Otto findet seinen Katalog nicht mehr gut: Der Handelsriese plant die Einstellung des legendären Tausendseiters. Die Firma verabschiedet sich als weltweite Nummer zwei im Online-Handel von der Ära des Katalogversands.
Eben erst im Frühjahr wurde der aktuelle, über eineinhalb-Kilogramm-schwere Otto-Katalog über Postversand wieder gratis an die Kunden des Konzerns verschickt. Es war wohl einer der letzten Auflagen des Verkaufskompendiums, denn der Händler Otto bestätigte nun gegenüber der »Bild-Zeitung«, dass man den Hauptkatalog innerhalb der nächsten Jahre abschaffen wolle. Zwar sei der Katalog noch rentabel, gibt eine Sprecherin der Firma dem Boulvard-Blatt Auskunft. Aber auch der klassischste aller Versandhändler generiere mittlerweile 80 Prozent des Umsatzes im Internet.
Mit dem Aus für den Hauptkatalog des Hamburger Handelsriesen endet auch ein Stück deutscher Handelsgeschichte: Der Otto-Katalog erschien erstmals 1950 und schwoll alsbald zum seitenstarken Symbol deutscher Kaufkraft in der Nachkriegsära an. Vom Schuh über Spielzeug bis hin zu Elektronik-Artikeln aller Art war der Prospekt das Fernkaufhaus der deutschen Hausfrau. One-Stop-Shopping in Papierform.
Seit der Jahrtausendwende aber entdeckten auch die Hausfrauen die Möglichkeiten des Internet-Shoppings. Die Tage des klassischen Katalogversand waren damit gezählt. Große Namen wie Neckermann und Quelle – beide Marken gehören heute dem Otto-Konzern – wurden bereits prominente Opfer dieser Entwicklung. Der Hamburger Händler aber hatte noch rechtzeitig auf einen lukrativen Online-Kurs umgeschwenkt: Otto sieht sich selbst als Nummer zwei im internationalen Online-Handel hinter Amazon.