Der BI-Spezialist Cognos ist inzwischen nahezu vollständig in den IBM-Konzern integriert. Auch nach der Übernahme wahrt der Anbieter sein eigenes Profil. Angesichts der Wachstumsprognosen für das Thema BI geben sich Cognos-Partner selbstbewusst und bauen ihre personellen Ressourcen aus – teils auf Kosten anderer Partner.
Spezialisten für Business Intelligence (BI) können künftige Entwicklungen normalerweise gut abschätzen. Manchmal lässt aber auch sie die Weitsicht im Stich: »Da haben wir uns wohl geirrt«, räumt Olaf Scamperle, Geschäftsführer von Cognos, auf der diesjährigen Cognos Performance unumwunden ein. Ein Jahr zuvor noch wies der Manager auf der Hauskonferenz des Unternehmens alle Übernahmespekulationen von sich. Doch nur drei Wochen später kündigte IBM die Akquisition von Cognos an.
Es hätte wohl schlimmer kommen können: »Wenn wir schon gekauft werden, dann wäre IBM für uns in jedem Fall die erste Wahl gewesen«, versichert Scamperle. Bis zum Jahresende wird Cognos vollständig in den Konzern integriert sein. Dann firmiert der Anbieter als »Information Management Cognos Software «, das Corporate Design wechselt farblich von Rot zu Grün, und hierzulande erlischt die GmbH. Ansonsten bleibt Cognos aber laut IBM-Sprachregelung »ein eigenständiges Segment« innerhalb der Information Management-Division, zu der auch die Brands DB2, Informix oder Filenet gehören. »IBM hat den Mehrwert von Cognos erkannt«, ist Scamperle zuversichtlich, der IT-Riese werde der neuen Tochter ihr eigenes Profil belassen.
Der Channel jedenfalls schätzt die relative Eigenständigkeit, die Cognos innerhalb des IBM-Konzerns besitzt. Bislang habe sich der Verlust der Unabhängigkeit auf die Zusammenarbeit mit dem BI-Anbieter nicht negativ ausgewirkt, berichten Partner übereinstimmend. Angesichts der Marktchancen geben sich Reseller und Berater selbstbewusst. Denn trotz der Finanzkrise zählt BI zu den Wachstumsthemen der Software- Branche. Darauf stellen sich viele Systemhäuser mit dem Ausbau ihrer Ressourcen ein. Einen sichtbaren Beleg dafür lieferten 19 Partner vergangene Woche auf der Cognos Performance in Mainz, wo sie ein breites Lösungsund Service-Portfolio an Ständen und in Demo-Sessions präsentierten.
Neue Möglichkeiten eröffnen sich durch die CognosÜbernahme für traditionelle IBM-Partner. Prominentes Beispiel dafür ist das Ulmer Systemhaus Fritz & Macziol, das im August den Cognos- Partner Stas aus dem badischen Reilingen kaufte. »Dadurch konnten wir in ein Themenfeld einsteigen, in dem wir bis dahin nicht tätig waren«, erläutert Edith Wittmann, Vertriebsleiterin Software bei Fritz & Macziol. Größe und Marktstellung der Ulmer erlauben der neuen Tochter Stas, das Consulting-Team aufzustocken. So verstärkt, möchte der BI-Spezialist, der sich bislang auf den klassischen Mittelstand konzentrierte, künftig auch größere Kunden adressieren. Außerdem rechnet Wittmann mit Cross-Selling- Potenzial in beide Richtungen. Damit nicht genug, planen die Schwaben, die frisch erworbene BI-Kompetenz weiter auszubauen. »Wir werden sowohl BIExperten einstellen als auch Mitarbeiter dazu ausbilden«, kündigt die Managerin an.
Mit Ausbauplänen steht Fritz & Macziol im Cognos-Channel freilich nicht allein da. Erst vor wenigen Monaten warb das Nürnberger Systemhaus Simple Fact ein zwölfköpfiges BI-Team des Systemintegrators Logica ab. Und der Hamburger BI- und CRM-Spezialist Novem rekrutierte unlängst fünf Leute, die bislang für den Cognos- Partner Braincourt arbeiteten. Cognos-Chef Scamperle beunruhigen solche Verschiebungen innerhalb des Channels absolut nicht. »Ernsthafte Gedanken würde ich mir erst dann machen, wenn Mitarbeiter zu Partnern unserer Wettbewerber wechseln würden.« Vielmehr nimmt der Geschäftsführer die Dynamik als Indiz dafür, dass die Partner mit ihrem Geschäft jetzt richtig aufdrehen.