Migration von X.25-Anwendungen in eine TCP/IP-Umgebung

Brückenschlag in eine neue Welt

26. September 2007, 12:12 Uhr |

X.25 gilt seit Jahrzehnten als sicheres und zuverlässiges Übertragungsprotokoll. Dennoch stellen inzwischen immer mehr Unternehmen ihre Datenkommunikation auf IP um. Die Migration von X.25-Anwendungen auf TCP/IP (XOT) verspricht nicht nur Kosteneinsparungen.

Investitionsschutz: Mit XOT bleibt bei der Umstellung von X.25 auf IP die Infrastruktur nahezu unverändert erhalten.

Kaum ein Übertragungsprotokoll ist rund um den Globus so weit verbreitet wie X.25. Gateways, Router, EC-Identifikations-Server, Bankenrechner, Geldausgabegeräte, Alarmanlagen, POS als Supermarktkassen, Tankstellen, Lotterieannahmestellen oder der Computer des Reisebüros sowie der Check-in-Schalter am Flughafen – nahezu jedes denkbare Kundenterminal, das für Online-Transaktionen an ein Rechenzentrum angeschlossen ist, arbeitet auf der Basis von X.25. Rund 2,5 Millionen Adapter sind zurzeit im Einsatz.

X.25 ist eine von der ITU (International Telecommunication Union) ausgearbeitete Definition der Schnittstelle zwischen paketorientierten Datenendeinrichtungen (DEE) und einer Datenübertragungseinrichtung (DÜE). Der Dienst basiert auf den unteren drei Schichten des ISO/OSI-Referenzmodells. In Schicht eins erfolgen der physikalische Anschluss und die Bitübertragung. Schicht zwei ist die Sicherungsschicht, in der die Leitungssteuerung erfolgt. In der Schicht drei, der Vermittlungsschicht, findet die Vermittlung der Datenpakete statt. X.25 nutzt öffentliche oder private Wählleitungen (SVCs) und / oder Standleitungen (PVCs), in denen Datenpakete über beliebige Transportwege übertragen werden können. Paketvermittelnde Netze sind weltweit verfügbar und stehen in der Regel auch in Ländern zur Verfügung, deren Telekommunikationsinfrastruktur noch nicht dem modernsten Standard entspricht.

Auch der paketvermittelnde Dienst Datex-P der deutschen Telekom basiert auf X.25. Datex ist die Abkürzung für Data Exchange. Die Beförderung der Daten ist sehr sicher, denn bei Datex-P handelt es sich um ein geschlossenes Übertragungsnetz. Die zu übertragenden Daten werden beim Absender aufgeteilt, in gleich große Pakete verschnürt und über die jeweils freien Knotenpunkte, in Deutschland also die Vermittlungsstellen der Telekom, übertragen. Beim Empfänger werden die einzelnen Pakete wieder in ihrer ursprünglichen Reihenfolge zusammengesetzt.

Hohe Verfügbarkeit

Datex-P hat einen hohen Sicherheitsstandard. Die übertragenen Daten können von niemandem mitgelesen oder verändert werden. Das Datex-P-Netz der Telekom beispielsweise wird rund um die Uhr administriert und überwacht, so dass eine hohe Verfügbarkeit sichergestellt ist. Die Übertragungsrate im paketvermittelten Netz liegt zwischen 2.4 KBit/s und 128 KBit/s, wobei die Telekom den Einstieg bei 9,6 KBit/s nutzt.

Um Datex-P zu betreiben, benötigt man aus Anwendersicht ein Datex-P-Modem, zum Beispiel ein DAG-19.2-UE-XX beziehungsweise ein kompatibles X.25-Modem oder einen herkömmlichen ISDN-Anschluss mit der erweiterten X.31-Option (bekannt als Datex-P ISDN Access) wobei der T-ISDN-Anschluss für Sprache und Datenkommunikation benutzt wird. Im Fall von X.25 sind die Tarife unabhängig von Entfernung und Zeit – der Kunde bezahlt lediglich für die Menge der übertragenen Daten plus Festpreis des Datex-P-Anschlusses.

Die Deutsche Telekom beispielsweise bietet verschiedene Datex-P- und Datex-P-ISDN-Access/50/100/200/500-Tarife an, wobei jede dieser Lösungen einen Datex-P Zugang umfasst, ein Packet-Mode und ein Datenfreivolumen. Werden nun zusätzliche Leistungen (Festkontingent überschritten) in Anspruch genommen, so wird dieses Datenvolumen zusätzlich berechnet. Informationen zu Datex-P ISDN Access sind unter http://business.telekom.de zu finden.

