Das Ende der Ära Lampatz. Der Ex-Chef und Gründer von Maxdata, Holger Lampatz, hat angekündigt, seine Beteiligung in Höhe von 21 Prozent abzugeben und auf einen Posten im Aufsichtsrat zu verzichten. Damit endet die Ära Lampatz beim Marler Hersteller. Mit der Berufung des ehemaligen Tech Data-Chefs Marcus Adä als neuen Geschäftsführer hofft die Unternehmensführung über eine verstärkte Vertriebsarbeit die anhaltende Krise zu überwinden.
Co-Autor: Samba Schulte
Holger Lampatz löste mit einem Interview in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung heftige Irritationen in der Führungsspitze des Unternehmens und unter den Mitarbeitern aus. Nicht etwa, weil Lampatz sein Aktienpaket verkaufen und auf einen Posten im Aufsichtsrat verzichten will. Sondern seine Ansichten, wie Maxdata wieder in die schwarzen Zahlen kommen kann, sorgten für Missstimmung. Lampatz ist eine eigenwillige Kämpfernatur, die krisenhafte Situationen bei Maxdata schon in der Vergangenheit mit Bravour gemeistert hat. Doch nun will er sich ganz vom Unternehmen verabschieden: Er wird sich von seiner Beteiligung in Höhe von 21 Prozent trennen. Auch den fest eingeplanten Posten im Aufsichtsrat strebt er nicht mehr an. Damit geht die Ära Lampatz bei Maxdata endgültig zu Ende, nachdem vor Monaten auch sein Bruder Kai-Uwe den Posten als Deutschland-Geschäftsführer wegen Differenzen mit Vorstandschef Jürgen Renz hingeschmissen hatte.
Offensichtlich hält Holger Lampatz nicht viel von der Strategie, die CEO Renz gemeinsam mit dem Aufsichtsrat eingeschlagen hat. Maxdata kämpft derzeit mit hohen Verlusten, trotz sehr guter Absatzzahlen bei PCs, Servern und Monitoren. Doch der Preisverfall bei gleichzeitig steigenden Betriebskosten, macht dem Management arg zu schaffen. Allein in den ersten neun Monaten 2005 fiel ein Ebit-Verlust von 18 Millionen Euro an. Maxdatas Antwort darauf heißt unmissverständlich: Vertrieb stärken, Absatz noch weiter ankurbeln, vor allem aber Festhalten am Standort Deutschland und Eigenständigkeit bewahren. Gerade letzteres jedoch ist nach Meinung von Lampatz nicht zukunftsfähig. Er rät dazu, dass sich Maxdata mit einem strategischen Investor zusammenschließen sollte. Die Äußerung sorgt indes für Unmut bei der Belegschaft und den Vertriebspartnern. CEO Renz hingegen hält unbeirrt an seinem eingeschlagenen Sanierungskurs fest, und er kann auf den Rückhalt von Aufsichtsrats-Chef Siegfried Kaske rechnen. Kaske, der über seine Gesellschaft Fomax die Hälfte an Maxdata hält, steht uneingeschränkt hinter Renz.
Der ehemalige Geschäftsführer vom Broadline-Distributor Tech Data Deutschland, Marcus Adä, komplettiert nun seit Jahresbeginn Maxdatas Geschäftsführung in Deutschland. Er wird in der Geschäftsführung für Vertrieb und Marketing zuständig sein. Dirk Quell, der diese Bereiche nach dem Weggang von Kai-Uwe Lampatz kommissarisch betreute, verantwortet den kaufmännischen Bereich. Maxdatas CEO Renz hatte zuvor bereits angekündigt, man wolle der anhaltenden Krise mit verstärkter Vertriebsarbeit begegnen. Deshalb ist es nur konsequent, einen distributionserfahrenen Top-Manager nach Marl zu holen. Seinen guten Ruf hat sich Adä allerdings als Manager des recht erfolgreichen Value Add Distributors Tech Data Midrange verdient, dessen Geschäfte er leitete, bis er 2003 die Verantwortung für das Broadline-Geschäft von Tech Data übernahm. Als Krisenmanager, der die Fehlentscheidungen seiner Vorgänger in der Tech Data-Geschäftsführung wieder ausbügeln sollte, war Adä jedoch nur bescheidener Erfolg beschieden. Im vergangenen Jahr fiel er dem harten Sanierungskurs, den die US-Zentrale dem Konzern verordnete, zum Opfer. Vor allem auch, weil er sich mit Thomas F. Huber, dem neuen Zentraleuropa-Verantwortlichen des Distributors, nicht auf einen gemeinsamen Kurs einigen konnte. Adä nahm vergangenen Montag die Arbeit in Marl auf. Im Gespräch mit CRN wollte sich Adä noch nicht ausführlich über seine künftigen Aufgaben äußern, bekräftigte aber, dass er den Herausforderungen engagiert und zuversichtlich begegne. Die Unternehmensführung will seine Berufung in das Management darüber hinaus als klares Commitment zum indirekten Vertrieb verstanden wissen.
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Mit Adä setzt Maxdata-Chef Renz ein klares Zeichen gegen den von Ex-CEO Holger Lampatz geforderten Strategiewechsel. Der Channel-Manager ist der richtige Mann zum überfälligen Zeitpunkt, um den deutschen Vertrieb auszubauen und die Partner noch stärker an den Hersteller zu binden. Auf Renz wartet aber weit mehr Arbeit als die nun gelöste Nachfolge des in Mitarbeiterkreisen beliebten Kai-Uwe Lampatz. Er muss die Defizite schnell abstellen. Dazu gehören: Eine vergleichsweise schwache Präsenz von Maxdata auf den europäischen Märkten und die bisweilen mangelhafte Qualitätskontrolle im Einkauf.
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