Behörden hinken hinterher
Behörden hinken hinterher. Trotz der häufig miserablen Haushaltslage nutzt die öffentliche Hand Outsourcing zögerlicher als andere Branchen. Der steigende Kostendruck erhöht aber auch in den Amtsstuben stetig den Handlungsbedarf.

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Behörden hinken hinterher
Es geht momentan hoch her im öffentlichen Sektor. Die Streiks der Angestellten im öffentlichen Dienst zeigen jedoch nicht nur eine Unzufriedenheit mit Tarifen und Arbeitskonditionen. »Dahinter steckt auch die Angst vor dem Abbau von Arbeitskräften ? und damit auch davor, dass öffentliche Angestellte durch IT-gestützte Prozesse überflüssig werden beziehungsweise dass ihre Tätigkeitsfelder an externe IT-Dienstleister ausgelagert werden,« kommentiert Martin Barnreiter Analyst von Pierre Audoin Consultants (PAC) und Verfasser der Branchen-Studie »Public Sector Germany«.
Hinderliche Strukturen
Die Tatsache, dass Outsourcing im öffentlichen Sektor in Deutschland ein sehr sensibles Thema ist, und das mehr als in vielen anderen Branchen hierzulande, macht den Anbietern zu schaffen. Die Gewerkschaften streuen oft Sand ins Getriebe. Zudem stellen der beamtenähnliche Status der Angestellten im öffentlichen Dienst und die nicht am Leistungsprinzip orientierten Verwaltungsstrukturen in Behörden und öffentlichen Einrichtungen beträchtliche Hindernisse für Outsourcer dar.
Auch die sehr komplexen, langwierigen Ausschreibungsverfahren legen den Service Providern so manchen Stein in den Weg. Da die öffentliche Ausschreibung hier Pflicht ist, erhöht sich die Zahl der Wettbewerber. Das allein schon zieht laut Barnreiter den Auswahlprozess in die Länge, was am Ende mitunter dazu führe, dass ein großer Teil des Zeitbudgets schon aufgebraucht sei, bevor es an die Umsetzung des eigentlichen Vorhabens gehe. Zu weiteren Verzögerungen oder gar Missverständnissen führen die in den Ausschreibungen oft nicht klar formulierten Anforderungen.
Die Teilnahme an einer Ausschreibung im öffentlichen Sektor erfordert von IT-Dienstleistern oft mehrjährige Investitionen bei hohem Wettbewerb, doch ohne jegliche Erfolgsgarantie. Bedenkt man dann noch die meist geringe Rendite, die Outsourcing-Projekte im öffentlichen Sektor versprechen, verwundert es nicht mehr, dass das Wachstum hier nicht so anzieht. Laut PACs Studie hinkte der deutsche Outsourcing-Markt im Public Sector mit einem Volumen von rund 820 Millionen Euro 2005 und einem Wachstum von acht Prozent 2004/05 hinter anderen Branchen wie der Industrie, Vorreiterin bezüglich Outsourcing, oder dem derzeit stark wachsenden Bankensektor deutlich hinterher.