CRTs gucken noch lange nicht in die Röhre. Experten hatten bereits das Ende der Röhrenmonitore prophezeit. Doch CRTs werden sich noch mindestens fünf Jahre im Markt behaupten ? so das überraschende Fazit einer CRN-Umfrage.
Der TFT-Boom wird den klassischen Röhrenmonitoren ein schnelles Ende bereiten, orakelten die Branchenexperten. Die Kunden halten sich jedoch nicht an diese Prognose und kaufen nach wie vor die scheinbaren Auslaufmodelle, das gilt besonders für großformatige CRTs ab 17 Zoll. »Wider Erwarten werden weiterhin Röhrenmonitore verkauft, vor Weihnachten kam es bei günstigen Röhren sogar zu Verknappungen«, bestätigt Karen Schulz, Senior Procurement Managerin Displays beim Broadliner Tech Data. Jeder dritte Monitor, den der Münchener Grossist verkauft, basiert auf der klassischen Röhrentechnologie.
Beim Konkurrenten Ingram Micro handelt es sich bei jedem fünften Monitor um einen CRT. Christoph Dassau, Senior Manager Displays bei IM, ist sicher, dass in den nächsten fünf Jahren nicht vom Aus für Kathodenstrahlröhren auszugehen ist. In diesem Jahr werde der CRT-Anteil wieder bei 20 Prozent liegen. Auch beim Distributor Delo tragen CRTs noch 20 bis 25 Prozent zum Displayumsatz bei. Detlef Löffers, Geschäftsführer des Grossisten, schätzt, dass die Displays noch drei bis fünf Jahre produziert werden.
Die Prognosen der Distributoren sind durchaus realistisch, denn die Monitor-Hersteller setzen nach wie vor auf CRTs: »Röhren werden sich noch eine Zeit lang im Markt behaupten«, ist Matthias Bokel, Produktmanager Monitore bei Philips, überzeugt.
LG hat sich ebenfalls längst noch nicht von den Monitoren verabschiedet. »Wir werden weiterhin CRT-Monitore produzieren, zumal sie in anderen Ländern noch deutlich mehr nachgefragt werden als in Deutschland«, erläutert Luc Graré, Vertriebsdirektor ISP bei LG Electronics. Allerdings fiel der CRT-Anteil bei LG im vergangenen Jahr auf 35 Prozent, 2002 waren es noch 62 Prozent. Die Veränderung beim Umsatz ist noch extremer ausgefallen: Statt 38 Prozent wie im Jahr 2002 entfallen nur noch 17 Prozent auf Röhren.
Anbieter wie beispielsweise Samsung stellen nach wie Produktneuheiten vor. Auf der vergangenen Cebit erweiterte der Hersteller sein Sortiment um einen 21-Zoll-Lochmaskenmonitor mit planer Bildröhre. Von 1,5 Millionen CRTs, die in Deutschland von Januar bis September 2003 verkauft wurden, hat Samsung immerhin einen Anteil von 13,5 Prozent erreicht. NEC Mitsubishi bietet hauptsächlich 19- und 22-Zoll-Röhren an und wird noch in diesem Jahr, höchstwahrscheinlich aber auch in 2005, in diesem Segment bleiben. In Deutschland liegt der LCD-Anteil des Herstellers ? nach Stückzahlen betrachtet ? allerdings schon bei 88,6 Prozent.
Ein großer, allerdings schrumpfender Absatzkanal für CRTs sind die Flächenmärkte. Einstiegspreise mit 17-Zöllern zu 99 Euro sind weiterhin nur mit Bildröhren möglich. Doch auch in Projekten fragen Firmenkunden weiterhin nach Röhren. »Wir haben Anfragen von Kommunen, bei denen ein knappes Budget die Entscheidungsgrundlage bedeutet«, erläutert Delo-Chef Löffers. Typischerweise werden CRTs in Arbeitsumgebungen eingesetzt, die über viel Platz verfügen und nicht im direkten Publikumsverkehr genutzt werden, beispielsweise in Serverräumen oder Frachtzentren.
Aber auch Spielefans fragen die Röhren weiterhin nach, für sie sind vor allem 19-Zoll-Monitore interessant.
Darüber hinaus sind Ingenieurbüros und Werbeagenturen eine weitere Zielgruppe, die sich besonders für 21- und 22-Zoll-Geräte interessiert.
Trotz dieses Comebacks der Röhrenmonitore dominieren mittlerweile Flachbildschirme den Monitor-Markt: Erstmals wurden Ende 2003 auch in Stückzahlen mehr LCD-Monitore als CRTs verkauft. Laut GfK lag das Verhältnis im November 2003 für Deutschland bei 64 Prozent TFT und 36 Prozent CRT.
__________________________________________
Kasten
Röhrenmonitore tragen weiterhin in höherem Maße als gedacht zum Umsatz im Monitormarkt bei ? und es sieht nicht so aus, als würden sie verschwinden. Kaum ein Fachhändler wird allerdings auf die Idee kommen, jetzt in das CRT-Segment einzusteigen. Reseller, die sowohl Flach- als auch Röhrenbildschirme vertreiben, sollten das CRT-Segment aber auf jeden Fall weiter beobachten. Den großen Geldsegen bringen diese Displays sicherlich nicht. Überall dort, wo es mehr auf niedrige Preise als auf gutes Aussehen ankommt, ist der Röhrenmonitor aber immer noch eine Alternative.
_______________________________________
Delo
www.delo.com
Ingram Micro
www.ingrammicro.de
LG Electronics
www.lge.de
NEC Mitsubishi
www.nac-mitsubishi.com
Philips
www.philips.de
Samsung
www.samsung.de
Tech Data
www.techdata.de