Laber-Check: Viel Lärm um nichts

Das BlaBlaMeter gibt unnützem Geschwätz keine Chance

18. März 2011, 14:03 Uhr | Lars Bube
Laut BlaBlaBlaMeter ist der CRN-Text über das iPad 2 informativer als die Apple-Werbetexte. So soll es sein.

Immer wieder kommt es vor, dass man sich mit Texten herumschlagen muss, die ganz offensichtlich versuchen, aus wenig Inhalt möglichst viel Bleiwüste und Superlative zu machen. Doch das BlaBlaMeter entlarvt sie alle erbarmungslos - von Guttenberg bis Kant...

»Einfacher, schneller, sicherer, günstiger und grüner: Die einzigartige Kombination dieser hervorragenden Produkteigenschaften ermöglicht dank der neuartigen und patentierten Browserless-Web4.0-Technologie die optimierte Nutzung des Hypercloud-Exchange-and-Communications-Servers der Böser Bube und Co KG zur Effizienzsteigerung über die gesamte IT-Abteilung hinweg.« Solche Floskelkonstrukte kommen heutzutage nicht nur in der Werbesprache immer wieder vor, auch in so mancher Doktorarbeit, Onlinerezension oder ähnlichem finden sie sich wieder. Allerdings sind sie besonders in längeren Texten nicht immer gleich auf Anhieb als meist genauso sinnleere wie komplexe Gebilde zu erkennen.

An dieser Stelle bietet die Webseite des BlaBlaMeter eine wertvolle Orientierungshilfe sowohl für Verfasser als auch für Leser an. Während es in der Werbebranche schon lange Versuche gibt, das Erstellen solcher Texte mittels Textbausteinen in Phrasendreschmaschinen zu automatisieren und den Werbefachleuten so die nervige Hand-/Kopfarbeit kreativen Schreibens abzunehmen, geht das BlaBlaMeter genau den anderen Weg: Kopiert man einen Text hinein, bewertet es diesen auf einer »Bullshit«-Skala von 0,0 bis 1,0, wobei die 0 einen lupenreinen Informationstext auszeichnet, während die 10 schon an Sprachvergewaltigung grenzt.

So erhält beispielsweise ein Beitrag der Computer Reseller News über den erfolgreichen Verkaufsstart und die Lieferengpässe bei Apples iPad 2 die sehr gute Bewertung 0,1 mit nur wenigen – aber im Anspruch eines Redakteurs noch immer zu vielen? – Hinweisen auf Bullshit-Deutsch. Beim Gegenvergleich mit einem Werbetext von Apple für das iPad 2 sieht die Sache schon etwas anders aus: 0,6 und damit das Urteil »Sie müssen PR-Profi, Politiker, Unternehmensberater oder Universitätsprofessor sein. Sollten Sie eine echte Botschaft transportieren wollen, so erscheint es fraglich, ob diese ihre Leser auch erreicht.«

Das BlaBlaMeter eignet sich somit genauso dazu, die heiße Luft aus Faseleien und Werbetexten zu lassen, wie auch eigene Texte auf ihren Verständniswert und Informationsgehalt hin zu überprüfen. Wir haben uns deshalb einige berühmte Reden und Texte aus der Weltgeschichte genommen und durch den BlaBla-Test gejagt – zum Teil mit ganz erstaunlichen Ergebnissen:

Berühmte Texte im BlaBla-Test

Altmeister Cicero gibt in seinem Werk "Über den Redner" einen umfassenden Überblick der Feinheiten antiker Redkunst - und dabei selbst nur selten ins Faseln.
Die Rede von Kanzlerin Merkel zur Eröffnung läßt vermuten, dass Cloud Computing für die Politik hauptsächlich noch heiße Luft ist.
Immanuel Kants "Idee einer transzendentalen Logik" ist zwar nicht ganz einfach zu lesen, kommt aber trotzdem weitgehend ohne wissenschaftliches Fachbegriffs-BlaBla aus. Manch heutiger wissenschaftler kann hier durchaus noch viel lernen...

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