Trotz der hohen Sicherheitsstandards und anderer Vorzüge, die Datex-P den Anwendern bietet, geht der Trend in Unternehmen inzwischen jedoch eindeutig in Richtung Internetprotokoll (IP). Anwender setzen mittlerweile verstärkt auf IP, um für ihre Datenkommunikation die Vorteile des Internet zu nutzen. Dennoch gibt es in zahlreichen Unternehmen aber auch Bedenken gegen eine mögliche Umstellung. Dabei spielen Sicherheitsfragen eine eher untergeordnete Rolle, denn primär geht es um die Kosten, die mit einer solchen Migration verbunden sein könnten. Diese Bedenken lassen sich aber leicht zerstreuen.

Info Glossar

X.31 ist das Protokoll für die paketvermittelnde Datenübertragung über ISDN

FTAM steht für File-Transfer, Access und Management. Hierbei handelt es sich um ein ISO-Standardprotokoll der Anwendungsschicht des ISO/OSI-Modells. Es definiert eine Reihe von Diensten, die für den Dateitransfer und -zugriff sowie die Dateiverwaltung in offenen Systemen zuständig sind. Da die Dateisysteme der verschiedenen Betriebssysteme sich teilweise erheblich von einander unterscheiden, definiert FTAM ein allgemeines Modell, also ein virtuelles Dateisystem.

Umstellungskosten im Fokus

Ist schon die Umrüstung des Unternehmensnetzwerks und des IP-Backbones mit erheblichen Investitionen verbunden, so geht beispielsweise der Austausch der Point-of-Sales (POS)-Terminals oft erst recht ins Geld. Das schreckt viele Anwender ab. Hinzu kommt, dass die Terminals zum Beispiel für EC-Karten oder Check-in-Schalter in sehr großen Mengen installiert wurden und mit der »veralteten« X.25-Technologie hervorragend funktionieren. Daher ist es nahe liegend, auf eine vollständig neue Infrastruktur zu verzichten. Stattdessen bietet es sich an, vorhandene Installationen und Anwendungen beizubehalten und eine preisgünstigere Migrationslösung von X.25 auf IP über XOT, also X.25 over TCP/IP zu wählen.

Die Vorteile des XOT-Einsatzes liegen auf der Hand, denn Unternehmen profitieren von dieser Migration in vielerlei Hinsicht. So sind weder Änderungen im Rechenzentrum noch an den Terminal-Applikationen in Filialen oder Niederlassungen notwendig. Kostspielige und zeitaufwändige Programmierarbeiten und Anwendertrainings entfallen. Die Umstellung erfolgt innerhalb kurzer Zeit und hat keine Auswirkungen auf den Anwender.

Auch Änderungen am X.25-Übertragungsprotokoll sind nicht notwendig, denn die bestehenden Konfigurationsparameter in der Zentrale des Unternehmensnetzes sowie in den externen Stationen bleiben auch nach der Migration erhalten.

Das schlagkräftigste Argument für den Einsatz von XOT sind allerdings die möglichen Einsparungen. Anstelle der X.25-Leitungen mit ihren unterschiedlichen Tarifmodellen lassen sich die bereits bestehenden IP-Netze nutzen und so erhebliche Kostenersparnisse erzielten. Durch den Einsatz von XOT ergibt sich nicht nur ein Mehrwert für das vorhandene IP-Backbone, vielmehr lassen sich damit auch Netze verbinden, die nicht über X.25 verknüpft sind.

Migration durch minimale Ergänzung

Für die Umstellung von X.25 auf IP bietet der Markt inzwischen eine Reihe von Lösungen. Eicon Networks, Anbieter sicherer Connectivity-Lösungen für den professionellen Einsatz, ermöglicht beispielsweise durch die Erweiterung des vorhandenen X.25-Geräts mit einem XOT-Router 1551 / RFC 1613 eine kostengünstige Möglichkeit der Migration. Darüber hinaus reduziert diese Geräteergänzung das Umstellungsrisiko, das häufig mit der Einführung neuer Datendienste im Unternehmensnetz entsteht.

Für ein Unternehmen, das sich für diese Form der Migration entscheidet, ergeben sich viele Vorteile. So müssen X.25-Endgeräte nicht ausgewechselt werden, sondern bleiben in der gewohnten Form erhalten. Dadurch entfallen auch mögliche Umschulungen für die Bediener dieser Geräte.

