SOA-Serie Teil 8

Datenanalyse als Service

8. Juni 2007, 9:24 Uhr |

Datenanalyse als Service In einer serviceorientierten IT-Welt werden Data Warehouses und Business-­Intelligence-Anwendungen zentralisierter implementiert und sie übernehmen auch operative Aufgaben.

Business Intelligence (BI) bildet heute die Basis wichtiger Unternehmensentscheidungen. Leistungsfähige BI-Systeme für die Verarbeitung von immer aktuelleren und zuverlässigeren Informationen stärken die Position im harten Wettbewerb. Die Zahl der Mitarbeiter, die Kennzahlen ihres Unternehmens benötigen und Daten auswerten wollen, steigt rapide an. »Benutzer fordern den Zugriff auf mehr Daten und neue Datentypen für die Entscheidungsfindung«, beobachtet Otto Goerlich, Business Intelligence Consultant bei IBM in Deutschland. Enterprise Information Integration (EII) erlaube die Entwicklung von verteilten, förderierten Abfragen und Anwendungen, die auf unterschiedliche Datenquellen zugreifen. Neue Anwendungen wie Business Activity Monitoring (BAM) würden die Grenzen zwischen operationalen und dispositiven Umgebungen verwischen. »SOA wird eine Neudefinition der BI-Konzepte bringen«, prognostiziert Goerlich.

Flexible Datenservices In einer serviceorientierten Architektur (SOA) ist ein Enterprise Service Bus (ESB) eine Infrastruktur für den konsistenten und korrekten Datenaustausch in Echtzeit zwischen Anwendungen, die auch für die Datenversorgungsprozesse des Data Warehouses dienen kann. Extrahieren, Transformieren und Laden (ETL) werden damit zu einer Erweiterung der bereits zur Verfügung stehenden Informationsdienste. Dieser Ansatz reduziert redundante Funktionen und eliminiert Quellen für Dateninkonsistenz. »Bei SOA werden Geschäftsfunktionen einer BI-Lösung als lose gekoppelte und kombinierbare Service-Module bereitgestellt. Diese Module werden in Funktionsweise und Ablauf miteinander abgestimmt und in neue dynamische Geschäftsanwendungen überführt«, unterstreicht Karin Sondermann, Leiterin Platform Strategy bei Microsoft Deutschland. Die Kommunikation zwischen Services erfolgt auf der Basis offener XML-Standards. SOA dient damit auch als Integrationskonzept für heterogene IT-Landschaften. Das technische Fundament für SOA bildet bei Microsoft das .Net Framework 3.0 in Verbindung mit dem Entwicklerpaket Visual Studio. Managementwerkzeuge für den Betrieb komplettieren die Umgebung.

Modulare BI »Mit SOA steht ein neues Gestaltungsparadigma für Anwendungssoftware bereit, denn jetzt können die Unternehmen modulweise die Anwendungen ihren Bedürfnissen anpassen – ohne Änderung des gesamten IT-Systems«, sagt auch Oliver Oursin, Vice President Products and Solution Architect EMEA bei Cognos. Bereits vor einigen Jahren hat sich der Business-Intelligence-Hersteller deshalb mit der Neuentwicklung der Plattform Cognos 8 für eine webbasierende serviceorientierte Architektur entschieden. »BI-Lösungen sind zunehmend serviceorientiert aufgebaut. Dadurch steigen der Mehrwert und der Anwenderkreis beträchtlich, denn Informationen aus BI-Systemen lassen sich bedarfsorientiert und in Echtzeit an unterschiedlichen Arbeitsplätzen als Service bereitstellen«, ergänzt Waldemar Adams, Director Sales Consulting EMEA bei Business Objects. Mit der Suite XI Release 2 seien diese SOA-spezifischen Stärken ausgebaut worden. So ermöglicht es zum Beispiel die Query-as-a-Service-Funktion, die Ergebnisse eines Reports auch in anderen Applikationen oder Prozessen als Web Service zu nutzen. Auch in der operationalen BI spielen SOAs laut Adams ihre Stärken aus. »Sie bilden die ideale Schnittstelle für eine gezielte und bedarfsorientierte Informationsbereitstellung für die einzelnen Mitarbeiter.« Beispiel Call Center: Mit dem Anruf eines Kunden werden automatisch alle für den Agenten wichtigen Zusatzinformationen auf seinem Bildschirm eingeblendet. Die technische Integration aller Schichten unterhalb dieses BI-Services läuft automatisch im Hintergrund.

Applikationen und Prozesse »In einer SOA übernehmen Data Warehouses künftig zusätzliche Aufgaben. Gerade in einer hochkomplexen Umgebung fungieren sie als Daten-Repository, was eine Vielzahl von Anwendungen und Diensten überhaupt erst möglich macht«, erklärt Teradatas Deutschland-Chef Christian Rodatus. Zudem erhöhe sich die Arbeitslast des Data Warehouse durch ereignisinduzierte und ad hoc gestellte Abfragen, sodass in einer SOA der festgelegte Service Level für jede Applikation sich nur durch eine leistungsfähige, skalierbare Lösung gewährleisten lasse. Für die Integration von Teradata Warehouses in eine SOA-Umgebung stehe mit der Teradata Application Platform (TAP) ein Toolkit bereit, mit dem sich Anwendungen und Dienste zeitnah und ereignisgesteuert mit den benötigten Daten versorgen lassen. Als J2EE-Entwicklungsplattform könne TAP auf Applikationsservern wie IBM Websphere oder SAP Netweaver Web AS eingesetzt werden. Ähnlich wie bei den BI- und Warehouse-Spezialisten geht auch bei den Applikationsherstellern der Trend zu SOA. »Die nächste Generation von SAP Netweaver BI bietet Anwendern mittels Web-2.0-Technologien einen verbesserten Zugriff auf analytische Funktionen, vereinfacht den Zugriff auf Unternehmensinformationen durch verbesserte Self-Service-Funktionen per Enterprise Search und integriert aufgaben- und ereignisbezogene Analysefunktionen in die täglichen Geschäftsprozesse«, resümiert Klaus Kreplin, Leiter des SAP-Bereichs Netweaver Technology. Diese BI-Software könne auch für einzelne Abteilungen und Bereiche installiert werden. »Business Intelligence muss heute in einem Unternehmen nicht nur allgegenwärtig, sondern ein integraler Bestandteil eines jeden Geschäftsprozesses sein«, meint auch Jens Kürschner, Direktor System­beratung bei Oracle in Deutschland. Die BI Suite EE 10g Release 3 sei mit der Oracle-Datenbank und der Fusion-Middleware vorintegriert und biete über 300 neue Funktionen sowie eine umfangreiche Unterstützung von Web Services.

Achim Scharf ist Fachjournalist in München.


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