CIO Traumjob oder Albtraum (Fortsetzung)
- CIO Traumjob oder Albtraum
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Sparzwang um jeden Preis
Laut Peter Strüven, Consultant der Unternehmensberatung Bosten Consulting Group fällt der CIO häufig auch dem in vielen Unternehmen vorherrschenden Sparzwang zum Opfer, denn gerade in der Technologiebranche gehört schnelles Umsatzwachstum zum Pflichtprogramm. So werden Unternehmen hier oft zusammengelegt, verlagert oder gar verkauft. Einen weiteren Grund für den relativ häufigen Personalwechsel bei IT-Entscheidern sieht Klaus Nolte, Inhaber der Münchener Personalberatung für IT-Manager htc-network darin, dass manche Unternehmen ? auch gegen den Willen des CIO ? ihre IT an externe Dienstleister auslagern und IT-Chefs dadurch ungewollt einen wichtigen Bestandteil ihres Jobs wie beispielsweise Anpassung, Wartung oder Installation neuer Systeme aus der Hand geben, was sie wiederum leichter austauschbar macht. Dass sich jedoch ein komplettes Outsourcing der IT oder gar die Einsparung des CIO in vielen Fällen nicht als Allheilmittel erwies, mussten schon viele Unternehmen feststellen.
Druck aushalten
Was genau wird aber derzeit von einem erfolgreichen CIO erwartet? Zunächst einmal ist die Erwartung an einen CIO ja die, dass IT-Systeme reibungslos arbeiten. Genau das kann sich heute jedoch als eher undankbare Aufgabe erweisen, denn erfolgreiche Arbeit ist hier selten sichtbar. Entstehen aber bei den IT-Systemen im Unternehmen Probleme, wie beispielsweise Datenverluste oder gar ein Ausfall mit Systemstillstand, trägt dafür meist der CIO die Verantwortung. Außerdem erstreckt sich ? angesichts der Sparparole vieler Firmen ? die Aufgabe so mancher IT-Leiter auf die reine Verwaltung der immer knapper werdenden IT-Budgets. Laut Aussage von Sapient-Geschäftsführer Christian Oversohl nehmen jedoch die IT-Budgets in den Konzernen und Unternehmen aufgrund der immer komplexer werdenden IT-Industrie prozentual am Gesamtkostenaufwand eher zu.
Da der CIO in vielen Fällen als reiner Kostentreiber betrachtet wird, muss er heute einem enormen Kostendruck standhalten und dem Vorstand genau zeigen, welchen Wertbeitrag die IT im Unternehmen leistet. Dazu bedarf es aber neuer strategischer Fähigkeiten.
Vom Techniker zum Strategen
Das meinen auch Analysten des IT-Marktforschungs- und -beratungsunternehmens Gartner sowie Unternehmensberater von Bosten Consulting Group und schätzen die Position des CIO heute weniger vom Ansehen her sondern vielmehr bezüglich der Aufgaben als wichtiger denn je ein und machen in diesem Zusammenhang neue Anforderungen an den CIO aus: so muss der CIO jetzt neben seiner herkömmlichen Rolle als Technik-Guru auch über betriebswirtschaftliches Know-how sowie Führungsqualitäten verfügen. Aus diesem Grunde müssen sich nun viele IT-Verantwortliche in den Bereichen Betriebswirtschaft und Personalführung weiterbilden.
Sehr wichtig sind für den IT-Manager von heute auch sogenannte »Soft Skills«, menschliche Faktoren, wie beispielsweise Einfühlungsvermögen. »Ein CIO muss in der Lage sein, die IT-Strategie an die Unternehmensstrategie anpassen zu können«, so Dave Aron, Vice President Research bei Gartner Executive Programms. Dazu benötigt er ein Gespür für die Beziehung zwischen IT- und Geschäftsprozessen. Nach Ansicht von Wolfgang Franklin, Vorsitzender des CIOForums ist es für den CIO heute auch wichtig, dass er die Denkweise der Vorstände versteht und »deren Sprache spricht«, denn die Bedeutung der IT verändert sich: Sie entwickelt sich zunehmend zum strategischen Partner des Managements. Eine neue IT-Lösung muss heute Unternehmensprozesse transparent machen und gleichzeitig die Einsparmöglichkeiten erhöhen. Also wird der CIO automatisch zum Change-Manager, denn Veränderungen, wie beispielsweise die Einführung einer neuen Software können bei den Angestellten im Unternehmen Ängste auslösen. Der CIO muss darum verstärkt den Dialog suchen und den Mitarbeitern mit viel Sensibilität notwendige IT-Neuerungen erklären. Außerdem muss ein erfolgreicher Cheftechniker Leistungsziele ständig prüfen und gegebenenfalls korrigieren. Bleibt die Frage, ob die CIOs in den Unternehmen wirklich bereit sind, alle neuen Anforderungen an ihre Position zu erfüllen, und sich unverzichtbares Zusatzwissen anzueignen.