Börse reagiert erleichtert
Nach dem Chaos bei Siemens hat der Kapitalmarkt die Ernennung von Peter Löscher zum neuen Siemens- Chef positiv aufgenommen. Dem bislang unbekannten Manager traut man zu, die Führungskrise zu meistern, ohne Rücksicht auf Seilschaften.
»Eine gute Wahl des Aufsichtsrats«, meinte Investmentbanker Michael Hagmann von UBS, »die Unsicherheit ist weg«, kommentierte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz die Ernennung von Peter Löscher zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden bei Siemens. Der 49-jährige Österreicher, President Global Human Health beim US-Pharmariesen Merck, tritt am 1. Juli die Nachfolge von Klaus Kleinfeld an. Damit steht erstmals ein Manager bei Siemens an der Spitze, der nicht aus dem eigenen Hause stammt. Bereits am Freitag vergangener Woche profitierte die Siemens-Aktie mit einem deutlichen Kursplus auf die am Sonntag bekannt gegebene Personalie. Am Montag starteten die Papiere der Münchner ebenfalls mit Kursgewinnen von zeitweilig über zwei Prozent.
Der bislang unbekannte Löscher hat Stationen bei der Unternehmensberatung Kienbaum, der Hoechst AG und dessen Nachfolgeunternehmen Aventis hinter sich. Bis 2006 war er Mitglied des Vorstands des amerikanischen Siemens-Konkurrenten General Electric. In Vorgesprächen hat Löscher sowohl die Arbeitnehmer- Seite als auch die übrigen Vertreter des Aufsichtsrates überzeugt. Er wird damit leben müssen, nur zweite Wahl zu sein, nachdem der eigentliche Favorit Wolfgang Reitzle, Chef bei Linde, definitiv abgesagt hatte. Die Entscheidung für einen externen Kandidaten fiel nicht zuletzt deswegen, weil sich Siemens-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme in der Bestechungsaffäre vom amtierenden Zentralvorstand nicht hinreichend informiert fühlte. Auf die viel beklagte Mauer des Schweigens muss und wird Löscher bei der Aufklärung der Korruptionsfälle als unvorbelasteter externer Manager keine Rücksicht nehmen.