»Damit würden neue Bürokratie-Hürden aufgebaut, die die europäische Wirtschaft im internationalen Warenverkehr behindern würden«, sagt Rainulf Pichner vom der IHK Nürnberg für Mittelfranken. Axel Scheer von der IHK Darmstadt sieht immense Dokumentationspflichten auf Unternehmen zukommen. »Der damit verbundene Aufwand und die Kosten sind für kleinere Unternehmen kaum zu stemmen«. Die Folgen: Deutsche Unternehmen könnten die Fertigung dann gleich ins Ausland verlegen, was für den deutschen Arbeitsmarkt schlecht wäre.
Dass die Länder der EU bei wesentlichen Punkten gemeinsamer Wirtschaftspolitik nicht an einem Strang ziehen, ist mehr Regel als Ausnahme. Der Vorstoß der EU für eine Neufassung der Ursprungsregeln könnte einmal mehr ein Beweis für nationalen Protektionismus sein. Unverhohlen machen deutsche Industrieverbände nämlich italienische Lobbyarbeit in Brüssel für die drohende Abschaffung des Qualitätssiegels »Made in Germany« verantwortlich. Angeblich steckt hinter dem EU-Vorschlag, die Herkunftsbezeichnung neu zu regeln, die italienische Bekleidungs- und Schuhindustrie. Sie sähe es gerne, wenn auf den Waren der Konkurrenz aus dem EU-Norden der Aufdruck »Made in Bangladesch« aufgedruckt sein müsste, zitiert »Stuttgarter Nachrichten« Marcus Schwenke vom Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA).
Die EU weist die Spekulation entschieden zurück. Es gehe darum, Hersteller überall in der EU vor unfairen Wettbewerbern zu schützen, die Verbraucher in die Irre leiten, so ein EU-Sprecher.