Bitkom-Studie zur Informationsgesellschaft: Regierung vernachlässigt IT-Branche. Informationstechnik und Telekommunikation werden von der Bundesregierung nicht genügend berücksichtigt. Dies moniert der Bundesverband Bitkom in seiner Studie zur Informationsgesellschaft.
Die angekündigte Innovationsoffensive der Bundesregierung genügt Willi Berchtold noch nicht. Der Präsident des Bundesverbandes Informationstechnik, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) vermisst in den Regierungsplänen die Informations- und Kommunikationstechnologie als zentrales Innovationsfeld: »Das ist eine kapitale Unterlassungssünde.« Schließlich, so Berchtold bei der Vorstellung einer Studie zur Informationsgesellschaft, seien es nicht der Werkzeugmaschinenbau oder die Bergbautechnik, die unsere Zukunft sichern würden, sondern die ITK, die Innovationen anstößt.
Mit rund 750.000 Beschäftigten und 134 Milliarden Euro Umsatz gehöre die ITK-Branche zu den absoluten Leistungsträgern der deutschen Wirtschaft. Für die Zukunft des ITK-Marktes sieht der Bundesverband wieder Licht am Ende des Tunnels, also positive Zuwachsraten. Zusätzlichen Schub erhofft sich Berchtold von der Cebit: »Wir erwarten nach den schwierigen Jahren, dass die Cebit in Hannover das Signal zum Aufbruch gibt.« Denn 70 Prozent der deutschen Firmen würden erste Anzeichen eines Aufschwungs sehen. Auch Ernst Raue, Messe-Vorstand und Cebit-Chef, hofft auf mehr als 6.000 Aussteller (Vorjahr 6.600) zur Cebit: »Im Augenblick kommen eine Menge neuer Anmeldungen, vor allem von mittelständischen Unternehmen.«
Die Bitkom-Studie zur Informationsgesellschaft zeigt ein sehr uneinheitliches Bild über die Verbreitung der Informations- und Kommunikationstechnik in Deutschland. »Zwar konnten in wichtigen Feldern wie der Internet-Nutzung, den Breitbandanschlüssen oder der Mobilkommunikation starke Zuwächse erzielt werden, andere Länder aber waren schneller«, kommentiert Berchtold die Situation. Immerhin stieg die Zahl der bundesdeutschen Internet-Nutzer um vier Millionen auf 40 Millionen (rund 49 Prozent der Bevölkerung) ? bis 2006 sollen es 50 Millionen sein. Damit ist Deutschland weltweit der drittgrößte Internetmarkt, liegt in der Verbreitung aber nur im Mittelfeld.
Gut entwickelt habe sich der E-Commerce-Markt in Deutschland. Im B-to-B-Geschäft wurden 2003 etwa 122,7 Milliarden Euro umgesetzt, im Vergleich zu 15,4 Milliarden Euro im Business-to-Consumer.
Auch die Handy-Nachfrage hat deutlich zugelegt. Derzeit sind in Deutschland rund 64 Millionen Geräte im Umlauf. Etwa 78 Prozent aller Deutschen telefonieren mobil. Aber auch da bewegt sich Deutschland nur im europäischen Mittelfeld. Wogegen Deutschland beim Mobil Commerce mit einem Volumen von 280 Millionen Euro eine Schrittmacherfunktion einnehme. »Schon 2007 werden in Deutschland 5,5 Milliarden Euro über mobile Endgeräte erwirtschaftet«, rechnet Berchtold hoch.
Als wichtigste Messgröße der Informationsgesellschaft bezeichnet Berchtold die Verbreitung von PCs. Etwa 30 Millionen Rechner sind in Deutschland im Einsatz, davon zehn Millionen in der Wirtschaft und 20 Millionen in Privathaushalten. Damit besitzt jeder zweite deutsche Haushalt einen PC. International steht Deutschland allerdings nur im Mittelfeld. Während 36 Prozent der Deutschen einen PC nutzt, sind es in den USA 86, in Skandinavien durchschnittlich 56 Prozent.