Business-Markt im Visier: Die Ebay-Tochter Skype und die deutsche Sipgate vermarkten zwar gleichermaßen Internet- Telefonie.In ihren Technik- und Vertriebsstrategien unterscheiden sich die beiden Firmen jedoch deutlich.
Tim von Törne, seines Zeichens Repräsentant von Skype für den DACH-Markt, kann auf ansehnliche Zahlen verweisen: Weltweit über 100 Millionen Menschen nutzen Skype, alleine in Deutschland laden sich täglich tausende Skype-Interessenten die Software herunter. Natürlich, räumt er ein, gebe es auch Neugierige, die Skype zwar auf ihrem Rechner installieren, aber dann kaum benutzen. Das im Jahr 2003 von Niklas Zennström und Janus Friis gegründete Unternehmen erreichte zuletzt einen Umsatz von 60 Millionen Dollar – bevor es Ende letzten Jahres von Ebay für mehrere Milliarden Dollar geschluckt wurde.
Obwohl der Erfolg der Telefonsoftware darauf beruht, dass Gespräche von Nutzer zu Nutzer kostenlos sind, verdient Skype an Telefongebühren. Diese fallen an, sobald der Kunde einen ganz normalen Telefon- oder Mobilfunkanschluss erreichen will. Fest überzeugt ist von Törne davon, dass die für Windows, Mac und Linux verfügbare Software längst auch im Businessbereich eingesetzt wird – was seiner Ansicht nach auch findige Systemhäuser dazu animieren könnte, die Skype- Integration am Arbeitsplatz als Dienstleistung zu offerieren. Eine spezielle Händler-Zertifizierung gibt es freilich nicht – schließlich kann jedermann die Software kostenlos laden. Ansonsten verweist von Törne darauf, dass Fachhändler und Systemhäuser durch den Verkauf von zertifizierter Hardware vom Erfolg seines Unternehmens profitieren könnten. Nach einigen bereits auf der Cebit vorgestellten Produkten zählen dazu neuerdings auch das Philips-Schnurlostelefon »VOIP321 DECT«, eine Weitwinkel-Webcam von Creative und ein USB-Speakerphone des Konferenzlösungsanbieters Polycom.
Den Skype-Erfolg in Frage stellt hingegen Thilo Salmon, Gründer und Geschäftsführer des Düsseldorfer Unternehmens Indigo Networks – bekannt als Marke Sipgate: »Wir nehmen Skype nicht im Markt wahr«, meint er. Für die Telefonie- Lösung aus Deutschland bedarf es keiner speziellen Software, sondern in erster Linie eines DSL- oder Kabel-Anschlusses und einer Anmeldung. Aktuelle Kundenzahlen nennt das Unternehmen zwar nicht, die vor über einem Jahr kommunizierte Zahl von 100.000 Nutzern sei aber bei weitem überschritten. Im Gegensatz zur proprietären Skype-Lösung basiert der Sipgate-Telefonanschluss auf dem offenen SIPProtokoll, das auch zahlreiche, andere Unternehmen unterstützen. Hardware-seitig setzt Sipgate ebenso wie Skype auf zertifizierte Hardware, die Sipgate direkt und über den Fachhandel vermarktet. Ansonsten bringt Salmon das Unternehmen zunehmend auf den Kurs ganz normaler Telefongesellschaften: So bietet jetzt auch Sipgate eine Telefon-Flatrate an. In Kürze kommt eine Premium- Lösung auf den Markt, die alle ISDN-Leistungsmerkmale und auch den Fax-Versand bieten wird – ein erster Schritt hin zum SOHO- und Geschäftskundenbereich. Die Zukunft der Firma sieht Salmon auch im Business- Segment: Ende dieses Jahres, spätestens jedoch 2007, werde Sipgate spezielle Produkte für den Unternehmensbereich auf den Markt bringen, kündigt er an. Ab diesem Zeitpunkt werde das Unternehmen auch Fachhändler und Systemhäuser anders als bisher ansprechen. »Dies ist in jeder Hinsicht eine Herausforderung für uns«, bekräftigt der Geschäftsführer.