Ceterum Censeo: Nichts ist unmöglich!. Wissen Sie was Literaten und Filmschaffende gemeinsam haben? Sie können die Welt so schön oder so utopisch beschreiben wie wir es uns im wahren Leben kaum vorstellen können. Kennen Sie die filmische Trilogie »Mad Max«, in der ein Polizist namens Max Rockatansky in einer postapokalyptischen Welt zu den letzten Wächtern der Zivilisation gehört und zu einem Mann ohne Heimat wird, der in einer endgültig im Chaos versunkenen Welt umherzieht?
Warum ich Sie das frage? In den letzten Wochen zeigte uns die Natur in vielen Teilen der Welt ihre zerstörerische Kraft: das Hochwasser in Europa, der Wirbelsturm Katrina in den USA, Erdbeben in Asien usw. Mit Naturkatastrophen leben wir Menschen schon seit Adam und Eva. Der Unterschied zwischen Adam und Eva und den Menschen in den Industrienationen des 21. Jahrhunderts ist jedoch ein gravierender: Adam und Eva hatten keine IT. Was haben nun Max, Adam und Eva mit IT zu tun, werden Sie fragen? Ich konnte mich in den letzten Wochen des Gedankens nicht erwehren, dass die Geschichte des Max Rockatansky vielleicht gar nicht (mehr) so utopisch ist.
Das erste Mal im Industriezeitalter wurde Energieknappheit thematisiert, die Politiker erwogen tatsächlich die staatlichen Ölreserven anzuzapfen. So wie dieser Planet u.A. vom Erdöl abhängig ist, so ist die Informations- und Kommunikationstechnologie auf die kontinuierliche Versorgung mit elektrischen Strom angewiesen. Das Öl spielt dabei auch eine nicht unerhebliche Rolle.
Wir haben erstmals am 11. September 2001 erlebt, dass auch das Unvorstellbare passieren kann. In Bezug auf die IT bedeutete das damals, dass komplette Infrastrukturen und Daten unwiederbringlich zerstört wurden. Ein neuer Begriff wurde uns in seiner gesamten Tragweite zum ersten Mal so richtig deutlich: Business Continuity. Über die Katastrophe dieser Tage in den USA wurde rund um die Uhr in den Medien berichtet. Ich habe jedoch nirgendwo etwas zum Thema Business Continuity lesen oder hören können, über die durch Stromausfall zwangsabgeschalteten Systeme oder gar die durch Fluten vollständig zerstörten IT-Infrastrukturen und über die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Nichtverfügbarkeit von Informationen und Daten.
Wir als IT-Verantwortliche gehören zu den Treibern einer rasant zunehmend digitalisierten Welt. Die Information in Form von Papier und sonstigen greifbaren Materialien stirbt langsam aber stetig. Ist der Gedanke so absurd, dass in einer fernen Zukunft vielleicht nichts mehr geht, weil alle Informationen digital sind und die notwendige Energie zum Zugriff nicht oder nicht mehr zur Verfügung steht? Der große Knall durch Stromausfall? Eine im wahrsten Sinne des Wortes im Chaos versunkene Stadt haben wir jetzt mit New Orleans erlebt. Entspringt eine Stadt wie Bartertown wirklich nur noch der Phantasie eines Drehbuchautors? Nichts ist unmöglich. Wir und die gesamte IT-Industrie aber müssen nach mehr Möglichkeiten suchen, wie wir die Konfrontation mit dem Unvorstellbaren zukünftig bewältigen, und wir müssen intensiv darüber nachdenken, wie wir unser Wissen in der digitalen Welt der Zukunft sicherstellen.
Wolfgang Franklin, Vorsitzender des Vorstandes, cioforum e.V.
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