Der Administrationsaufwand ist denkbar gering, die Kosten für die Umstellung sehr niedrig. Hinzu kommen Einsparungen der laufenden Kosten. »Investitionsschutz und Kosteneinsparungen sind die vorrangigen Gründe unserer Kunden bei der Entscheidung für XOT, ohne jedoch Sicherheitsaspekte und hohe Verfügbarkeit außer Acht zu lassen«, stellt Hille Vogel, Marketing Manager Germanic bei Eicon, fest. Durch die Eicon-XOT-Router bleiben vorhandene Installationen und Anwendungen bestehen und sind problemlos weiterzubetreiben. Die geringfügigen Investitionen in die Konzeption und notwendigen neuen Komponenten amortisieren sich sehr bald.

IP-Einführung Schritt für Schritt

Die Umstellung von einer reinen X.25-Umgebung auf IP über XOT (RFC 1613) kann in der Regel schnell erfolgen, da marktgängige Lösungen sich vergleichsweise problemlos in vorhandene Netzwerkumgebungen integrieren lassen. Die Multiprotokoll-WAN-Router 1550/1551 von Eicon unterstützen beispielsweise mehrere Protokolle, darunter X.25, Frame-Relay, ISDN, TCP/IP und PPP. Die jeweils notwendigen Konfigurationen erfolgen über einen herkömmlichen Web-Browser wie den Netscape-Navigator oder den Microsoft-Internet-Explorer. Sie können durch den Netzwerkadministrator von der zentralen Konsole aus durchgeführt werden. Der Web-Browser muss für den Internet-Zugriff über das lokale Netzwerk, nicht über einen Proxy-Server konfiguriert sein.

Unternehmen, die für ihre geschäftliche Kommunikation auf hochverfügbare, öffentliche Datenübertragungswege angewiesen sind, sollten sich nicht allein auf das Internet als Transportmedium verlassen, sondern die Umschaltung auf andere Übertragungswege mit in ihre Planung einbeziehen. Je nach Anforderung bieten sich hier unterschiedliche Möglichkeiten, bei kleineren Datenmengen beispielsweise die GSM-Funkübertragung, an.

WAN-Router oder X.25-Gateways arbeiten in der Regel in jeder herkömmlichen Betriebssystem- und Netzwerkumgebung. Die WAN-Router von Eicon können über ein 10Base-T-Ethernet-Interface in ein Netzwerk integriert werden, um das TCP/IP-Protokoll zu nutzen. Die Integration der Eicon-WAN-Router erfolgt über eine Installations-/Konfigurationsroutine im Flash. Schritt für Schritt werden die notwendigen Änderungen an Parametern, Passwörtern und Usernamen aufgezeigt. Sind sämtliche Installationsschritte erfolgt, lässt sich das System in der Regel in Betrieb nehmen.

Werden in einem Netzwerk Eicon-X.25-Gateways-Anwendungen eingesetzt, die nach ITU-Standard-Protokollen arbeiten – zum Beispiel X.400-E-Mail oder FTAM-File-Transfer – wird zusätzlich eine ISO-Transport-Software benötigt, die eine Verbindung zum darunter liegenden Netzwerk, beispielsweise X.25, herstellt. Eicon bietet hierfür so genannte Connections »Software for Windows Transport Edition« mit den Transportklassen 0 und 2 an. Hierbei handelt es sich um gängige Protokolle, mit der ITU-Applikationen im X.25-Umfeld arbeiten. Die wesentlichen Zielsetzungen von ISO-Transport sind eine durchgängige End-to-End-Kommunikation und die Unabhängigkeit der zugrunde liegenden Kommunikationsprotokolle. Darüber hinaus lassen sich Parameter für QoS (Quality of Service) festlegen, mit denen der Datendurchsatz, Übertragungsverzögerungen, Störraten oder die Fehlerwahrscheinlichkeit gemessen werden können. Für die transparente Datenübertragung kann ISO-Transport zudem die notwendigen Benutzerdaten und/oder vordefinierte Kontrollinformationen bereitstellen.

Migration mit Konzept

Trotz der erheblich günstigeren Betriebskosten sollte man bei einer Migration immer auch weitere Aspekte im Auge behalten und sich ein ganzheitliches Bild von einer Infrastruktur und ihren Komponenten verschaffen. Dazu gehört beispielsweise die Verfügbarkeit von Geräten und Verbindungen, aber auch die Lebensdauer vorhandener Produkte. Das A und O eines erfolgreichen Umstiegs sind ein durchdachtes Kommunikationskonzept und die Zusammenarbeit mit einem kompetenten Partner. Langfristig lassen sich auf diese Weise bestehende Investitionen schützen und geschäftsrelevante Applikationen unternehmensweit produktiv nutzen. Geschäftsprozesse werden verbessert, wodurch die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens nachweislich steigt. Joachim Rettinger,Key Account Manager bei Eicon


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