Inhalte-Anbieter wollen TV-Konsum überwachen

CI-Plus-Kopierschutz verunsichert die CE-Branche

15. April 2009, 9:14 Uhr | Joachim Gartz

Die TV-Inhalte-Anbieter wollen ihre Zuschauer mit Hilfe eines neuen Verschlüsselungsverfahrens massiv kontrollieren. Der neue Kopierschutz sorgt für erhebliche Verunsicherung bei Händlern und Endkunden. Auf die TV-Hersteller würden dadurch hohe Zusatzkosten zukommen.

Während sich in der Musikindustrie langsam aber sich die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass die Verbraucher jeglichen Digital- Rights-Management-Verfahren äußerst ablehnend gegenüberstehen, wollen nun die Digital- TV-Anbieter mit einem neuen Verschlüsselungsverfahren den TV-Konsum ihrer Kunden in bisher ungeahnter Form überwachen.

Dem »CI-Plus«-Forum gehören unter anderem Branchengrößen wie Panasonic, Philips, Samsung und Sony sowie der Chiphersteller Neotion an, die ein gemeinsames Interesse daran haben, den existierenden »DVB Common Interface«-Standard für digitales Fernsehen um zusätzliche Funktionen zu erweitern. Der »CIPlus «-Standard soll unter anderem bei Bezahldiensten zur Entschlüsselung eingesetzt werden: »Der Trend zur Nutzung digitaler Zertifikate in elektronischen Geräten für eine verlässliche Identifikation und zum Schutz digitaler Inhalte wird durch den neuen CI-Plus-Standard eindrucksvoll bestätigt«, so Artur Heil, Director Sales und Marketing, EMEA bei der TC Trust Center GmbH, die in Europa für die Umsetzung des neuen Standards verantwortlich sein soll.

Die Hersteller von TV-Geräten und Set-Top-Boxen werden durch den neuen Kopierschutz allerdings ordentlich zur Kasse gebeten. Jeder Hersteller muss pro Geräte- Plattform rund 20.000 Euro für die Zertifizierung bezahlen. Hinzu kommen weitere jährliche Lizenzgebühren. Sollte sich der »CI-Plus«-Standard durchsetzen, hätte dies zudem für die Kunden unabsehbare Folgen. Der komplette Signalfluss wird bei diesem Kopierschutz gegen äußere Eingriffe abgeschirmt. Die Technologie ermöglicht es damit zum Beispiel, genau festzulegen, ob und wie lange eine Aufnahme archiviert werden kann. Da jedes Empfangsgerät einen individuellen Schlüssel besitzt, dürfte es auch nicht mehr möglich sein, TV-Aufnahmen auf anderen Geräten abzuspielen.

Bisher haben sich die Inhalte- Anbieter wie Kabel Deutschland oder Premiere jedoch noch nicht geschlossen hinter den neuen Standard gestellt. Zahlreiche Unternehmen aus der CE-Branche warnen zudem davor, die Kunden durch weitere Kopierschutzverfahren noch weiter zu gängeln. Denn am Ende entscheide schließlich der Kunde, ob er sich ein weiteres Gerät ins Wohnzimmer stellen möchte: »CI Plus mag den Forderungen der Industrie entsprechen, aber jeder weiß doch, wie der Verbraucher reagiert, wenn ihm gesagt wird, dass er wieder einmal ein neues Gerät benötigt. Er wird so lange bei seiner vorhandenen Hardware bleiben, bis es nicht mehr anders geht«, so Dream Multimedia-Geschäftsführer Alpaslan Karasu.

Noch einen Schritt weiter geht Heimkino-Fachhändler Hans-Peter Krupp, Geschäftsführer von Klang und Vision in Ansbach: »Das Thema wird sich von selbst erledigen, denn die deutschen Verbraucher werden es nicht mitmachen.« Hersteller wie Philips oder Technisat statten ihre digitalen Flat-TVs bereits mit der neuen Technologie aus oder planen zur IFA entsprechende Geräte vorzustellen. Ob sich der neue Standard wirklich auf breiter Front durchsetzen wird, bleibt jedoch vorläufig offen.

_______________________________

INFO

Philips Deutschland GmbH
Lübeckertordamm 5, 20099 Hamburg
Tel. 040 28 99 0, Fax 040 28 99 28 29
www.philips.de
TC Trust Center GmbH
Sonninstraße 24-28, 20097 Hamburg
Telefon 040 808026-0, Fax 040 808026-126
www.trustcenter.de


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+