern sind für Bechtle drin, was einem Plus von fast 20 Prozent bedeuten würde. Im zweiten Quartal steigerte das Systemhaus seinen Umsatz um knapp 12 Prozent auf 318 Millionen Euro.
Ungewöhnlich selbstsicher – gemeint ist hier nicht sein Auftreten, sondern wenn man Klenk nach der zukünftigen Geschäftserwartung fragt, sagt der Manager dieses Mal, ohne dass man inquisitorisch nachbohren muss: »Die gute Konjunktur in Deutschland bekommen wir derzeit deutlich zu spüren, und wenn die guten Rahmenbedingungen sich im zweiten Halbjahr fortsetzen, halte ich ein Vorsteuerergebnis von 55 Millionen Euro auch für möglich«. Möglich heißt in diesem Fall zwar auch, dass sich die derzeit hohe Investitionsbereitschaft, die sich im traditionell für Systemhäuser starken Schlussquartal sogar verstärkt, abschwächen könnte. Hier ist Klenk im Gespräch mit Computer Reseller News dann doch wieder vorsichtig, aber wenn man die Zwischentöne richtig deutet, geht ein optimistischer Klenk nicht von einer Abschwächung aus.
Zumal die klassische Klientel von Bechtle, kleinere Firmen bis hin zum gehobenen Mittelstand, wieder deutlich mehr in ihre IT-Ausstattung investiert als in den vergangenen Jahren und das E-Commerce-Geschäft, Bechtles zweite Säule, weiter an Fahrt zunimmt. Klenk sieht Bechtle insgesamt »hervorragend positioniert« und – anders als viele Wettbewerber meinen – in seiner dezentralen Organisation mit eigenständigen Tochtergesellschaften »bestens aufgestellt«.