Die Otto-Gruppe hat im vergangenen Jahr knapp zwölf Milliarden Euro umgesetzt – das Gros der Erlöse, gut zehn Milliarden Euro, generierte die Firma in seinem Kerngeschäft »Multichannel-Einzelhandel«. Und dort sind es vor allem die über Internet-Shopping erzielten Umsätze, mit denen der Konzern kräftig zulegen kann. Rund 7,5 Prozent oder 400 Millionen Euro mehr als im Vorjahr nahm Otto über mehr als 60 Online-Shops ein. Insgesamt stieg der E-Commerce-Umsatz damit auf 5,7 Milliarden Euro, was etwa 57 Prozent der Handelsumsätze entspricht. Hinzu kommen verwandte Zugewinne, etwa im Bereich Versandservices oder E-Payment, wo der Konzern mit Hermes oder Yapital positioniert ist.
Vor diesem Hintergrund ist es mehr als verständlich, dass der einstige Versandhandelskönig seine Bemühungen im E-Business intensivieren will. 300 Millionen Euro investiert der Konzern in die Online-Aktivitäten. Das Geld fließt in den strukturellen Umbau seiner Konzernsparten zu »e-driven Companys«, aber auch beispielsweise in die Startup-Finanzierung erfolgsversprechender Konzepte in diesem Bereich. »Die Otto-Gruppe ist wie kaum ein anderer Anbieter am Markt in der Lage, die gesamte Wertschöpfungskette im E-Commerce abzudecken, vom Aufbau vielversprechender Startups bis zur Warenauslieferung an den Kunden«, stellt Rainer Hillebrand, stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Leiter der E-Commerce-Aktivitäten der Gruppe, fest. Nicht zuletzt dank des wachsenden Bereichs Mobile Shopping rechnet das Unternehmen damit, dass die E-Commerce-Umsätze schnell auf acht Milliarden Euro gesteigert werden können.
Dabei versteht sich Otto als Multi-Channel-Anbieter und will folgerichtig auch auf den klassischen Katalogversand nicht gänzlich verzichten. Vor allem Spezialkataloge, die sich auf bestimmte Warensegmente konzentrieren, will der Händler auch in Zukunft noch versenden. Allerdings soll auch hier kräftig gespart werden.
Die Einstellung des Hauptkatalogs, der zuletzt immerhin in einer Auflage von vier Millionen Stück erschien, ist sicherlich ein deutliches Zeichen für den Umbruch im Fernabsatzhandel. Laut dem Bundesverband des deutschen Versandhandels dominiert die Bestellung über das Internet inzwischen deutlich mit gut 65 Prozent am Gesamtumsatz von 39,3 Milliarden Euro. Telefonische Bestellungen machen noch gut 20 Prozent, Post-Bestellungen nur noch drei Prozent aus.