FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 29. April 2010. Die Kapriolen im DAX® in den vergangenen Tagen ist ein Ausdruck der Verunsicherung der Anleger. Ebenso deutet das Put/Call-Verhältnis, das derzeit ausgeglichen bei 50 zu 50 steht, auf ein "Weder-Noch"....
…Die Anzahl der Anleger, die positiv gegenüber dem deutschen Bluechip-Index gestimmt ist, ist also ebenso hoch wie die Zahl der Pessimisten. Trotz der vielen Unsicherheiten im Markt hätte der DAX jedoch eine relative Stärke gezeigt, meint Atakan Sahin von der Baader Bank. Belastungsfaktoren seien Goldman Sachs, Griechenland, das jetzt Junk-Bond Status attestiert bekommen hat und die Abstufung der Euro-Länder Portugal und Spanien durch die Rating-Agentur Standard&Poor's. Als Spaniens Abstufung um einen Punkt von AA plus auf AA gestern bekannt gegeben wurde, verlor der DAX kurz vor Handelsschluss nochmals 150 Punkte. Unter die psychologisch wichtige Marke von 6.000 Punkten fiel der Index jedoch nicht. Auch heute Morgen in den ersten Handelsstunden kann sich der Index noch halten.
"Der Markt ist meldungsgetrieben, schnelle und kleinste Gewinne werden mitgenommen", kommentiert Sven Titze von ICF Kursmakler das Verhalten der diese Woche am Markt aktiven Anleger. Am Montag vor allem seien einige auf dem falschen Fuß erwischt worden und Stopp-loss um Stopp-loss wurde ausgelöst. Aber die Frage, wie das weitergeht, bleibe offen.
Solides als Basis
Im derzeitigen Marktumfeld setzen Anleger ganz auf Bluechip-Aktien oder gleich den ganzen Index. "Die sehr guten Zahlen von Daimler und der Deutschen Bank flößen Vertrauen in DAX-Aktien ein und Investoren setzen auf Deutsche Bank, Allianz, Daimler oder Volkswagen als Underlying", erzählt Sahin.
Drehender Markt
In den vergangenen Wochen zeichnete sich der Markt vor allem durch eines aus, nämlich eine geringe Volatilität. In dem nun drehenden Markt steigt die Volatilität sprunghaft an. "Investoren haben nach unserer Beobachtung bislang vermehrt auf Bonus-Zertifikate auf Einzelaktien gesetzt - auch wegen der immerer geringeren Volatilität im Indexbereich", beobachtet Sebastian Bleser von der Société Générale. Bei den meist nachgefragten Papieren war ein Bonus-Zertifikat auf die Deutsche Telekom (WKN SG1KTS). Der Kurs der Telekom-Aktie sei relativ stabil, die untere Barriere von 6,75 Euro liege deutlich unter dem Allzeittief bei 7,82. Mit der bereits zugesagten Dividendenzahlung für die Folgejahre sei dies für einige Investoren ein interessantes Investment. Zwar würden die Dividenden genutzt, um das Produkt zu finanzieren. Aber die zugesagte Dividende wirke sich zu Gunsten der Anleger positiv auf das Pricing des Zertifikats aus. Jetzt mit der steigenden Volatilität werde dagegen der Index als Basiswert wieder interessanter.
Gold bleibt in den Depots
Der hohe Goldpreis - in den vergangenen fünf Handelstagen hat das Edelmetall wieder um gut 3 Prozent zugelegt - hat die Anleger nicht dazu verleitet, ihre Produkte auf Gold zu verkaufen. Eher im Gegenteil: Investoren bleiben auf ihren Investments sitzen bzw. kaufen nach. WTI gegen Brent Oil
Produkte auf Rohöl ziehen ebenso einige Investoren an. Interessant sei derzeit, dass sich der Preisunterschied zwischen der Sorte Brent und WTI umgedreht habe. "Normalerweise ist das Leichtöl aus Texas teurer als das Nordseeöl Brent", erklärt Bleser. "Im Augenblick jedoch ist Brent-Öl das teurere und die Spanne zwischen beiden Sorten größer." Investoren setzten hier auf ein Papier, das mit dem Preisunterschied spielt (WKN SG03N4) und von dem sie sich einen Gewinn versprechen, wenn sich die Preise wieder angleichen. "WTI hat gegenüber Brent verloren, da die Lagerbestände an dem für WTI bedeutenden US-Umschlagplatz in Cushing, Oklahoma ungewöhnlich hoch und die Lagerkapazitäten nahezu ausgeschöpft sind", weiß Bleser. "Die Sorge der Marktteilnehmer, dass keine Lagerkapazität mehr da ist und das Öl dann verkauft werden müsste, drückt unter anderem auf den WTI-Preis." Aber Rohstoffexperten würden damit rechnen, dass sich in naher Zukunft die Lage entspanne und der WTI-Preis wieder steige. Der schwache Euro zieht
Die Abwertung, die der Euro derzeit gegenüber den anderen Währungen hinnehmen muss, lädt zu Spekulationen ein. Anleger setzen beispielsweise auf einen Anstieg des Euro gegenüber dem US-Dollar oder Schweizer Franken. Sie kaufen einen Schein der Commerzbank (WKN CB80BF), der wertlos verfällt, wenn der Euro am Ausübungstag im September unter einem Preis von 1,32 US-Dollar notiert.
© 29. April 2010/Dorothee Liebing