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Carrier-Ethernet

Das Langstrecken-LAN

Ursprünglich rein für den lokalen Bereich entwickelt, erobert Ethernet jetzt den Wide-Area-Bereich.

Autor:Redaktion connect-professional • 9.11.2007 • ca. 2:05 Min

Seit ihren Ursprüngen in den 1970er Jahren hat die Ethernet-Technik stets eine hohe Anpassungsfähigkeit an veränderte Marktbedingungen bewiesen.

Ursprünglich als reiner LAN-Standard mit einer Übertragungsrate von 10 MBit/s konzipiert, steigerten sich ihre Übertragungsgeschwindigkeiten im Laufe der Zeit enorm – über 100 MBit/s und 1 GBit/s bis hin zu den heute verfügbaren 10 GBit/s. Nachdem Ethernet im LAN-Bereich quasi zum Standard wurde, hat es das Metropolitan-Area-Network-Segment (MAN) erobert.

Heute wird zunehmend klar, dass sich die Vorteile der Ethernet-Technik auch auf die Konnektivitätsanforderungen im Wide-Area-Network übertragen lassen und man so die Lücke zwischen LAN und WAN schließen kann.

Als Folge der steigenden Ansprüche von Endverbrauchern und Unternehmen an moderne konvergente Kommunikationsdienste steigen deshalb immer mehr Carrier und Provider auf Ethernet um.

Die Analysten von Infonetics Research erwarten folglich in ihrem »Ethernet Services Market Size Forecast« von 2006 für den Zeitraum 2005 bis 2009 einen Umsatzanstieg mit Ethernet-Diensten von 280 Prozent auf 22,5 Milliarden Dollar. Immerhin 30 Prozent des Wachstums sollen auf den EMEA-Raum entfallen.

In erster Linie bezeichnet Carrier-Ethernet einen überall verfügbaren, standardisierten Netzwerkdienst. Das entscheidende Stichwort lautet hier standardisiert, denn Carrier-Ethernet lässt sich nicht nur über traditionelle (native) Ethernet-basierte Netze bereitstellen, sondern auch auf der Basis anderer Datentransporttechnologien.

Hierfür kommen beispielsweise MPLS-basierte Layer-2-VPNs, IEEE-802.1ad-Provider-Bridges oder Ethernet-over-Sonet in Betracht. Dieses einheitliche Konzept für Carrier-Ethernet vergrößert kostensparend den Einzugsbereich der Ethernet-Technik und verhilft den Endanwendern von Carrier-Ethernet-Diensten zu beträchtlichen Einsparungen.

Die fünf Attribute von Carrier-Ethernet

Carrier-Ethernet ist durch fünf Merkmale gekennzeichnet: Standardisierte Dienste, Skalierbarkeit, Zuverlässigkeit, Quality-of-Service sowie Service-Management. Für die Bereitstellung von Carrier-Ethernet hat das Metro-Ethernet-Forum (MEF) zwei standardisierte Diensttypen definiert: »E-LINE« und »E-LAN«.

Diese sind aus der Perspektive des User-Network-Interface (UNI) festgelegt, das heißt am Demarkationspunkt zwischen dem Ethernet-Netzwerk des Providers und dem Unternehmensnetzwerk des Kunden.

E-Line ist eine virtuelle Verbindung mit Punkt-zu-Punkt-Struktur zwischen zwei UNIs in einem Ethernet-Netz. Der Provider kann Unternehmen diesen Diensttyp in zwei Varianten anbieten:

Der »Ethernet Private Line«-Service (EPL) ermöglicht es einen Punkt-zu-Punkt-Dienst zwischen zwei UNIs einzurichten und den kundenseitigen Frames einen hohen Grad an Transparenz zu bieten. Hierfür wird eine spezielle physische Schnittstelle benötigt. Der EPL-Service erfordert folglich sehr wenig Koordinationsaufwand mit dem Provider und ist gegebenenfalls der ideale Ersatz für eine bisher möglicherweise genutzte Mietleitung.

Der Ethernet-Virtual-Private-Line-Service (EVPL) bietet zusätzlich die Möglichkeit eines Service-Multiplexings am UNI. Ein EVPL-Dienst ersetzt die sonst genutzte Punkt-zu-Punkt-Frame-Relay-Verbindung oder eine ATM/PVC.

E-LAN dagegen ist eine virtuelle Verbindung mit Multipoint-to- Multipoint-Struktur, die eine Mehrpunkt-Konnektivität zwischen mehreren UNIs in einem Metro-Ethernet-Netzwerk einrichtet.

Im Rahmen dieser standardisierten Service-Definitionen legt der Provider für jeden Dienst bestimmte Attribute wie die physische Übertragungsrate am UNI, das Bandbreitenprofil an jedem UNI beziehungsweise der jeweiligen Class-of-Service-Identifiers oder das Verhalten des Layer-2-Control-Processings fest.

Unternehmen erhalten dadurch ihren individuellen Erwartungen entsprechende Dienste mit dazu passenden Service-Level-Agreements (SLAs). Für diese maßgeschneiderten Dienste sind keine Änderungen am LAN-Equipment oder in den Netzwerken nötig.