Branchengeflüster

Der Worte sind bald genug gewechselt

30. November 2006, 12:00 Uhr | Markus Bereszewski
Markus Bereszewski

Der Worte sind bald genug gewechselt

Nicht erst seit der Demission von Kai-Uwe Ricke wird über die Zukunft der Telekom und speziell T-Systems spekuliert. Doch seither werden die Diskussionen häufiger und lauter geführt. Denn klar ist, dass der neue Chef René Obermann seine Handlungsfähigkeit schnell unter Beweis stellen will und muss. Und klar ist auch, dass bei T-Systems dringender Handlungsbedarf besteht. Der Service-Provider gilt personell als über- und fehlbesetzt. Nun ist ein personeller Abbau lange beschlossen und angekündigt, aber eben nicht viel mehr. Mit den zahlreichen Beamten im Konzern kann man nicht immer so umspringen, wie sich das so mancher privatwirtschaftliche Manager wohl wünschen würde. Doch das ist nur ein Problem. Die derzeit Frustrierten klagen laut über absolutes Missmanagement zum Beispiel bei der Integration – wenn man das überhaupt als solche bezeichnen kann – von Gedas oder bei der vergleichsweise eher simplen Koordination und Abrechnung von Partnern. Auch von katastrophalen Lagerbeständen ist zu hören, von ganzen Geschäftseinheiten, die zum Rest von T-Systems und dem Portfolio so gut passen, dass man eine schwere Autoimmunerkrankung vermuten könnte. Nun ist über einen Verkauf von lediglich kleinen Teilen wie dem der strategischen Unternehmensberatung ja auch schon öffentlich nachgedacht worden, wie auch daran, im großen Schwung alles zu veräußern, was nicht direkt am TK-Geschäft hängt – aber auch hier fehlen noch Taten. Gespräche werden ge­führt – nicht nur mit den üblichen verdächtigen französischen und amerikanischen Übernahmeinteressenten. Im gesamten Konzern stehen die Zeichen auf Umbau. Die Zusammenführung vom Festnetzbereich und T-Mobile, die mögliche neue Aufstellung in Geschäftskunden einer- und Privatkunden andererseits, Positionskämpfe und neue Gesichter nach den zahlreichen Abgängen auf hoher und höchster Ebene in den letzten Tagen; am 5. Dezember, wenn Obermann dem Aufsichtsrat die Ergebnisse seiner jetzigen Gespräche und damit die neue Ausrichtung und Strategie vortragen wird, dürften wir Konkreteres erfahren. Am spannendsten bleibt für mich die Frage, was von T-Systems bleibt. Als man seinerzeit den heutigen Dienstleister aus Dutzenden von Telekom-internen IT-Einheiten sowie zahlreichen zugekauften (darunter Kleinigkeiten wie Debis) mehr oder weniger wild zusammenwürfelte, hatte man womöglich eins nicht ausreichend bedacht: Es wächst nur das zusammen, was zusammen gehört.


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