Channel entsetzt über Entrepreneur-Aus
Nach der Ankündigung Microsofts, die SMB-Lösung »Entrepreneur« einzustellen, sind die frisch zertifizierten Partner nicht nur enttäuscht. Sie rätseln auch über die wahren Gründe für das plötzliche Aus. Einige vermuten, dass notwendige Verbesserungen an Entrepreneur am Widerspruch etablierter »Dynamics NAV«-Partner scheiterten.
Die Enttäuschung in der Entrepreneur- Partnergemeinde ist groß, ebenso das Unverständnis über das plötzliche Aus für Microsofts SMB-Lösung (CRN berichtete). »Nach den vollmundigen Versprechungen gräbt Microsoft uns Small-Business-Spezialisten das Geschäft einfach wieder ab«, sagt Claus Riedel, Geschäftsführer des Burgthanner Systemhauses R-IQ. Riedel hatte nach den ersten Erfahrungen mit Entrepreneur zwar tiefgreifende Veränderungen erwartet, aber nicht mit der Einstellung des Produkts gerechnet. Dabei sei das Interesse der Kunden von Anfang an recht groß gewesen – nicht zuletzt durch den Namen Microsoft. Im Angebotsverlauf haperte es laut Riedel aber zu häufig an der starren Begrenzung von maximal fünf zeitgleichen Usern und der mangelnden Anpassungsfähigkeit an kundenspezifische Anforderungen.
Für die versprochenen Updates mussten Partner einiges an Geduld aufbringen. So wurde das erste Service-Pack (SP1) erst im Juli veröffentlicht, deutlich später als angekündigt. Darüber hat sich auch Mathias Schreiber geärgert: »Ich habe einige Interessenten wieder verloren, weil wichtige Basisfunktionalitäten wie Anlagenbuchhaltung oder Serienverwaltung fehlten«, so der Geschäftsführer von Schreiber Training & Consulting im badischen Oberkirch. Schreiber ärgert sich vor allem darüber, dass Microsoft nach den anfangs überzeugenden Bemühungen um das untere ERP-Segment der Lösung so wenig Zeit gegeben habe, sich im Markt zu etablieren. »Ich verstehe Microsofts Entscheidung auch deshalb nicht, weil das Geschäft gut anlief«, so der Geschäftsführer. In den ersten zwei Monaten habe er jede Woche durchschnittlich fünf Leads vom Callcenter des Entrepreneur Exklusiv-Distributors Actebis Peacock erhalten. Die offizielle Begründung für die Einstellung von Entrepreneur, die übrigens vom US-amerikanischen Headquarter beschlossen wurde, findet er wenig überzeugend: »Es stimmt, dass Kunden mehr Branchenfunktionalität und Skalierbarkeit gefordert haben, aber die hätte man bei Entrepreneur auch einrichten können.« Schreiber und viele andere Entrepreneur- Partner unter Microsofts Small- Business-Specialists vermuten, dass im Falle einer Überarbeitung der Lösung hin zu mehr Flexibilität die Gefahr einer Kannibalisierung mit »Dynamics NAV« zu groß geworden wäre. »Ich denke, dass die etablierte NAV-Lobby da schon ihren Einfluss geltend gemacht hat«, so ein Partner aus Baden-Württemberg.
Actebis äußert sich angesichts des unerwarteten Endes der Partnerschaft im ERP-Geschäft zurückhaltend: »Wir nehmen die Entscheidung zur Kenntnis und werden Microsoft dabei unterstützen, die Entrepreneur-Partner bestmöglich über die damit verbundenen Maßnahmen wie Support und Wartung zu informieren «, sagt Jochen Bless, Bereichsleiter Produktmanagement bei Actebis Peacock. Viel ausrichten kann der Distributor, der kürzlich von Microsoft als einer der erfolgreichsten Partner in Deutschland ausgezeichnet wurde, in Zukunft allerdings nicht. Eine Partnerschaft im NAV-Umfeld ist bislang nicht geplant.
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