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Behörden hinken hinterher (Fortsetzung)

Autor:Markus Bereszewski • 21.6.2006 • ca. 2:15 Min

Inhalt
  1. Behörden hinken hinterher
  2. Behörden hinken hinterher (Fortsetzung)

Langsame Prozesse
Dabei gäbe es im öffentlichen Sektor gerade wegen der erwähnten Verwaltungsstrukturen und schwerfälligen Prozesse ein hohes Rationalisierungspotenzial. Auf lange Sicht, so Barnreiter, muss und wird dieses zumindest teilweise über Outsourcing-Deals abgedeckt werden: »Wir beobachten heute schon verschiedene Outsourcing-Formen im Public Sector, die von Application Service Providing (ASP) bis hin zu Application Management (AM) reichen. Bisher werden diese jedoch nur sehr selektiv, langsam und zögerlich umgesetzt.«
In den kommenden Jahren werden laut PAC jedoch der steigende Kostendruck, schrumpfende Budgets und die zunehmende Personalknappheit auch hierzulande den Weg schrittweise frei machen für klassische Outsourcing-Dienstleistungen bis hin zu innovativeren Formen wie beispielsweise Business Process Outsourcing (BPO). Momentan fällt es den öffentlichen Rechenzentren leichter, dieses Feld zu bedienen.

Neue Konkurrenz
Überhaupt scheinen öffent­liche Rechenzentren inzwischen IT-Outsourcern ernsthaft Konkurrenz machen zu wollen. Erst Anfang Dezember schlossen sich 30 kommunale ­Rechenzentren in der »Bundes-Arbeitsgemeinschaft der kommunalen IT-Dienstleister« zusammen, um Verwaltungsdienstleistungen stärker zu verknüpfen und ortsunabhängig zur Verfügung zu stellen. Die Arbeits­gemeinschaft versteht sich als Netzwerk von IT-Dienstleistern und hat ? genau wie Outsourcer in diesem Sek-tor ? den Anspruch, die Verwaltungs­arbeit durch ITC-Technik preiswerter und effektiver zu gestalten. Gerade auf kommunaler Ebene, aber tendenziell auch auf Landesebene gewinnen öffentliche Rechenzentren an Bedeutung.
Das Outsourcing-Angebot der öffentlichen Rechenzentren umfasst in erster Linie den Betrieb von Infrastruktur und Anwendungen, in geringerem Ausmaß auch die Anwendungsentwicklung. Da sie meist ausreichende Kapazitäten und das nötige Know-how haben, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die öffentlichen Rechenzentren ihr Angebot um Business Process Outsourcing (BPO) erweitern. Eine ernst zu nehmende Konkurrenz?
Laut Martin Barnreiter befinden sich die öffentlichen Rechenzentren gerade in einer starken Konsolidierungsphase, wie auch die Gründung der »Bundes-Arbeitsgemeinschaft der kommunalen IT-Dienstleister« zeige. Dies werde zur Machtkonzentration der Rechenzentren auf dem Outsourcing-Markt führen. Die Rechenzentren seien daher sehr wohl als ernst zu nehmende Konkurrenz für IT-Dienstleister zu sehen.

Potenzielle Kunden
Das große Plus der öffentlichen Rechenzentren ? aus Sicht von Behörden und öffentlichen Einrichtungen ? stellt der vergleichsweise niedrige Preis ihrer Services dar. Jedoch stoßen die Rechenzentren auch an ihre Grenzen, gerade wenn es um komplexe Problemlösungen geht. »Die gesamte IT-Infrastruktur einer Großstadt wie Hamburg zu betreuen beispielsweise, stellt auch für so manchen IT-Outsourcer eine herausfordernde Aufgabe dar. Öffentliche Rechenzentren müssen hier in der Regel passen,« erklärt der PAC-Analyst.
Dies aber bedeutet, dass die öffentlichen Rechenzentren potenzielle Kunden für IT-Outsourcer sind. »Wer auf sie zugeht,« erklärt der PAC-Analyst, »und Kooperationen im Dienstleistungsumfeld aufbaut, hat die Chance, eine langfristige Kundenbeziehung zu ihnen aufzubauen, was inzwischen immer mehr IT-Dienstleister versuchen. Und auch Software-Anbieter wittern ein lukratives Geschäft mit öffentlichen Rechenzentren.«

Bessere Karten bei Vergabe
Die Kontaktaufnahme wird einerseits durch die begonnene Konsolidierung erleichtert; andererseits wird an­gesichts der Zusammenschlüsse der Rechenzentren der Wettbewerb zwischen den IT-Anbietern um diese Kunden härter. Auf jeden Fall aber werden sie mehr Überzeugungsarbeit leisten müssen, um Projekte zu gewinnen. IT-Outsourcer, die der Mitarbeiterübernahme-Thematik höchsten Stellenwert einräumen und dies den Behörden und öffentlichen Einrichtungen auch erfolgreich kommunizieren, haben laut Martin Barnreiter auf jeden Fall bei der Projektvergabe bessere Karten.